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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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dieser Frage bewußt wurde – als hätte Carracci Dollar oder Mark im Auge gehabt. »Das ist eine Menge Geld, Arnolfo.«
    Der alte Diener nickte. Er schien sich befreit zu fühlen, daß seine Forderung endlich heraus war, und fuhr fort: »Dafür kann ich Ihnen aber auch eine Menge berichten. Wie ich schon sagte, habe ich Einblick in alle Machenschaften des Hauses Fasolino, und die sind von größerer Tragweite, als Sie ahnen.«
    »Und wenn ich nicht zahle?«
    »Ich kann Sie nicht zwingen, Signora. Aber ich halte Sie für eine kluge Frau, die durchaus in der Lage ist, den Wert einer Information einzuschätzen. Im übrigen müssen Sie nicht die Katze im Sack kaufen. Sie zahlen selbstverständlich erst nach Lieferung der Informationen und entscheiden dann, ob sie ihren Preis wert sind.«
    Ein ungewöhnliches Angebot, dachte Juliette. Welches Risiko war eigentlich damit verbunden? Doch dies erweckte zugleich ihr Mißtrauen: Verbarg sich hinter seinem Angebot in Wahrheit eine Falle?
    Juliette hielt es für das Beste, sich Bedenkzeit zu erbitten. Sie wollte sich mit Brodka beratschlagen; vor allem mußte sie ihn in das Gespräch mit einbeziehen.
    Wider Erwarten hatte Arnolfo Carracci keinen Einwand, nachdem Juliette ihn mit ihrer Situation vertraut gemacht und angedeutet hatte, sie müsse sich wegen der geforderten Summe erst mit ihrem Lebensgefährten besprechen.
    Carracci blickte unruhig auf seine Uhr, eine alte Pronto aus den dreißiger Jahren, und meinte, er müsse jetzt gehen, könne aber morgen zur selben Zeit wieder hier sein; denn um diese Zeit erledige er seinen Marktgang und wäre den Fasolinos keine Erklärung schuldig.
    Nach diesen Worten stand er auf, verneigte sich höflich und entschwand durch die Drehtür wie eine seltsame Erscheinung.
    Kein Mensch hätte den heruntergekommenen Mann in dem alten Trenchcoat erkannt, der mit unsicheren Schritten durch die Münchner Schillerstraße trottete. Er hatte seinen Wagen, einen dunkelblauen Mercedes-Benz, vor dem Hauptbahnhof geparkt und die Parkuhr vorschriftsmäßig mit fünf Mark gefüttert. Nun strebte er den grellen Neonlichtern zu, deren Widerschein sich auf dem regennassen Asphalt spiegelte.
    Friedrich Schiller hätte als Namenspate der Straße gewiß etwas Besseres in dieser Stadt verdient; aber zu Dichtern hatte man hier schon immer ein gestörtes Verhältnis. Auch unter Goethes Namen, einen Straßenzug weiter, findet man in der gleichnamigen Straße nur Halbwelt, Türkenläden, Sexshops und Waffenhändler.
    Collin war unrasiert, und er machte einen verwahrlosten Eindruck. Er blieb vor jedem Schaukasten stehen, in dem Fotos von Mädchen hingen, die sich in dem dazugehörigen Etablissement spärlich oder gar nicht bekleidet zu zeigen versprachen.
    Vor der Pinguin-Bar, deren Eingang lila beleuchtet war, sprach ihn der Türsteher an, ein Kleiderschrank von einem Mann mit buschigen Brauen. Er trug dunkelrote Livree mit Goldborten; eine Schildmütze verlieh ihm eine gewisse Würde.
    »Kleines Vergnügen gefällig, der Herr?« fragte der Türsteher.
    Collin schüttelte unwillig den Kopf hielt dann aber inne, trat näher an den Mann in der roten Uniform heran und sagte: »Hören Sie, ich suche jemanden, der mir …«
    Weiter kam er nicht, denn der Türsteher langte in seine Tasche, zog eine Visitenkarte hervor und reichte sie Collin mit den Worten: »Du brauchst nur zu sagen, Billy schickt dich. Billy, das bin ich. Die Boys dort sind allererste Klasse. Meist Ballettänzer aus Rußland.«
    Es dauerte eine Weile, bis Collin den Irrtum begriff. Schließlich erwiderte er mit schwerer Zunge: »Hören Sie, ich suche keine Strichjungen.«
    »Meinst du vielleicht, wir hätten keine Mädels? Wir haben die schärfsten Bräute der Stadt!« rief der Türsteher prahlend und streckte beide Arme gen Himmel wie ein Prophet.
    »Ich suche auch keine Mädels.«
    »Ah, ich verstehe. Junk, Speed, Koks …«
    »Auch das nicht.« Collin grinste gequält. »Ich suche jemanden, der mir bei der Lösung meiner Probleme behilflich ist und mit einem Revolver umgehen kann.«
    Der Türsteher pfiff verhalten durch die Zähne. »Verstehe«, sagte er leise und zog Collin beiseite. »Aber eine solche Adresse gibt es nicht kostenlos.«
    »Na klar.« Collin zog einen Hunderter hervor und drückte ihn dem Türsteher in die Hand.
    Der ließ den Schein blitzschnell in seiner Außentasche verschwinden und hielt Collin erneut die Hand hin.
    Collin blickte erstaunt, dann holte er einen zweiten Schein aus

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