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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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lange bei einer Frau zu bleiben? Es war doch eigentlich ganz einfach. »Es ist die alte Geschichte, Benjy, du weißt doch.«
    »Was für eine alte Geschichte?« rief Benjy erzürnt, und als Lorcan ihm nicht antwortete, folgte er dessen Blick zu einer Gruppe von drei Frauen und einem Mann, die vor einem Restaurant standen.
    »Was für eine alte Geschichte?« rief Benjy erneut, noch wütender, weil die vier in das Taxi stiegen, das er haben wollte.
    »Warum lecken Hunde sich die Eier?« fragte Lorcan zurück.
    Benjy sah ihn trotzig an.
    »Weil sie rankommen«, sagte Lorcan und klang fast müde. »Weil sie rankommen.«
4
    L iv, Tara, Fintan und Katherine tranken Gin Tonic und tanzten zu Wham!, was Roger, Katherines Nachbar einen Stock tiefer, ziemlich ärgerte. »Ist das nicht toll?« sagte Tara mit leuchtendem Gesicht. »Wißt ihr noch, wie wir zu dieser Musik getanzt haben, als wir fünfzehn waren? Weißt du noch, Fintan? Erinnerst du dich, Katherine?«
    »Doch, schon«, sagte Fintan verlegen, »aber hör auf damit, sonst fühlt Liv sich ausgeschlossen.«
    »Nein, nein«, sagte Liv so fröhlich sie konnte. »Das macht nichts. Ich fühle mich immer ausgeschlossen.«
    »Außer bei Leuten, die du sehr gut kennst«, sagte
    Fintan.
    »Nein, bei denen besonders.«
    Schließlich, zur selben Zeit wie immer, wurde Liv von einer Welle der Melancholie überflutet und beschloß, nach Hause zu gehen.
    »Bist du sicher, daß du gehen möchtest?« fragte Katherine, die Liv zur Tür begleitete.
    Liv nickte unglücklich. »Ich stopfe mich mit Chips voll, dann schlafe ich achtzehn Stunden, und dann geht es mir wieder besser.«
    »Die Ärmste«, sagte Tara voller Mitleid, als Liv gegangen war. »Ich kriege auch ab und zu meine Anfälle, aber nach ihren kannst du die Uhr stellen.«
    »Ich glaube, ich mache mich auf den Weg«, sagte Fintan.
    »Was? Du setzt deinen Ruf als ältester Partygänger der Stadt aufs Spiel«, warnte Tara ihn.
    »Aber ich bin müde«, sagte er, »und ich habe Halsschmerzen und spüre irgendwas da, wo meine Leber mal war.«
    Danach wurde es ruhiger, sehr zu Rogers Erleichterung. »Ich glaube, ich habe mich nüchtern getanzt«, sagte Tara. Wham! wurden zum Schweigen verdonnert, ein Taxi für Tara wurde bestellt, und Katherine machte sich fertig fürs Bett.
    »Ein Schmuckkästchen«, sagte Tara voller eifersüchtiger Bewunderung und ließ den Blick durch Katherines aufgeräumtes und wohlduftendes Schlafzimmer gleiten. Der Bettbezug war sauber und unzerknittert, die Topfpflanzen leuchtend grün und gut gepflegt, Staub nirgendwo zu sehen. Die vielen Cremetuben auf der Kommode waren voll und neu. Alte, schäbige, die schon ewig herumlagen, mit einem kläglichen Rest Lotion, fand man hier nicht. Und in Katherines blinkendem Badezimmer konnte man zu jeder Hautcreme die entsprechende Seife oder das passende Duschgel auf der Ablage finden.
    Katherine liebte Sets. Einzeldinge gefielen ihr nicht so gut, doch paarweise geordnet konnten sie Katherines Begeisterung erregen. Schals brauchten passende Handschuhe; zu einem Talkumpuder mußte es auch Seife geben; ein kleines Schälchen war völlig sinnlos, wenn es dazu nicht ein zweites, kleineres, aber ansonsten identisches Schälchen gab. Tara witzelte manchmal, daß der ideale Mann für Katherine gut aussehen mußte, mit einem tollen Körper und einem Zwillingsbruder.
    Tara hatte noch nicht alles gesehen. »Ich fühle mich so unzulänglich«, sagte sie verzagt, »du hast das Bett gemacht, obwohl du gar nicht wußtest, daß heute Besuch kommen würde.«
    Sie hatte vergessen, wie wichtig Katherine ihre Wohnung war, denn seit einem Jahr lebten sie nicht mehr zusammen. Katherine hatte eine Wohnung gekauft, und Thomas hatte Tara bei sich einziehen lassen, und da sie nun schon einmal da war, ließ er sie auch die Hälfte seines Darlehens abzahlen.
    Tara konnte sich nicht zurückhalten und öffnete die Schubladen. Alles war gefaltet, gebügelt, sauber und gepflegt. Katherine war eine von den seltenen Frauen, die regelmäßig ihren Wäscheschrank durchgingen und die ausgeleierte, mit einem Grauschleier versehene Unterwäsche aussortierten.
    »Sehe ich alles doppelt wegen des Alkohols, oder hast du wirklich immer zwei Paar gleiche Unterhosen?« fragte Tara.
    »Zwei Paar zu jedem Büstenhalter«, bestätigte Katherine.
    Tara konnte das nicht begreifen. Sie machte sich nichts aus Unterwäsche. Ihr war nur das wichtig, was die Leute auch sehen konnten. Natürlich sah Thomas sie in ihren

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