Purzelbaum
nicht gesagt, dass ich bei dir schlafen soll?« »Meine Wohnung ist im Hotel. Obwohl eigentlich sind es eher zwei zusammenhängende Zimmer mit einer Kochnische im Kellergeschoß. Die Zimmer könnten wir nicht vergeben weil sie, sagen wir mal, nicht sehr prominent liegen.« Die Aufzugtüre öffnet sich und wir steigen ein. »Möchtest du nicht mal in eine Wohnung, oder ein Haus ziehen, damit du nicht immer in der Arbeit bist?« »Natürlich will ich das, aber es hat sich bis jetzt noch keine Gelegenheit ergeben. Außerdem bin ich alleine, und dafür ist die Lösung ausreichend.«
Der Lift hält nur wenige Sekunden später und wir steigen auf der gegenüberliegenden Seite aus. »Wir hätten auch die Treppe nehmen können, aber dein Koffer ist wahnsinnig schwer. Hast du Steine mitgenommen?« »Nur das Übliche, was eine Frau so braucht.«, sage ich grinsend.
Wir gehen den Flur bis zum Ende. Er ist mit einem nachtblauen Teppich belegt. An den in einem zarten Grauton gestrichenen Wänden hängen moderne Leuchten die sowohl nach oben als auch nach unten abstrahlen, und moderne Acrylgemälde. Die Türen an denen wir vorüber gehen, sind alle aus dunklem Holz und mit modernen Drückern ohne Schlösser ausgestattet. Neben jeder Türe ist ein kleines graues Feld über dem auf kleinen Plexiglasschildern Namen oder Nummern stehen. »Was sind das für Räume auf dieser Etage?«, bin ich interessiert. »Ein Teil davon sind Zimmer für die Angestellten. Auf dieser Etage wird aber auch die Wäsche gemacht, es gibt Lagerräume und Gästezimmer für die weniger Anspruchsvollen.« »Ich dachte ihr vergebt keine Zimmer im Keller.« »Stimmt. Diese Zimmer haben keinen Balkon und durch die Fenster kommt etwas weniger Licht, weil sie ziemlich nahe beim Boden sind. Es ist ein leichtes Souterrain. Mein Vater hat zehn Mehrbettzimmer eingerichtet, damit ältere Schulkinder ihren Urlaub hier im Zentrum verbringen können. Die Räumlichkeiten sind vor allem bei Oberstufenklassen sehr beliebt, denn so können sie im Ort feiern, und nach dem Aprés Ski zu Fuß zurück zum Hotel gehen.« »Sehr löblich, dass ihr auch was für die Jugend tut.« Andi schaut ein wenig betreten. »Naja, im Grunde genommen ist es ein ziemlich gutes Geschäft.« Ich muss lachen. »Hey, ich bin im Marketing eines Telekom-Riesen. Wir verschenken dort auch nichts. Schließlich müssen ja einige Angestellte von den Einnahmen bezahlt werden.«
Neben der letzten Türe am Gang ist kein graues Kästchen, sondern eine Fläche auf die man den Finger legen muss. Nachdem Andi seinen Daumen darüber gezogen hat, summt der Türöffner. Er stößt die Türe mit dem Fuß auf und macht eine einladende Handbewegung. »Bitte tritt ein in meine bescheidenen Räumlichkeiten.« Auf den ersten Blick wirkt der Raum wie ein typisches Hotelzimmer. Gleich hinter der Türe auf der linken Seite gibt es eine kleine Garderobe. Ihr gegenüber liegen zwei Türen von denen eine in einen Abstellraum führt und die andere vermutlich zur Toilette. Die Türe zum Abstellraum ist einen Spalt weit geöffnet. Durch den Spalt sehe ich zwei Augen leuchten. »Hast du ein Haustier?«, frage ich zögernd. Es könnte ja sein, dass eine Ratte dahinter lauert. »Ja. Ich hab zwei Katzen. Sind ziemlich faule Wesen, die den ganzen Tag nur auf der Couch liegen und schlafen.«
Gerade als er das gesagt hat, huscht eine weiße Katze mit kleinen schwarzen Flecken am Rücken aus dem Abstellraum, und läuft in das Wohnzimmer. »Das ist Cleopatra. Ich nenn sie aber nur Cleo. Die andere heißt Aphrodite und wird von mir Afro gerufen. Meine Schwester hat ihnen die Namen gegeben als sie sich die Katzen nahm. Erst später kam sie drauf, dass sie eine Katzenallergie hat, und so hab ich die störrischen Viecher geerbt.«
Ich ziehe meine Stiefel aus und gehe weiter hinein. Der Fußboden im Vorraum ist mit großen, anthrazitfarbenen Platten belegt, die auch den Belag im anschließenden Wohnraum bilden. In der Mitte des Wohnzimmers steht eine kleine weiße Couch gegenüber eines, an der Wand hängenden, Flachbildfernsehers. Der Fernseher wird flankiert von einzelnen kleinen Regalen in denen Bücher und DVDs stehen. Darunter hängt ein Kästchen in dem eine Stereoanlage thront. Auch in diesem Raum hängt ein abstraktes Bilder an der Wand. Es ist dreiteilig, etwa zwei Meter breit und wirkt auf mich wie eine Explosion oder ein Vulkanausbruch. Ich bleibe davor stehen und sehe es mir genauer an. Um einen helleren Punkt winden sich
Weitere Kostenlose Bücher