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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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und Sie wissen offenbar, daß Ihre Frau und ich …«
    Er verstummte.
    Und hätte beinahe laut aufgelacht.
    Collin schlief.
    Während es um seine, um ihrer aller Zukunft ging, schlief der Mann wie ein Kind. Seine Brille war auf der Nase verrutscht, und aus dem Kragen quetschte sich ein Doppelkinn hervor.
    Wie es schien, hatte der Professor der Situation weit weniger Bedeutung beigemessen als Brodka. Ließ das nicht darauf schließen, daß er doch nichts von ihrem Verhältnis wußte? Ein Mann, der dem Mann begegnet, der ihm die Frau ausgespannt hat, schläft ein? Lächerlich!
    Brodka drückte die glimmende Zigarre aus, als er hinter sich Juliettes flüsternde Stimme vernahm: »Das ist seine Zeit. Gegen elf schläft er immer ein, egal ob nüchtern oder betrunken.« Sie trat zu ihm, nahm ihn bei der Hand, führte ihn aus dem ungemütlichen Zimmer und schloß die Tür.
    »Ich war drauf und dran, ihm alles zu beichten«, sagte er kopfschüttelnd und mit leiser Stimme. »Ich hatte das Gefühl, er wüßte Bescheid.«
    Juliette blickte zornig. »Du bist ja verrückt. Hinrich weiß nichts. Gar nichts! Bist du dir überhaupt im klaren darüber, welche Folgen dein ›Geständnis‹ auch für dich gehabt hätte?« Ihre Augen funkelten.
    Brodka preßte ihre Hände zwischen die seinen. »Reg dich nicht auf«, sagte er beschwichtigend, »es ist ja nichts passiert. Aber es fügte sich alles auf so merkwürdige Weise zusammen. Er redete und verhielt sich so, als würde er sich über mich und unsere Heimlichkeiten lustig machen. Und als er mir seine Waffen zeigte – während des Essens, verdammt noch mal –, empfand ich das als Drohung. Warum hast du mir verschwiegen, daß er ein Waffennarr ist?«
    »Warum sollte ich dir davon erzählen? Ich wußte, daß es dich beunruhigen würde. Im übrigen hat er noch niemandem seine Sammlung gezeigt. Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern. Das ist eher ein Vertrauensbeweis als eine Drohung. Mach dich nicht verrückt, Brodka. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, mein Mann weiß nichts. Er ahnt nicht einmal etwas.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, murmelte Brodka.
    Es begann zu regnen, als er in seinen Wagen stieg.
    Die Straßen glänzten spiegelglatt, und Brodka nahm die Lichter eines Fahrzeugs wahr, das ihn zu verfolgen schien. Mach dir nicht schon wieder etwas vor, sagte er sich und schob den Gedanken beiseite. Du hast dich in den letzten Tagen schon viel zu oft getäuscht und dich unnötig verrückt gemacht.
    Rascher als erwartet erholte er sich von dem Schrecken, den dieser Abend ihm eingejagt hatte.
    Am Tag darauf bereitete die Wunde an seiner Wade ihm kaum noch Schmerzen, und so faßte er den Entschluß, noch einmal die Wohnung seiner Mutter aufzusuchen.
    Insgeheim verspürte er ein Unbehagen; er kam sich wie ein Schnüffler vor, als ginge die Vergangenheit seiner Mutter ihn nichts an. Aber früher oder später würde er sich mit der Hinterlassenschaft dieser Frau auseinandersetzen müssen.
    Diesmal parkte er seinen Wagen nicht vor dem Haus gegenüber, sondern zwei Ecken weiter in einer Seitenstraße. Er schlug den Mantelkragen hoch und schlich ungesehen, wie er hoffte, in das Haus an der Prinzregentenstraße.
    Als er die Wohnung betrat, bemerkte er sofort, daß Licht brannte, wie schon beim letztenmal. Brodka rannte durch den Flur, schaute in jedem Zimmer nach und durchsuchte auch die Abstellkammer neben dem Wohnzimmer, die er letztes Mal außer acht gelassen hatte. Nichts. Dennoch gab es für ihn keinen Zweifel, daß das brennende Licht ein Zeichen, irgendein Hinweis sein sollte.
    Er ließ sich in einem Sessel nieder und schaute sich minutenlang um. An dem Sekretär blieb sein Blick haften. Er hatte Skrupel, ihn zu öffnen, denn er hatte eine dunkle Ahnung, was er vorfinden würde. Schließlich gab er sich einen Ruck, ging zum Sekretär und riß die Tür des Möbels auf wie ein Eindringling, bei dem es um jede Sekunde geht.
    Die Pistole war verschwunden.
    Entsetzt fuhr er herum, als erwartete er, daß jemand mit der Waffe im Anschlag hinter ihm stand, doch er starrte nur verschreckt ins Leere. Vor seinen Augen verschwamm alles wie eine Fata Morgana, und es dauerte eine Weile, bis Brodka bewußt wurde, daß er sich fürchtete. Ohnmächtige Wut, Hilflosigkeit und Angst kamen in ihm hoch; er bangte wie ein Kind und wünschte sich, er könnte aus diesem bösen Traum entfliehen und die Ereignisse der letzten Tage ungeschehen machen.
    Seit seiner Rückkehr aus Amerika war zu viel

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