Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
Vom Netzwerk:
lange gewartet.«
    »Das hättest du getan?« Brodka ergriff ihre Hand, die auf dem Schalthebel ruhte, und küßte sie.
    »Vorsicht!« rief Mirandolina übermütig. »Es ist verboten, den Fahrer abzulenken. Ich hoffe, du warst erfolgreich in Venedig.«
    »Das muß sich erst herausstellen«, sagte Brodka, aber er klang ziemlich mutlos. »Der Mann, den wir suchten, ist tot. Und seine Tochter arbeitet als Fotoreporterin in Rom. Sydow, den du gerade kennengelernt hast, kennt sie. Er wußte nur nicht, daß es die Tochter des Mannes ist, nach dem wir suchten.«
    »Das ist doch nicht möglich!«
    Brodka hob die Schultern. »Das Leben schreibt die verrücktesten Geschichten. Ob Maria Bonetti, so heißt sie, mir allerdings weiterhelfen kann, steht in den Sternen. Vielleicht wissen wir morgen schon mehr.«
    Kurz nach 21 Uhr, es war schon dunkel, kehrten Brodka und Mirandolina nach Hause zurück, freundlich empfangen von Lohengrin, dem Schäferhund. Der laue Abend lud ein, den Tag auf der Terrasse im Weinberg zu beschließen.
    Beim Schein einer flackernden Kerze, der ihre Gesichter anders erscheinen ließ als sie sie nach ihrer kurzen Bekanntschaft in Erinnerung hatten, erzählten beide Geschichten aus ihrem Leben.
    Nach gut einer Stunde hielt Mirandolina plötzlich inne.
    »Was ist?« fragte Brodka.
    »Da vorn, in den Rebstöcken«, raunte Mirandolina. »Es kam mir so vor, als hätte sich etwas bewegt.«
    Brodka erhob sich, ohne ein Geräusch zu verursachen, und starrte blind in die Dunkelheit, während Mirandolina die Kerze ausblies. Plötzlich erkannte auch Brodka, daß sich ein Weinstock bewegte.
    »Lohengrin?« rief Mirandolina unsicher.
    Zunächst geschah nichts. Dann näherte sich der Schäferhund aus der entgegengesetzten Richtung und knurrte bedrohlich.
    An der Stelle, die beide im Auge hielten, knackten Zweige, und plötzlich war zu sehen, wie ein Schatten sich durch die Rebstöcke bewegte, stolperte, an den Spanndrähten hängenblieb, zu Boden stürzte, sich wieder aufrappelte und davonhuschte.
    Lohengrin nahm die Verfolgung auf. Er stürmte mit lautem Gebell in Richtung des Schattens, unsichtbar für die beiden auf der Terrasse.
    Kurz darauf hörten sie, wie unten am Weg ein Motor angelassen wurde, dann das Geräusch kreischender Reifen.
    Mirandolina flüchtete sich in Brodkas Arme.
    »Diesmal hatte ich wirklich Angst«, sagte sie in Anspielung auf den gestrigen Abend.
    »Ich auch«, erwiderte Brodka, löste sich von Mirandolina und tastete nach dem Feuerzeug, das auf dem Tisch lag. Er hatte gerade die Kerze entzündet, als Lohengrin zwischen den Rebstöcken hervorkam. Er hielt einen daumendicken, kurzen Gegenstand im Maul, den er vor Mirandolina zu Boden fallen ließ. Das Geräusch, das dabei entstand, ließ Brodka aufhorchen. Er hob den Gegenstand auf und hielt ihn ins Licht der Kerze.
    »Ist das nicht ein Zielfernrohr?« fragte Mirandolina mit zittriger Stimme.
    Brodka nickte. »Allerdings. Unser unerwünschter Besucher scheint es in der Eile verloren zu haben. Solche Dinger werden von Scharfschützen benutzt.«
    Mirandolinas Blicke huschten verängstigt von Brodka zu den Rebstöcken und wieder zurück. »Das heißt, jemand wollte auf uns schießen!«
    »Auf mich!« korrigierte Brodka. »Oder hast du ebenfalls Feinde?«
    »Mein Gott!« flüsterte Mirandolina. Sie war völlig außer sich. »Wir müssen die Polizei rufen!«
    »Das würde im Augenblick mehr schaden als nützen. Ich habe jedenfalls nicht das geringste Interesse, meinen Fall öffentlich zu machen.«
    »Aber was willst du tun? Du kannst doch nicht warten, bis sie dich abknallen!«
    »Nein«, antwortete Brodka nüchtern. »Ich konnte ja nicht ahnen, daß mich diese Leute schon wieder ausfindig gemacht haben.«
    »Welche Leute?« bohrte Mirandolina nach.
    »Die Leute von der Vatikan-Mafia.«
    »Was willst du jetzt tun?«
    Brodka überlegte. »Am besten, wir schließen uns hier ein und warten, bis es Morgen wird.«
    »Wenn der Schütze wiederkommt, dann wird er sich nicht noch mal verscheuchen lassen. Nein, wir verschwinden. Am besten sofort. Jetzt ist die Chance, unentdeckt zu entkommen, am größten.«
    »Und wohin? Gibt es ein Hotel hier in der Gegend?«
    Die Comtessa schüttelte den Kopf! »Ich habe eine bessere Idee. Du packst nur das Nötigste zusammen, und wir fahren mit meinem Wagen zu Tante Gracia. Sie wohnt in einem alten Haus in Ostia. Dort bist du fürs erste sicher.«
    Brodka überraschte die Entschlossenheit, mit der Mirandolina der

Weitere Kostenlose Bücher