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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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geschieden. Ihr kurzes kastanienbraunes Haar, das sie nach vorn frisiert trug, faszinierte Brodka mindestens ebensosehr wie ihre großen Brüste unter der Kostümjacke und das Muttermal auf ihrer Oberlippe. Kurz, die Begegnung hinterließ bei Brodka einen nachhaltigen Eindruck, und als sie voneinander erfahren hatten, daß sie beide auch am folgenden Tag im Hotel sein würden, verabredeten sie sich für den nächsten Abend, die gleiche Zeit, derselbe Ort.
    In gewisser Weise ähnelte Nora Juliette; zwar nicht äußerlich – Juliette war viel kleiner und hatte langes schwarzes Haar –, aber was ihre Herzlichkeit und Offenheit betraf. Selbst während der Arbeit mit dem smarten Exrennfahrer und Flugunternehmer am folgenden Tag ging Brodka die unerwartete Begegnung vom Vorabend nicht aus dem Kopf.
    Kurz vor 21 Uhr, zur vereinbarten Zeit, betrat Brodka die Hotelbar, bestellte wie tags zuvor beim Barmann seinen Whisky und wollte am selben Tisch wie am gestrigen Abend Platz nehmen, als er am hinteren Ende des Raumes vor einem blaugrünen Gobelin mit üppiger Landschaft Nora sitzen sah, wenngleich sie kaum wiederzuerkennen war.
    Sie sei etwas zu früh dran, erklärte sie, weil ein Geschäftstermin geplatzt sei, was ihr aber durchaus recht sei, denn sie habe sich sehr auf den Abend gefreut.
    Brodka betrachtete verwundert und fasziniert zugleich Noras verändertes Äußeres. Sie war viel auffälliger geschminkt als gestern. Ihr dunkles Haar war mit Gel zu einer Art Helm frisiert, der sich um den Kopf schmiegte. Ihre Lippen, gestern noch zartrosa, leuchteten nun dunkelrot und herausfordernd. Und was Nora am Vortag noch unter einer schwarzen Jacke verborgen hatte – ihren atemberaubenden Busen –, stellte sie heute unter einer eng taillierten Seidenjacke zur Schau, die zwar den obersten Knopf ansonsten aber keine Wünsche offenließ, denn sie trug nichts darunter.
    Der Anblick verwirrte ihn und erregte seine Phantasie, und wie alle Männer in einer solchen Situation begann er von sich selbst zu erzählen und rückte sich dabei ins beste Licht. Nora zeigte sich sehr interessiert, stellte immer neue Fragen und ließ hin und wieder einen bewundernden Ausruf hören. Und Brodka redete – über seinen Beruf, sein Leben, seine Wünsche.
    Er fand in Nora eine sehr aufmerksame Zuhörerin; noch mehr aber schien sie sich in der Rolle der Kokotte zu gefallen. Unruhig, als lauschte sie gespannt seinen Worten, beugte Nora sich immer wieder vertraulich zu ihm vor, lehnte sich lächelnd zurück, verlagerte ruckend ihre Sitzhaltung, daß ihre Brüste wippten, schlug die Beine übereinander oder spreizte sie undamenhaft, so weit der enganliegende Rock es zuließ. Während Brodka bei Champagner aus seinem Leben erzählte, überlegte er fieberhaft, wie er es anstellen konnte, dieses frivole Weibsstück in sein Bett zu kriegen.
    Er wußte, die meisten Frauen verabscheuen jede Art von plumper Anmache, finden jedoch die unverblümte Frage ›Wollen Sie mit mir schlafen?‹ schlichtweg umwerfend. Bei einem Drittel aller Angesprochenen endet diese Frage jedoch mit einer Ohrfeige, und alle Mühe war vergebens.
    Während Brodka sich den Kopf zerbrach, wie er Nora herumkriegen konnte und seine Begierde wie Spargel im warmen Regen wuchs, schob Nora den Arm über den Tisch, hielt ihm die Fingerspitzen der rechten Hand hin und lächelte dabei vielsagend.
    Ob es sein könne, daß sie beide in diesem Augenblick dasselbe im Sinn hätten, fragte Brodka mit der Behutsamkeit eines erfahrenen Mannes.
    Eigentlich hätte Nora gar nicht mehr zu antworten brauchen, denn sie hatte Brodkas Hand ergriffen und drückte sie so fest, daß es keiner weiteren Zustimmung bedurfte. Dennoch erwiderte sie laut genug, daß es auch am Nebentisch zu hören war: »Wenn du wissen willst, ob ich Lust auf dich habe – ja.«
    Brodka war in diesem Augenblick alles egal: die wissenden Gesichter der Gäste am Nebentisch, die fragenden Blicke des Barkeepers, wenn sie jetzt aufstünden und gingen, und was Herr Erich, der Portier denken mochte, wenn der Gast mit der fremden Schönen durch die Hotelhalle stolzierte.
    Brodka wollte, mußte diese Frau haben.
    Vor dem Lift trat der allgegenwärtige Herr Erich an Brodka und seine Begleiterin heran. Er entschuldigte sich dienernd, daß er störe, aber er habe eine wichtige Nachricht für Herrn Brodka.
    Brodka paßte das gar nicht in den Kram. »Das kann doch wohl bis morgen warten!« fuhr er ihn an. »Heute abend will ich meine Ruhe

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