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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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»Scheißkerl«, keuchte sie. »Du verdammter Scheißkerl!« Aber weder verringerte sich dadurch ihre Wut, noch ließ ihr Schmerz nach, also boxte sie ihn in den Magen und wunderte sich, wie zittrig sich ihr Arm anfühlte.
    Aber anscheinend hatte der Magenschwinger die gewünschte Wirkung, dachte sie, während sie mitleidlos zusah, wie er nach Atem rang und würgte.
    »Ali?« fragte eine Stimme, und als Tara sich umdrehte, stand eine wohlgerundete Blondine in der Tür.
    »Was ist denn hier los?« entfuhr es der Frau entsetzt.
    Plötzlich erwachte Tara aus ihrer Trance. Nachdem sie Alasdair noch einen heftigen Stoß versetzt hatte, der ihn in die Arme ihrer Nachfolgerin taumeln ließ, ging sie.
    Als sie nach Hause kam und Katherine und Liv erzählte, was passiert war, sahen sie sie entgeistert an. Dann versuchten sie, Tara zu unterstützen, aber zu spät. »So ein Schwein«, trösteten sie sie. »Das hast du gut gemacht. Hoffentlich hast du ihm ein paar Rippen gebrochen.«
    »Hört auf«, bat Tara sie. Der rote Schleier der Wut hatte sich gelüftet, geblieben waren Übelkeit und Selbsthaß. »Ich habe ihn zusammengeschlagen«, stöhnte sie und wiegte sich vor und zurück, das Gesicht in den Händen. »Jetzt bekomme ich ihn nie zurück. Und ich dachte, nichts könnte schlimmer sein, als wie ich mich in den letzten sieben Wochen, vier Tagen und…«, sie sah auf die Uhr, »sechzehneinhalb Stunden gefühlt habe, aber nein. Jetzt muß ich mich aufs Bett legen und wie ein Hund heulen«, sagte sie mit gebrochener Stimme.
    Katherine und Liv machten sich auf Roy Orbison gefaßt. Aber sie waren überrascht und erleichtert als sie »Somebody Else’s Guy« hörten. Und noch einmal. Und noch einmal. Immer, immer wieder.
    Später am Abend kam Tara aus ihrem Zimmer. »Ich rufe ihn an«, verkündete sie.
    »Tu das nicht!« sagte Katherine bestimmt und schnappte sich das Telefon. »Du machst alles nur noch schlimmer.«
    »Schlimmer«, sagte Tara unglücklich. »Wie könnte ich es schlimmer machen?«
    »Tara, du kannst ihn nicht anrufen.«
    »Ich will mich nur entschuldigen«, bettelte Tara. »Wenn du mich nicht läßt, warte ich, bis du schläfst, und wenn ich ihn mitten in der Nacht anrufe, ist es noch schlimmer.«
    Schließlich willigte Katherine ein. »Wenn du anfängst, ihn anzuschreien oder ihm zu drohen, drücke ich die Gabel runter.«
    »Danke«, sagte Tara unglücklich und wählte Alasdairs Nummer.
    »Hallo«, sagte sie rasch, »ich bin’s. Es tut mir leid – leg bitte nicht auf, du kannst dir nicht vorstellen, wie leid es mir tut und wie sehr ich mich schäme.«
    Statt den Hörer auf die Gabel zu werfen, sagte er: »Ist doch in Ordnung. Ich verstehe dich ja.« Es schien, daß Alasdair ziemlich erleichtert war. Er hatte Schuldgefühle wegen Caroline, aber mit jedem Schlag, den Tara ihm versetzt hatte, hatte sich das Gleichgewicht verschoben. Statt der »armen, hintergangenen Tara« gab es jetzt den »armen, zusammengeschlagenen Alasdair«.
    »Weißt du, du kannst ganz schön zuschlagen«, sagte er und versuchte ein Lachen.
    »Tut mir leid«, flüsterte sie. »Bitte verzeih mir.«
    »Ich verzeihe dir«, sagte er.
    Doch als er sie sechs Wochen später anrief, um ihr zu sagen, daß er heiraten würde, hatte er vorher die Schlösser austauschen lassen.
    An dem Abend lernte Tara Thomas kennen.
    Sie waren auf einer Party, die Fintans Assistentin Dolly gab. Tara, die wie eine Besessene tanzte, nahm Thomas geistesabwesend die Zigarette aus dem Mund und steckte sie sich selbst zwischen die Lippen. Es war kein absichtlicher Versuch zu provozieren – sie hatte Thomas gar nicht richtig wahrgenommen. Sie wollte einfach eine Zigarette rauchen und konnte ihre nicht finden. Seit sie die Nachricht von Alasdairs bevorstehender Hochzeit gehört hatte, war sie immer wirrer geworden.
    Obwohl sie ihm die Zigarette weggenommen hatte, war Thomas auf der Stelle verrückt nach Tara. Er mißdeutete ihren Anfall von Wahnsinn als Lebhaftigkeit und kam zu dem Schluß, daß sie im Bett ebenso hemmungslos sein würde. Und er war sehr beeindruckt von ihrem schlanken Körper, der das Resultat all der Joghurtbecher war, die versehentlich im Abfall gelandet waren. Einen Moment war er unentschlossen, wie er sie anmachen sollte. Aber Thomas war jemand, der keine Umschweife liebte, also entschied er sich für den direkten Weg.
    »Kann ich meine Zigarette wiederhaben?« Tara hörte die Frage und blieb mitten in ihrem wilden Tanz stehen. Sie drehte sich um und

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