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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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es chinesische Kräuter.«
    »Aber Fintan«, sagte Tara verzweifelt, »es lohnt sich, das zu probieren. Schaden kann es nichts.«
    »Mach den Fernseher an«, fuhr er ihr grob über den Mund. »Wenn, dann mochte ich unterhaltsamen Schwachsinn sehen, statt mir diesen langweiligen Schwachsinn anzuhören.«
    »Fintan«, sagte Sandro und rang die Hände, »sei bitte nicht so grob. Bald hast du keine Freunde mehr, du bist so unfreundlich…«
    »Bei Tara brauche ich mir keine Sorgen zu machen«, sagte Fintan. »Je schlechter die Männer sie behandeln, desto anhänglicher ist sie.«
    Tara zuckte zusammen, als hatte Fintan sie geschlagen, aber Fintan bemerkte gar nicht, daß er sie getroffen hatte, und drückte auf die Fernbedienung. Als das Flackern auf dem Bildschirm begann, saß Tara schweigend da, und ihr Gesicht brannte vor Scham. Sie haßte es, das Ziel für Mitleid und Spott zu sein, aber was sollte sie tun?
    Katherine kam – seltsamerweise erst um neun – und brachte ihren Taschenrechner mit, angeblich, um Fintan und Sandro dabei zu helfen, einen Finanzplan zur Überbrückung aufzustellen, bis Fintan eine Abfindung oder Krankengeld bekam.
    »Du mußt aufhören, soviel Geld auszugeben«, sagte Sandro flehend, was Fintan mit einem bösen Funkeln erwiderte.
    »Ach, übrigens«, sagte Katherine und zog eine Zeitungsseite aus ihrer Handtasche, »heute kam im
Independent
was über Chakra-Heilen. Das sollte man sich vielleicht mal ansehen…«
    Fintan rang sich ein Lächeln ab, allerdings ein bitteres. In der Hoffnung, daß Katherines wunderbare Neuigkeit von Joes E-Mail Fintan aus seiner gallenbitteren Stimmung herausholen würde, verabschiedete Tara sich und ging nach Hause.
    Als sie zur Holloway Road kam und auf der Suche nach einem Parkplatz mehrmals um den Block gefahren war, kam ihr aus heiterem Himmel der Gedanke:
Wenn ich hier nicht mehr wohnte, würde ich mir eine Wohnung in einer Gegend mit Anwohner-Parkplätzen suchen.
    Sie war von sich selbst überrascht. Als Fintan zum ersten Mal davon sprach, daß sie Thomas verlassen sollte, hatte sie sich automatisch dagegen gewehrt, aber etwas mußte durchgesickert sein.
    Dann stellte sie sich vor, wie es wäre, wenn sie allein lebte, und ihr Innerstes krampfte sich zusammen.
    Sie schloß die Haustür auf. Jeden Abend fragte sie sich als erstes, in welcher Stimmung Thomas sein würde. Diesmal saß er über einen Stapel Aufsätze gebeugt und verwandelte jedes Blatt mit seinem roten Stift in ein Blutbad.
    »Wo warst du?«
    »Bei Fintan.«
    »Ach so.«
    »Und wie geht es Fintan?« hörte Tara sich plötzlich in sarkastischem Ton fragen. »Nicht besonders, Thomas, aber danke der Nachfrage.«
    »Und was ist mit mir?« fragte Thomas. »Wann kriege ich dich zu sehen?«
    Thomas wurde von Mal zu Mal ungehaltener, weil Tara soviel Zeit und Aufmerksamkeit für Fintan erübrigte. Das lag natürlich an seiner Verunsicherung. Aber Tara hatte keine Lust mehr, ihn zu entschuldigen. Und nichts anderes war es, fiel es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen.
    »Ich dachte, wir könnten heute abend mal ausgehen«, sagte Thomas, »zu dem Inder.
    »Ich faste.«
    Thomas saß in der Zwickmühle. »Sehr gut, Tara«, lobte er sie, aber er wollte nicht allein in das indische Restaurant gehen. »Aber du könntest ja heute eine Ausnahme machen.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Als Fintan im Krankenhaus war, hast du dauernd gegessen!«
    Ich mußte mir ein Auto mieten,
dachte sie,
meine Sachen passen nicht alle in den Käfer.
Dann, als sie sich das Leben allein vorstellte, schloß sich diese Öffnung wieder.
    Sie schaltete den Fernseher an, wo interessanterweise ein Dokumentarfilm über Frauen gezeigt wurde, die nach Jahren der Mißhandlung eines Tages ausrasten und ihren Partner umbringen.
    »So könnte es mir gehen«, lachte Tara und beobachtete Thomas’ Reaktion.
    »Eher mir«, entgegnete er selbstbewußt.
    Während Tara zusah, wie Thomas die Aufsätze seiner Schüler korrigierte, erkannte sie mit plötzlicher Klarheit, wie sehr zuwider ihr Thomas seit Fintans Krankheit geworden war. Ihr übliches Zaudern hörte plötzlich auf, und sie wurde wagemutig. So wagemutig, daß sie – ironischerweise – dachte, jetzt sei der Zeitpunkt gekommen, die große Frage zu stellen.
    Als sie den Mund aufmachte, begann ihr Herz wie wild zu klopfen.
    Sie wußte nicht, wie sie die Frage stellen sollte.
    »Thomas?« fragte sie. Sie hörte die Nervosität in ihrer Stimme, was ihr nicht gefiel.
    »Was ist?« Er sah

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