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Purzelbaum

Purzelbaum

Titel: Purzelbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Stephenson
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Blumenarrangement, das in Blautönen gehalten ist. Daneben eine Menükarte mit den heutigen Abendmenüs. »Du kannst dir gerne auch etwas bestellten, was nicht auf der Karte ist. Der Franz ist ein super Koch und zaubert dir was du möchtest.« »Ich finde, dass das Tagesmenü schon recht gut klingt. Das werde ich nehmen.« Andi, ganz Gentleman fragt mich, ob ich Lust auf ein Glas Wein hätte. Ich bin im Moment aber eher durstig, und bestelle ein großes Bier. Er schließt sich mir an und wir ordern auch gleich das Essen.
    Eine Parmesanschaumsuppe mit Prosciutto Croutons wird uns zu Beginn serviert. Nach einem langen Fastentag hätte das Essen nicht besser starten können. Während wir die Suppe essen, erzählt Andi von seinen Terminen, die er am morgigen Dienstag hat. »Ab Mittag habe ich dann frei. Gehst du am Vormittag Skifahren?« »Nein, ich glaube, dass ich mich in der Therme entspannen möchte, wenn sie mich dort überhaupt noch reinlassen.« Er kann sich das Lachen nicht verkneifen. »Deinen Auftritt werden sie sicher nicht vergessen haben, aber rein darfst du trotzdem. Du hast ihnen schließlich nichts kaputt gemacht, und die Urlauber fahren mit einer tollen Story, von einer Durchgeknallten die in Winterkleidung die Sauna unsicher macht, nachhause.«
    Eine Kellnerin serviert die Suppenschalen ab und bringt kurz darauf den zweiten Gang. In Kürbiskernen panierte Hasenfilets auf bunten Blattsalaten. Das Fleisch ist lauwarm und so zart, dass es auf der Zunge zergeht. »Eine ausgezeichnete Küche habt ihr hier im Hotel.«, drücke ich meine Begeisterung aus. Andi erzählt mir, dass es ihm ein Anliegen ist erstklassige Qualität anzubieten. Dafür sei das Hotel fast ausschließlich von Stammgästen gebucht, die immer wieder kämen nachdem sie einen Urlaub hier verbrachten. »Ich erzähle dir die ganze Zeit von mir, aber von dir weiß ich noch nicht besonders viel. Was machst du zum Beispiel gerne in deiner Freizeit.« Er sieht mich erwartungsvoll an. »Das mit der Freizeit ist so eine Sache. Während des Studiums hatte ich nicht besonders viel davon. Das Bisschen verbrachte ich hauptsächlich im Fitnessstudio.« »Und jetzt? Du studierst doch nicht mehr, oder?« »Jetzt arbeite ich oft fünfzig oder mehr Stunden die Woche, gehe noch immer ins Studio, um mich fit zu halten, und den Rest der Zeit verbringe ich mit meinen Freundinnen, oder lese.«
    Der Hauptgang wir aufgetragen. Auf meinem Teller liegt ein schön angerichteter Rinderbraten mit knackigem Gemüse und Mandelbällchen. Wir unterhalten uns über meinen Job. Darüber, dass es manchmal etwas zu viel wird, vor allem die unzähligen dafür aber unbezahlten Überstunden. »Der geflügelte Begriff dafür ist All In. Ich hätte noch nie gehört, dass ein Angestellter wirklich profitiert hätte, wenn er so einen Vertrag unterschrieben hat.« Andi sieht das aus Unternehmersicht und erklärt mir, dass es auch für ihn besser ist seinen Angestellten eine fixe Summe zu zahlen. Die meisten von ihnen würden, wie so oft im Gastgewerbe, am Tag mehr Stunden arbeiten als sie dürften. »Dafür arbeiten sie auch nur an vier Tagen der Woche und haben drei Tage am Stück frei. Fünf, wenn sie sich es untereinander richtig ausmachen. Manche fahren in der Zeit heim zu ihrer Familie, andere nützen die Zeit fürs Skifahren. Würde ich nach Zeitaufzeichnung bezahlen, dann dürften sie nicht länger als zehn Stunden am Tag arbeiten, und müssten die freien Tage zwischendurch nehmen.«
    Ich höre ihm interessiert zu, als er mich völlig unerwartet fragt, »Willst du Kinder?« Seine Frage überrumpelt mich etwas. »Wenn du mich so fragst. Eigentlich schon, aber ich hätte im Moment absolut keine Zeit für ein Kind. Schließlich müsste ich meine Karriere an den Nagel hängen bevor sie richtig gestartet ist.« Er spießt ein Mandelbällchen mit der Gabel auf und steckt es sich mit abwesendem Blick in den Mund. »Ich hätte gerne Kinder. Es ist aber auch in meinem Geschäft nicht so, dass ich viel Zeit für sie hätte. Zumindest nicht in der Hauptsaison.« Mit dem letzten Stück vom Rindfleisch versuche ich den Rest des Bratensaftes aufzuputzen. »Leicht ist es sicher nicht, aber ich habe ohnehin niemanden mit dem ich mir über Familienplanung Gedanken machen müsste, oder?« Ich hebe meine Augenbrauen und lächle Andi an. »Naja, wer weiß. Dinge können sich im Leben von heute auf morgen ändern.«
    Er winkt eine Kellnerin zu uns. Sie ist, wie die meisten anderen Frauen der

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