Pusteblume
fertigmachte, bedeutete im Moment eine Nähe, auf die sie noch nicht vorbereitet war.
Er sah enttäuscht aus, sagte aber: »Der Tisch ist für acht Uhr reserviert. Wir sehen uns dort.«
Er küßte sie auf die Wange, und als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, vollführte Katherine einen für sie völlig untypischen Tanz. Sie wußte, wie schwer es war, einen Tisch im Ivy zu bekommen.
Dann lief sie ins Schlafzimmer und zog eine weitere Tüte unter dem Bett hervor, der sie ein schwarzes, auf Figur geschnittenes Kleid mit engen Ärmeln entnahm. Es war nicht unbedingt ein Minikleid, aber für sie war es kurz. Doch er führte sie schließlich ins Ivy aus, da war das nur fair.
Weil sie so aufgeregt war, riß sie in den ersten Strumpf ein Loch. Zum Glück gehörte sie zu den Frauen, die immer mehrere heile Paare in ihrer Kommode hatten. Dann hatte sie einen Moment der Unentschlossenheit, als sie zwischen schwarzen hochhackigen Stiefeletten aus Satin und schwarzen Lackledersandalen mit Absatz zu wählen hatte. Sie entschied sich für die Stiefeletten, weil die offenen Schuhe ihre Füße zu verletzbar machten. Zum Schluß zog sie einen todschicken Mantel von Jil Sander an, den sie im letzten Winterschlußverkauf bekommen hatte, und war fertig.
Sie konnte dem Wunsch, Tara anzurufen, nicht widerstehen. Tara würde natürlich wissen wollen, wie der Nachmittag verlaufen war. Aber als jemand am anderen Ende den Hörer abnahm, dachte sie, sie hätte die falsche Nummer gewählt. Sie erkannte die heisere Stimme nicht, die ein Hallo krächzte.
»Tara?« fragte sie zögernd.
»Oh, Katherine.« Dann versagte ihr die Stimme.
Katherine wurde klar, daß es Tara war und daß sie vor Weinen kaum sprechen konnte. »Was ist los? Ist was mit Fintan?«
»Nein, es ist nichts, wirklich.«
»Das kann nicht sein.«
»Es ist nur Thomas. Er ist so ein Arsch.«
»Was hat er gemacht?« fragte Katherine entsetzt. Sie wäre nicht überrascht, wenn Thomas eine Affäre hätte.
»Er ist einfach ein kompletter Arsch.«
»Ja, aber…« Katherine wußte nicht, was sie sagen sollte. Natürlich war Thomas ein Arsch, das wußte sie schon lange. Aber es mußte etwas passiert sein. »Hat er etwa eine Affäre?«
»Warum? Meinst du, es gibt in dieser Welt noch eine andere Frau, die so dumm ist wie ich? Oh, gerade fällt es mir ein«, unterbrach Tara sich mit tränenerstickter Stimme. »Du bist bei deiner Verabredung. Bitte, sag mir, daß du glücklich bist. Geht alles gut?«
»Das ist doch jetzt egal. Erzähl mir, was geschehen ist.«
»Morgen. Bitte, Katherine, ich will ernsthaft wissen, wie es läuft.«
»Er hat mich zweimal geküßt, und wir gehen zum Essen ins Ivy.«
»Ins Ivy! Ich bin so froh. Offenbar meint er es ernst.« Tara gab sich Mühe, fröhlich zu klingen. »Wenn du die zweifarbige Mousse au chocolat ißt, denk an mich.«
»Möchtest du, daß ich zu dir komme?« Katherine schloß die Augen, schickte ein Stoßgebet zum Himmel und hoffte inständig, daß Tara nein sagen würde.
Tara lachte gequält. »Auf gar keinen Fall.«
»Aber meinst du, du kommst klar?«
»Ja, natürlich. Es tut mir leid, daß ich damit in deinen aufregenden Tag hineingeplatzt bin. Ich wünsche dir einen wunder-, wunderschönen Abend – und fordere deine ehelichen Rechte ein.«
»Wenn du dir sicher bist…«
»Ich schwör’s, bei dem Leben meiner Großmutter.«
Als das Taxi beim Ivy ankam, war es gerade acht Uhr vorbei. Katherine zwang sich zu einem kleinen Spaziergang. Wenn sie sich mit Tara und den anderen im Restaurant verabredete, war es nicht von Bedeutung, wenn sie als erste ankam und warten mußte, aber dies hier war etwas anderes. Mit großer Willensanstrengung schaffte sie es, volle zehn Minuten zu spät zu kommen. Nicht unbedingt den Launen eines Supermodels gemäß, aber immerhin revolutionär für sie.
»Ich bin mit Mr. Roth verabredet«, sagte sie zu dem Oberkellner.
Er fuhr mit dem Finger auf der Liste entlang und sagte: »Es tut mir leid. Wir haben keine Reservierung auf den Namen Roth.«
Katherine wurde von Angst gepackt. Panikerfüllt sah sie sich um und war erleichtert, als sie Joe hinter einer Trennwand entdeckte. Auch er hatte sie gerade erspäht und stand hastig vom Tisch auf.
»Oh, er ist schon da, es ist alles in Ordnung.« Sie lächelte und zeigte auf Joe.
»Das ist Mr. Stallone«, sagte der Oberkellner mit undurchdringlicher Miene.
»Wirklich…?«
Joe war zu ihnen getreten.
»Ihr Gast ist eingetroffen, Mr.
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