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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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der Tasche und murrte: »Das muß jetzt aber reichen.«
    Nachdem er auch den zweiten Schein eingesackt hatte, kam der Türsteher näher. Er war beinahe einen Kopf größer als Collin; deshalb mußte er sich zu ihm hinunterbeugen. »Paß auf, Alter. Du gehst in das Fischlokal am Ende der Straße und fragst nach Goschguloff. Und nicht vergessen: Billy schickt dich! Und dann sagst du, was du vorhast. Klar?«
    Collin war nicht mehr nüchtern, aber doch so klar im Kopf, daß er sich alles einprägen konnte. Und weil er glaubte, das sei in diesen Kreisen so üblich, tippte er zum Gruß mit dem ausgestreckten Zeigefinger an die Schläfe und ging.
    Das Fischlokal am Ende der Straße hieß ›Bei Goschguloff‹ und befand sich im Keller, den man über eine schmale Steintreppe erreichte, welche mit Fischernetzen und großen Meermuscheln geschmückt war. Soweit Collin in dem schummrigen Licht erkennen konnte, gab es nur sechs quadratische Tische, von denen nur ein einziger besetzt war.
    Ein ziemlich schmuddeliger Ober trat auf Collin zu und fragte beinahe verwundert: »Sie wollen speisen?«
    »Nein«, erwiderte Collin, »ich möchte Goschguloff sprechen. Billy schickt mich.«
    Der Ober machte eine Kopfbewegung, der Fremde möge ihm folgen, und führte Collin durch einen Gang, in dem sich Bierkästen und Getränkekartons stapelten, zur Küche, einem weiß gekachelten Raum mit alter Einrichtung.
    »Chef, da will Sie jemand sprechen«, sagte der Ober und verschwand.
    Unter einem hohen Deckenfenster stand Goschguloff vor einem Hackstock, auf dem ein fetter Seewolf lag. Der dicke, plumpe Kopf des Fisches war vom Rumpf abgetrennt, und das Maul mit den hervorstehenden Mahlzähnen stand offen. Goschguloff war damit beschäftigt, den Fisch zu tranchieren. Er schwitzte und hatte blutige Hände und stach mit einem langen Messer in den Leib des Fisches.
    »Und?« Fragte Goschguloff wobei er Collin über den Rand seiner Nickelbrille musterte.
    »Billy schickt mich.« Collin sah, wie Goschguloff den Kopf hob und ihn durch die dicken Brillengläser anstarrte. Seine Augen wirkten riesengroß. »Und?« wiederholte er.
    Collin warf einen Seitenblick auf die junge Küchengehilfin, die im Hintergrund mit Töpfen und Pfannen hantierte.
    Goschguloff verstand. Er räusperte sich und gab dem Mädchen ein Zeichen, zu verschwinden. Die befolgte seinen Wink, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt.
    »Ich suche jemand, der mit einer Pistole umgehen kann«, sagte Collin. Dabei zitterte seine Stimme ein wenig.
    Goschguloff zog die Innereien aus dem Fischbauch. Es schien ihm besondere Lust zu bereiten, als er die glitschige, unappetitliche Masse auf den Hackstock knallte.
    »Geht's um einen Mann oder eine Frau?« Er sprach mit deutlichem slawischem Akzent.
    Collin zog die Stirn in Falten. »Warum wollen Sie das wissen?«
    Goschguloff lachte kurz auf. »Einen Mann auszuknipsen ist billiger, verstehen Sie? Die meisten Killer sind anständige Kerle. Sie weigern sich, auf eine Frau zu schießen.«
    »Verstehe. Ein Mann. Mitte Vierzig. Fotograf.«
    »Arm? Reich?«
    Auch diese Frage verblüffte Collin, daß er zunächst nicht antwortete.
    »Ich sagte doch«, begann Goschguloff, »die meisten Killer sind anständige Kerle. Die würden nie auf einen armen Hund zielen, verstehen Sie?«
    Collin verstand. »Reich«, sagte er.
    »Das ist gut. Und was soll für mich herausspringen?«
    »Ich habe keine Ahnung, was so ein Auftrag kostet. Nennen Sie mir Ihre Forderung.«
    Goschguloff trat vor Collin hin. Mit der Spitze des Messers tippte er auf dessen Brust; dann sagte er: »Also, damit das klar ist. Ich selbst habe mit der Sache nichts zu tun. Ich besorge dir nur, was du haben willst. Wir kennen uns nicht und haben uns nie gesehen.«
    »Natürlich.«
    »Ich würde sagen … zehntausend für mich. Noch mal zehn Riesen für den anderen.«
    »Einverstanden.«
    »Wie heißt du?«
    »Nenn mich Hinrich.«
    »Komischer Name. Meinetwegen. Also gut, Hinrich. Ich würde sagen, heute in einer Woche, hier in meinem Lokal. Bis dahin habe ich sicher gefunden, was du suchst. Und jetzt verschwinde möglichst unauffällig.«
    Collin tat, wie ihm geheißen.
    Auf der Straße regnete es in Strömen, und Collin flüchtete in eine der billigen Stehkneipen. Ihm war nach Wodka zumute. Kurz hintereinander kippte er drei Doppelte in sich hinein. Dann fühlte er sich kräftig genug, sich bis zu seinem Wagen durchzukämpfen.
    Trotz seines beträchtlichen Alkoholpegels sah Collin

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