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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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ungefähr für ein halbes Jahr anscheinend weiter wie gehabt. Aber das war nicht der Fall. Alasdair vermittelte den Eindruck, als würde er gejagt, und das durchdrang alles, färbte auf alles ab und verdarb den Spaß. Und Tara wurde argwöhnisch und machte sich Sorgen. Sie war sich bewußt, daß sie nicht mehr Mitte Zwanzig war, daß alle ihre früheren Schulkameradinnen, mit Ausnahme von Katherine, verheiratet waren und Kinder hatten, daß es um sie herum weniger verfügbare Männer gab als früher, daß sie auf die dreißig zuging. Sie hatte viel Zeit und Hoffnung in Alasdair investiert – all ihre Zeit und Hoffnung –, und die Vorstellung, daß sie alles auf einen Verlierer gesetzt hatte, war unerträglich.
    Ich bin zu alt, um noch einmal von vorn anzufangen, dachte sie oft und wurde von erdrückender Panik ergriffen, wenn sie mitten in der Nacht aufwachte. Ich habe nicht die Zeit. Es muß diesmal klappen.
    Da Geduld noch nie ihre Stärke war, fragte sie ihn schließlich, welche langfristigen Absichten er hinsichtlich ihrer Beziehung verfolge. Sie wußte, daß das verkehrt war. Wenn er überhaupt Absichten hegte, würde er es ihr schon sagen. Und wenn sie die Dinge zu erzwingen versuchte, würden sie sich nur zuspitzen und das Ende beschleunigen, was sie nicht wollte.
    Sie hatte recht. Er war erbost, weil sie mit ihrer unnötigen Forderung etwas Gutes zerstörte, und erklärte ihr ziemlich brüsk, daß er sie nicht heiraten wolle. Er liebe sie, aber er wolle sich einfach nur gut amüsieren und sei nicht an langweiliger Häuslichkeit interessiert. Tara mußte eine Woche zu Hause bleiben, um sich von dem Schock zu erholen.
    »Laß es damit gut sein«, wurde ihr von allen Seiten geraten, als sie fassungslos und verrückt vor Schmerz ziellos umherirrte. »Gib auf, es läßt sich nicht wieder einrenken.« Aber das konnte sie nicht. Sie konnte zweieinhalb gemeinsamen Jahren nicht einfach den Rücken kehren. Sie konnte sich nicht eingestehen, daß sie möglicherweise eine Zukunft ohne ihn vor sich hatte.
    Sie versuchte zu retten, was zu retten war, zuerst, indem sie so tat, als wäre die Frage nie aufgekommen und alles wäre beim alten. Und als es zu anstrengend wurde, mit der künstlichen Normalität zu leben, versuchte sie ein weiteres Mal, Alasdair zu einer Meinungsänderung zu bewegen, indem sie ihm in einem Überraschungsangriff mit dem Ende der Beziehung drohte. Sie hatte von anderen Fällen gehört, wo dem Mann, sobald er mit der Tatsache konfrontiert wurde, daß die Frau gehen könnte, das Bekenntnis zu der Frau plötzlich nicht mehr schwergefallen war. Aber auch das klappte nicht. Statt dessen sagte Alasdair traurig: »Geh, wenn du gehen mußt. Ich mache dir keinen Vorwurf. Das würde keiner.«
    »Aber du liebst mich doch, oder?« fragte sie atemlos und schrill, als ihr mit Entsetzen klar wurde, wie falsch sie die Situation eingeschätzt hatte. »Wirst du mich nicht vermissen?«
    »Ja, ich liebe dich«, erwiderte er sanft, »und natürlich werde ich dich vermissen. Aber ich habe kein Recht, dich zu halten, wenn du gehen möchtest.«
    Verstört brach Tara ihren dramatischen Auftritt ab, in dem sie das Ende beschwor. Diese Taktik hatte genau das Gegenteil bewirkt. In einer raschen Kehrtwendung bekannte sie sich zu dem Status quo, in der Hoffnung, niemand habe ihren Vorstoß bemerkt. Doch die Beziehung, die vor einem Jahr so wunderbar gewesen war, verlor ihren Charme und ihren Reiz. Sie wurde zu einem Behelf, sie war nur noch eine halbe Beziehung, dachte sie verbittert. Aber es war besser als nichts.
    Aber auch das stimmte nicht. Wenigstens nicht für Alasdair. »Es hat keinen Sinn mehr«, sagte er einen Monat später zu Tara. Sie sah ihn erschrocken an. Plötzlich, da sie bedroht wurde, erschien die spöttisch betrachtete Behelfsbeziehung sehr erstrebenswert.
    »Aber es hat sich doch nichts verändert«, stammelte sie verwirrt, weil eigentlich sie die moralische Oberhand haben müßte: Sie müßte doch die Macht haben, mit dem Ende der Beziehung zu drohen, weil er ihr weh getan hatte, nicht andersherum. »Es tut mir leid, daß ich das mit dem Heiraten wieder angeschnitten habe, und es tut mir leid, daß ich mich so dumm deswegen benommen habe, aber laß uns doch einfach weitermachen.«
    Aber er schüttelte den Kopf. »Wir können nicht mehr zurück.«
    »Doch, das können wir wohl«, beharrte sie, und ihre Stimme überschlug sich fast. Sie fragte sich, warum schlimme Dinge immer dann passierten, wenn man schon

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