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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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selbst auch begeistert. Je mehr Katherine und Joe Wirklichkeit wurden, desto größer die Chance, daß Fintan weniger Druck auf Tara ausüben würde. Allerdings hatte er jetzt schon mehrere Tage nicht mehr davon gesprochen, daß Tara Thomas verlassen sollte, fiel ihr da ein. Es war sogar fast eine Woche her. Nicht, daß das ein Grund für sie war, sich bequem zurückzulehnen.
53
    »Sieh an, sieh an!« sagte Ravi anerkennend, als Tara auflegte. »Das kann man wohl sagen«, pflichtete Tara ihm bei. »Sie hat also eine Verabredung mit dem Typen aus dem Büro in der Tasche.«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Und er ist Arsenal-Fan. Hört sich gut an. Nur ‘n bißchen komischen Geschmack, was Frauen angeht.«
    »Ravi!« Tara wollte ihn tadeln, hielt sich aber statt dessen den Bauch. »Oh, Ravi…«
    »Was denn jetzt?«
    »Mandeln. Mandelhörnchen!«
    Tara war wieder auf strenge Diät gesetzt, und das bewirkte nicht nur, daß sie bei allem, was sie sah und hörte, ans Essen denken mußte, sondern jetzt waren es auch die Gerüche, die sie quälten.
    Es fing schon am Morgen an: Das Duftspray, das sie im Auto benutzte, roch nach Erdbeeren und ließ sie an gezuckerte Weingummis denken. Sie war wie getrieben von dem überwältigenden Bedürfnis, vor einem Kiosk zu halten und den gesamten Bestand an Weingummi aufzukaufen. Als sie auf den Westway einbog, verspürte sie plötzlich den dringenden Wunsch, sich selbst abzulecken. Sie roch köstlich, nach süßen Bountys oder nach Kokosnußeis. Das machte sie halb verrückt, bis ihr einfiel, daß die Körperlotion, die sie nach dem Duschen aufgetragen hatte, einen Kokosnußduft hatte. Als sie im Büro ankam, blies ihr der Geruch von ZitronencremeKuchen entgegen. Das ganze Gebäude war von dem köstlichen Duft erfüllt. Sie überlegte schon, ob dies das endgültige Zeichen war, daß sie verrückt wurde, doch dann erklärte Ravi ihr, daß die Reinigungsmittel, die für den Fußboden benutzt wurden, einen Zitronengeruch hatten.
    »Wie kommst du auf Mandelhörnchen?« fragte Ravi.
    Tara zeigte auf Evelyn und Teddy, worauf Ravi aufstand und die beiden schnüffelnd umrundete.
    »Was machst du?« wollte Teddy wissen.
    »Wegen Tara. Hat einer von euch irgendwas mit Mandeln benutzt? Parfüm? Oder Seife?«
    »Ja«, sagte Evelyn erstaunt, »ich habe mir heute morgen die Haare mit Mandelshampoo gewaschen.«
    »Vielleicht könntest du, bis Tara wieder mit dem Fasten aufhört, eine andere Geruchsrichtung benutzen?« fragte Ravi. »Etwas, das nicht eßbar ist.«
    »Klar.« Evelyn warf Tara einen mitleidigen Blick zu. »Wäre Eukalyptus okay?«
    »Entschuldigt«, murmelte Tara, »hört gar nicht auf ihn…«
    Taras Gedanken kreisten unentwegt ums Essen. Als sie und Ravi mittags zu einer ihrer Bummeltouren aufbrachen, war sie nur kurz von den neuen kußechten Lippenstiften von Clinique abgelenkt – lange genug jedoch, um zwei Farbtöne zu kaufen. Aber als sie wieder auf die Straße traten, erinnerten sie die Ampeln mit ihren roten, gelben und grünen Lichtern an Riesenbonbons, und fast mußte Ravi Tara gewaltsam daran hindern, daß sie an einem der Pfähle hochkletterte. »Ich kaufe dir eine Rolle Drops«, bot er ihr an.
    Tara schüttelte den Kopf. »Ich habe alle Kalorien für diese Woche gestern abend zu mir genommen. Daran ist Milo O’Grady schuld. Er bestand darauf, daß wir nach dem Pub noch in ein vietnamesisches Lokal gehen. Er will unbedingt alles ausprobieren, was London zu bieten hat.«
    »Du solltest normal essen«, sagte Ravi, ausnahmsweise einmal vernünftig. »Wo Fintan krank ist und alles so schwierig.«
    »Das Leben geht weiter.«
    »Du bist hart im Nehmen.«
    »Überhaupt nicht. Ich bin ein Wrack. Auf der einen Seite Thomas, auf der anderen Fintan, das macht mich völlig fertig.«
    »Wie sieht’s denn aus mit Thomas und dir?«
    »Schrecklich! Ich weiß nicht genau, wie es so weit kommen konnte, aber wir schaffen es gerade noch, höflich zueinander zu sein. Ich habe dauernd das Gefühl, daß etwas Schreckliches passieren wird.«
    »Vielleicht denkst du die ganze Zeit an Fintan.«
    »Leider nicht«, sagte sie. »Wenigstens nicht nur. Deswegen fühle ich mich auch noch schlechter. Wie kann ich mir Sorgen über meine Beziehung machen, wenn mein bester Freund so krank ist? Aber natürlich hat Fintan, obwohl er furchtbar krank aussieht, noch die acht Monate Behandlung vor sich«, fügte sie rasch zur Rechtfertigung hinzu, »er kann also wieder gesund werden. Und weil es ihm nicht dauernd

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