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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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wollte mich erschießen.«
    Juliette blickte ihn erschrocken an. »Das ist nicht wahr.«
    »Leider ja. Ich glaube sogar, er wollte uns beide umbringen. Als er dich in meiner Wohnung besuchte, hatte er eine mit sechs Schuß geladene Pistole bei sich. Sie steckte in seiner Manteltasche. Als er volltrunken nach Hause fuhr, hat er den Mantel an der Garderobe vergessen, und ich fand die Waffe. Am nächsten Tag ging ich zu ihm in die Klinik. Ich wollte ihn zur Rede stellen, legte die Pistole auf seinen Schreibtisch. Plötzlich nahm er die Waffe, zielte auf mich und drückte ab. Gott sei Dank hatte ich vorher die Patronen herausgenommen. Sonst säße ich jetzt nicht hier.«
    Juliette hörte fassungslos zu. Nachdem Brodka geendet hatte, murmelte sie: »Er wird es wieder versuchen. Hast du Anzeige erstattet?«
    Brodka hob die Schultern. »Ich weiß nicht, ob das Sinn hätte. Es gibt keine Zeugen, und ich habe das Gefühl, daß er in der Klinik von allen gedeckt wird. Und du kennst ja unsere Polizei. Man muß erst tot sein, bevor man bei denen Glauben findet.«
    »Bist du deshalb hierhergekommen?« fragte Juliette. »Damit wir überlegen können, wie es weitergehen soll?« Nach einer Pause fügte sie hinzu: »Wie hast du mich eigentlich gefunden?«
    Brodka setzte ein mühsames Lächeln auf. »Es war Zufall oder eine schicksalhafte Fügung. Ich glaubte dich zunächst bei Collin; aber mehrere Anrufe blieben erfolglos. Dann rief Hagen mich an und sagte, du hättest ihn um die Fotos von dem rätselhaften Fotografen gebeten. Er wollte wissen, ob es damit seine Richtigkeit habe. Wozu brauchtest du die Bilder?«
    Nach kurzer Zeit war der Streit zwischen ihnen vergessen. Denn als Juliette erklärte, daß ihr römischer Geschäftspartner Fasolino schon einmal in einen Fälscherskandal verwickelt gewesen war und deshalb sieben Jahre im Gefängnis gesessen hatte, kannte Brodka nur noch ein Ziel: Licht in das Dunkel dieser Affäre zu bringen.
    »Wie hast du es herausgekriegt?«
    Juliette senkte den Blick. »Der Gigolo, wie du ihn nennst, hat mir dabei geholfen. Er arbeitet im Zeitungsarchiv des ›Messaggero‹.«
    »Verstehe«, bemerkte Brodka knapp. »Und dieser Fotograf?«
    »Als ich noch einmal zu Fasolino wollte, um ihn zur Rede zu stellen, sah ich einen Mann aus seinem Haus kommen, den ich von irgendwoher kannte.«
    »Und du meinst, es war der Fotograf, der deine Vernissage besucht hat?«
    »Anfangs war ich mir nicht sicher, aber seit ich die Fotos gesehen habe, gibt es für mich keinen Zweifel.«
    Brodka rieb sich über das Kinn. Er dachte nach. »Das würde bedeuten, du bist das Ziel eines Komplotts.«
    »Ich glaube auch nicht mehr daran, daß ich zufällig an einen Fälscherring geraten bin. Das alles war zu perfekt eingefädelt. Es würde mich nicht wundern, wenn wir selbst hier, in diesem Augenblick, heimlich beobachtet würden.«
    Obwohl er nicht daran glaubte, ließ Brodka seinen Blick durch das Hotelfoyer schweifen. Vornehm gekleidete Menschen schlenderten ungezwungen umher. Opern- und Theateraufführungen und die gesellschaftlichen Ereignisse des Abends waren zu Ende. Man ließ den Tag bei angenehmer Unterhaltung ausklingen.
    »Erinnerst du dich«, nahm Brodka den Faden wieder auf, »wie ich dir sagte, dieses Fälscherkomplott richte sich gegen dich, solle in Wahrheit aber mich treffen? Du hast mir nicht geglaubt. Bis dahin warst du sogar der Meinung, die seltsamen Ereignisse nach dem Tod meiner Mutter würden nur in meiner Einbildung existieren, nicht wahr?«
    »Unsinn«, erwiderte Juliette. »Du hast mir von diesem Totengräber erzählt, der gemeint hat, der Sarg deiner Mutter sei leer gewesen. Dann haben wir diese Frau im Stephansdom gesehen. Dann entdeckst du in Zürich diesen seltsamen Brief. Dann wird die Hinterlassenschaft deiner Mutter durchwühlt. Das alles ist rätselhaft, gespenstisch, aber keine Einbildung. Was hast du in dieser Sache eigentlich unternommen?«
    Brodka ließ sich Zeit, bevor er antwortete. Dann erwiderte er: »Ich war fest entschlossen, die Leiche exhumieren zu lassen. Aber das ist gar nicht so einfach. Ich habe mich erkundigt. Ich müßte zunächst Anzeige gegen Unbekannt erstatten und stichhaltige Gründe für die Exhumierung nennen. Dabei würde möglicherweise bekannt, daß ich wegen des Zwischenfalls im Stephansdom in der Klinik festgehalten wurde und von dort geflohen bin. In meiner Situation kann ich alles brauchen, nur kein Aufsehen. Und was habe ich davon, wenn festgestellt wird, daß

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