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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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wohl am besten, wenn Brodka sich schriftlich an das Deutsche Kolleg wende; mit einer Antwort müsse er sich dann allerdings gedulden.
    Juliette sah, wie Brodkas Gesicht rot anlief Sie ergriff ihn am Arm, schob ihn mit sanfter Gewalt aus dem kahlen, kühlen Raum, der einen frösteln machte, und drängte ihn zur Piazza del Sant' Ufficio, die im Sonnenschein lag.
    Die Fahrt zum Ospedale Santo Spirito verlief schweigsam. Brodka blickte düster aus dem Fenster.
    Die Klinik lag am Lungotevere in Sassia, nicht weit vom Haus Fasolinos entfernt, jedoch am anderen Tiberufer und in Sichtweite des Vatikans. Das uralte, langgestreckte Gebäude wurde von einer Kuppel überragt und wirkte kalt und abweisend.
    Es dauerte eine Weile, bis sie sich zu der Abteilung durchgefragt hatten, in die Arnolfo Carracci eingeliefert worden war. Die Treppen und Gänge erwiesen sich als Labyrinth und erinnerten Brodka an die Psychiatrische Anstalt in Wien.
    Der zuständige Stationsarzt war ein unfreundlicher alter Mann, der die Pensionsgrenze längst überschritten hatte. Mürrisch führte er Brodka und Juliette in ein düsteres Besprechungszimmer, wo er sich zunächst nach ihrem verwandtschaftlichen Verhältnis zu Arnolfo Carracci erkundigte.
    Als Brodka erklärte, er sei kein Verwandter Carraccis, habe den Mann aber in bedenklichem Zustand aufgefunden und seine Einweisung in die Klinik veranlaßt, rückte der Doktor seine randlose Brille zurecht und teilte mit der Routine eines Schalterbeamten mit, der Patient sei in den frühen Morgenstunden verstorben – das Herz. Er bedaure, ihnen diese traurige Nachricht mitteilen zu müssen.
    Brodka und Juliette schauten sich betroffen an.
    Ob er noch etwas für sie tun könne, fragte der Stationsarzt, wartete die Antwort aber gar nicht erst ab und meinte, dann dürfe er sich wohl verabschieden.
    Als sie ins Freie traten, hätte Brodka beinahe laut geflucht. Der Tod des alten Mannes hatte ihm erneut seine eigene Ohnmacht vor Augen geführt. Er war zu der Überzeugung gelangt, mit Carraccis Hilfe in dem entnervenden Verwirrspiel wenigstens einen Schritt weiterzukommen. Allein der gewählte Treffpunkt im Campo Santo verriet Carraccis Wissen um ungeahnte Zusammenhänge. Nun aber stand er wieder vor einer schier unüberwindlichen Mauer.
    Plötzlich stieß Juliette Brodka an. Auf der Straße vor der Klinik stand ein kleiner Fiat mit der Aufschrift: ›Baldassares Pizza-Service‹. Gewiß hätten sie den Wagen übersehen, wäre er nicht mitten auf dem Bürgersteig geparkt gewesen.
    »Er ist bestimmt ins Krankenhaus gegangen, zu seinem Onkel. Wollen wir warten, bis er kommt?« fragte Juliette.
    Brodka nickte.
    Nach zehn Minuten, die sie schweigend verbrachten, erschien Baldassare. Er sah mitgenommen aus.
    Brodka und Juliette traten auf ihn zu, sprachen ihm ihr Beileid aus und berichteten, daß sie mit Arnolfo ein Treffen vereinbart hatten.
    Offenbar wußte Baldassare Bescheid, denn er beschränkte sich aufs Zuhören und stellte keine Frage. Auch als Brodka darauf hinwies, daß Carracci ihnen gewisse Informationen verkaufen wollte, nickte er bloß und hielt den Blick auf seine Schuhe gerichtet.
    Schließlich schaute er auf. »Vielleicht kann ich Ihnen helfen. Onkel Arnolfo stand mir sehr nahe, müssen Sie wissen. Er hat mir erzählt, worum es sich handelt, und daß es ihm nicht bloß um finanziellen Gewinn ging.«
    »Also wissen Sie, daß Ihr Onkel Geld von uns gefordert hat?« fragte Brodka.
    Baldassare nickte. »Er hat es mir gesagt.«
    »Hat er Ihnen auch gesagt, was er uns dafür bieten wollte? Ihr Onkel hat meiner Frau gegenüber Andeutungen gemacht, die von größtem Interesse für uns sind. Falls Sie uns sagen könnten, was er Ihnen erzählt hat, wären wir bereit, uns Ihnen gegenüber erkenntlich zu zeigen.«
    Wie alle Italiener hatte Baldassare ein liebevolles Verhältnis zum Geld, und wie alle Italiener zeigte er Hemmungen, dies einzugestehen. Deshalb sagte er, obwohl er wahrscheinlich das Gegenteil meinte: »Signore, Geld ist nicht so wichtig, wenn ich Ihnen helfen kann. Außerdem ist es im Sinne von Onkel Arnolfo, Gott hab' ihn selig.«
    So vereinbarten Brodka und Baldassare ein Treffen am folgenden Tag, an dem Juliette jedoch nicht teilnehmen konnte. Auf sie wartete eine gerichtliche Vorladung in München.
    Vom Flughafen begab sich Juliette direkt in die Collinsche Villa im vornehmen Stadtteil Bogenhausen, um Kleidung und wichtige Papiere abzuholen. Sie hatte Angst, unvermittelt auf ihren Mann zu

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