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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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man sich streiten konnte, als überhaupt keinen zu haben. Und wenn sie den Mut hatte, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein, mußte sie zugeben, daß ihr der Status, Teil eines Paares zu sein, fehlte. Allein fühlte sie sich unvollständig, eine Versagerin.
    Doch trotz ihrer Einsamkeit war sie für Augenblicke tief überzeugt, daß es falsch wäre, zu ihm zurückzukehren. Es sei denn, er würde sich von Grund auf verändern. Und sie wollte sich auf keinen Fall ein zweites Mal so demütigen lassen wie nach der Trennung von Alasdair.
Bitte, lieber Gott, laß mich Thomas nicht anrufen,
betete sie tausendmal am Tag.
Bitte, lieber Gott, gib mir Kraft. Mach, daß er anruft. Mach, daß er mir sagt, er habe sich verändert.
    Katherine war in der Küche und machte für sich und Joe Kaffee. »Hallo«, sagte sie fröhlich. Sie verbrachte nur einen geringen Teil der Nacht schlafend, war aber hellwach und voll präsent, abgesehen davon, daß sie gelegentlich in angenehme Träume abdriftete.
    Sie sah auch anders aus. Jedem fiel das auf. Als sich kürzlich ihr kleiner, straffer Po an Fred Franklins Glaskasten vorbeischob, hatte Fred Myles angestoßen und gesagt: »Klasse Arsch. Wenn man dran könnte.«
    Dann war Fred erstarrt. »Wessen Arsch war das denn? Der von der Eiskönigin? Verdammt noch mal, tatsächlich! Und darüber habe ich was Nettes gesagt!«
    Tara, in Katherines Küche, rang sich ein Lächeln ab. »Tara«, sagte Katherine bedächtig.
    »Was?«
    »Guck mal.« Katherine steckte zwei Finger in Taras
    Rockbund und zog. Eine große Lücke klaffte.
    »Oh.« Tara sah erstaunt an sich hinab.
    »Ißt du überhaupt was?«
    »Das ist der Gang der Dinge. Du trennst dich von
    einem Mann und kannst nichts essen, dann wirst du elfenhaft schlank und lernst einen neuen Mann kennen. Der Trostpreis der Natur.« Tara lächelte schwach.
    »Aber du mußt was essen, Tara.«
    »Keine Lust.«
    »Laß dich nicht so hängen«, sagte Katherine streng.
    »Es lohnt sich nicht für ihn.«
    »Er war nicht nur schlecht«, sagte Tara. »Manchmal
    war er nett.«
    »Wann, zum Beispiel?«
    Tara dachte einen Moment nach. »Er hat immer meine
    Formulare ausgefüllt. Versicherungs-und Steuersachen.
    Er wußte genau, wie sehr mir das zuwider war.«
    »Das war ja wohl das mindeste, wo du ihn überall
    hingefahren hast. Gib mir noch ein anderes Beispiel.«
    »Er war höflich. Er hat mir die Türen aufgemacht und
    Stühle zurechtgerückt.«
    »Sexistisches Gehabe.«
    Tara seufzte schwer. »Also gut, er war sehr geschickt
    mit den Händen. Als sich meine Silberkette völlig verheddert hatte, hat er sie wieder entwirrt, und sie ist
    nicht kaputtgegangen. Ich hätte nie die Geduld gehabt.« Katherine machte: »Hah«, als wäre sie nicht ganz
    sicher, wie sie ihren Spott für Thomas’ geschickte Hände
    äußern könnte.
    »Und wir haben zusammen geraucht und haben
    versucht, zusammen aufzugeben, und haben es nicht
    geschafft.« Tara seufzte. »Er hat mir meine Zigaretten
    angezündet, und ich ihm seine. Das schafft
    Gemeinsamkeit, und außerdem war ich nie ohne
    Zigaretten, denn wenn ich keine mehr hatte, hatte er
    welche.«
    »Du meinst, er hat sie dir umsonst gegeben?«
    »Nein, bezahlt habe ich sie natürlich.« Tara versuchte
    ein kleines Lächeln zustande zu bringen. »Aber trotzdem,
    ich hatte immer welche zur Hand.«
    »Nimm’s nicht so schwer, es ist gut, daß du ihn los
    bist. Außerdem war es ja nicht die größte Liebesaffäre
    der Welt«, sagte Katherine mit mildem Spott.
    Da hatte sie recht, mußte Tara zugeben. Dazu war sie
    weder tragisch noch romantisch genug gewesen. Aber es
    war
ihre
gewesen. Mit gesenktem Kopf sagte sie: »Ich
    weiß, daß er dominant ist, und ich weiß, daß er geizig ist,
    und ich stimme dir zu, daß es für mich wahrscheinlich
    besser ist, ihn los zu sein, aber wenn man jemandem ein
    Bein amputiert, weil es von Wundbrand befallen ist, tut
    es trotzdem weh.«
    Katherine freute sich, daß Tara Thomas mit einem von
    Wundbrand befallenen Bein verglich. Das war ungerecht
    dem befallenen Bein gegenüber, aber es bedeutete einen
    Fortschritt.
    »Danke, wegen gestern abend«, murmelte Tara dann. »Schon in Ordnung. Ehm, tut mir leid, daß ich dir den
    Pullover aufgetrennt habe.«
    »Das macht nichts. Ich habe mir was vorgemacht.« Am Abend zuvor hatte Tara zu Katherines Entsetzen
    den Pullover, den sie für Thomas strickte, hervorgeholt
    und gesagt: »Ich stricke ihn fertig und schenke ihn
    Thomas. Es wäre schade, ihn zu

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