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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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vorsintflutlichen Höschen und BHs, aber sie kannten sich schon seit zwei Jahren. Eine mystische Aura länger als drei Monate aufrechtzuerhalten war viel zu anstrengend. Außerdem war er selbst auch kein leuchtendes Beispiel, was die Unterhosen anging, sagte sie sich und wartete darauf, daß die Schuldgefühle nachlassen würden.
    Tara öffnete eine weitere Schublade und entdeckte eine Auswahl hübscher Pyjamas. Sie waren allerdings eher niedlich als sexy. Katherine war nicht der Typ für schwarze Polyester-Babydolls mit Tanga-Höschen.
    »Ich finde es cool«, sagte Tara, »daß du soviel Zeit bei Knickerbox verbringst und dein ganzes Geld dort ausgibst.«
    »Macht das nicht jeder?«
    »Vielleicht. Aber niemand kauft Sachen für sich.«
    Tara legte sich aufs Bett und beobachtete Katherine, wie sie ihre Beine – durchtrainiert und muskulös vom Steptanzen – in ein Paar weiße Shorts mit blauen Punkten steckte. Dann kam ein passendes Hemdchen. Sie zog es auf links an und mit dem Schild nach vorn, so daß die Waschanweisungen unter ihrem Kinn in die Höhe ragten, und nur daran konnte man erkennen, daß sie betrunken war.
    »Es wird langsam Zeit, daß du einen Typen kennenlernst, damit jemand was von deiner schönen Reizwäsche hat«, bemerkte Tara.
    »Mir geht es auch so gut.«
    »Aber all die schönen Unterhosen«, sagte Tara, »und kein Mann bekommt sie zu Gesicht. Ich finde das schade.«
    »Ich finde es nicht schade«, gab Katherine zurück. »Und es sind meine Unterhosen.«
    »Ich finde es schade.«
    »Dann solltest du was dagegen tun.«
    »Ich brauche nichts dagegen zu tun«, sagte Tara mit einem Gefühl schwindelerregender Dankbarkeit. »Ich habe einen Freund.«
    »Und wenn es plötzlich vorbei wäre…?« fragte Katherine aufrührerisch.
    »Hör auf damit!« sagte Tara entrüstet. »Was würde dann aus mir?« Sie dachte einen Moment nach. »Ich würde sicherlich komisch.«
    »Fang nicht wieder damit an«, sagte Katherine und seufzte.
    Tara befürchtete, daß Frauen ab dreißig, die keinen Freund hatten, exzentrische Neigungen entwickelten; je länger sie allein blieben, desto exzentrischer würden sie. Und wenn schließlich der perfekte Mann vorbeikäme, wären sie, so meinte Tara, zu sehr in sich selbst gefangen, um die Hand nach dem Mann auszustrecken, der sie befreien könnte.
    »Ich würde wahrscheinlich zu einer dieser verrückten Schrullen, die allen möglichen Unsinn sammeln«, meinte Tara. »Und alles aufheben, von Kartoffelschalen bis zu jahrzehntealten Zeitungen.«
    »Das machst du doch praktisch so auch«, sagte Katherine.
    »Und wenn die Leute vom Gesundheitsamt kämen, würde ich nicht aufmachen«, spann Tara ihre apokalyptische Phantasie weiter. »Und man würde den Gestank aus meiner Wohnung schon aus einer Entfernung von hundert Metern riechen. Das wäre mein Schicksal, wenn ich keinen Mann hätte.«
    »Dann ist es ja gut, daß du einen hast«, sagte Katherine.
    Es klingelte: Taras Taxi war da.
    »Mist, es tut mir leid, Katherine, wenn ich dich beleidigt habe.« Plötzlich war Tara zerknirscht. »Du bist meine beste Freundin, und ich mag dich sehr, und ich wollte nicht andeuten, daß du zu einer komischen Schrulle würdest…«
    »Ich bin nicht beleidigt. Nun mußt du aber gehen. Ich habe noch ein Rendezvous mit meiner Fernbedienung. Aber vorher muß ich mir fünfzigmal die Hände waschen und alle meine Strumpfhosen bügeln. Wir armen, alleinstehenden Frauen! Wir Opfer von obsessiven, zwanghaften Störungen.«
5
    T ara saß im Taxi, rauchte eine Zigarette und starrte, von Schuldgefühlen geplagt, vor sich hin. Nicht nur war sie verachtenswert, weil sie schwach war und einen Mann brauchte, es bestand außerdem die Möglichkeit, daß sie Katherine verärgert hatte. Katherine war so ausgeglichen und unabhängig, daß Tara manchmal vergaß, daß auch sie Gefühle hatte.
    Aber als das Taxi in die Straße einbog, in der Alasdair wohnte, vergaß Tara Katherine. Sie war plötzlich hellwach. Es passierte automatisch. Sie starrte zu den Fenstern hoch und versuchte einen Blick zu erhaschen. Aber alles lag in tiefer Dunkelheit, und Tara konnte nicht erkennen, ob Alasdair und seine Frau schon im Bett lagen oder ob sie noch aus waren.
    Es ist verrückt, daß ich das immer wieder mache, dachte Tara. Vielleicht wohnte er gar nicht mehr da. Leute, die heirateten, gaben häufig ihre schicken Wohnungen in London auf, wo sie gute Bars und Restaurants in der Nähe hatten, und zogen hinaus ins Grüne, in eine

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