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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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»Ich glaube, du müßtest mal eine Therapie machen. Deine Haltung Frauen gegenüber ist wirklich krank.«
    »Quatsch.« Thomas klang verächtlich. Seltsamerweise war es nicht das erste Mal, daß eine Freundin das vorschlug…
    »Du magst mich nicht mal«, sagte Tara.
    »Natürlich mag ich dich.«
    »Nein, sonst wärst du viel netter zu mir gewesen.«
    In dem Moment bemerkte Thomas erst richtig die Taschen und Kisten um Tara herum und verstand, daß sie und die leeren Regale zusammengehörten. Bücher, Videos, CDs – alles war eingepackt. »Sind das –« Er zeigte auf die Kartons. »Sind deine Sachen da drin?«
    »Manche. Ich hole den Rest im Lauf der Woche.«
    »Ich kann es nicht fassen.«
    Tara registrierte mit einiger Genugtuung, daß er ziemlich benommen aussah.
    »Wo würdest du hinziehen?«
    »Ich
ziehe
aus«, sagte Tara mit Nachdruck, »zu Katherine.«
    »Zu Katherine?«
    »Als Übergang«, sagte sie mit Fassung. »Dann überlege ich mir, ob ich mir eine Wohnung kaufe.«
    »Eine Wohnung kaufen?«
    »Gibt es hier ein Echo?« Sie sah sich um.
    »Laß uns noch mal drüber sprechen«, sagte er tapfer. Jetzt, wo sie schon auf dem Weg war, wollte er sie unbedingt zurückhaben. Er war wieder sieben Jahre alt.
    »Wir haben schon darüber gesprochen.«
    »Wann?«
    »Am Tag nach meinem Geburtstag zum Beispiel. Als du gesagt hast, du würdest mich sitzenlassen, wenn ich schwanger würde.«
    »Ach, das.«
    »Und dann letzten Freitag, als ich dich gefragt habe, ob du mich heiraten würdest.«
    »Ich wußte nicht, daß du es ernst meinst«, murmelte er.
    »Genau!«
    »Tara, verlaß mich nicht.« Er machte eine Pause. »Meine Liebe«, sagte er dann zögernd.
    Ihr Entschluß geriet ins Wanken. Noch nie hatte er sie »meine Liebe« genannt.
    »Ich gebe zu, daß ich nicht immer gut zu dir war«, sagte er flehend.
    »Könntest du das noch mal sagen?«
    »Ich gebe zu, daß ich nicht immer gut zu dir war«, wiederholte er, etwas schmollend.
    »Das gefällt mir.« Sie lachte unergründlich. »Du warst nicht immer gut zu mir. So kann man es auch ausdrücken.«
    »He. Keiner hat dich gezwungen, bei mir zu bleiben.«
    »Ich weiß.« Sie lächelte. »Ist das nicht demütigend? Ob du es glaubst oder nicht, ich bin viel saurer auf mich als auf dich.«
    »Wie kannst du mir das antun?« Er verlor seine Haltung.
    »Wie oft soll ich es dir noch sagen? Weil du ein Scheusal bist.«
    »Aber du weißt den Grund dafür. Ich habe es dir gesagt. Meine Mam hat mich verlassen, deshalb kann ich Frauen nur schwer vertrauen. Das hier ist wie damals, als ich am Sonntagmorgen aufgestanden bin, und alle ihre Taschen waren gepackt. Es war schrecklich, Tara.«
    »Kannst du mal eine andere Platte auflegen?«
    Thomas traute seinen Ohren nicht. Seine Wunde, die er gehätschelt und getätschelt, gepflegt und genährt hatte, wurde auf respektloseste Weise mißachtet. Es war sein kostbarstes Attribut, mit dem er Menschen so manipulieren konnte, wie es ihm paßte. Wie konnte es diese dicke Tonne wagen…!
    »Oh, jetzt verstehe ich«, sagte er plötzlich wutschäumend, »du hast einen anderen kennengelernt. Jetzt wird mir alles klar.«
    »Das stimmt nicht. Es hat nichts mit einem anderen Mann zu tun. Es hat mit dir zu tun. Und mit mir, leider.«
    »Dieser Ravi, ich wette, du vögelst mit ihm.«
    »Ich vögel mit niemandem.«
    Er sah sie haßerfüllt an. »Nein. Das stimmt wahrscheinlich. Wer würde dich schon nehmen?«
    »So kenne ich meinen Thomas. Also, das wär’s dann.« Sie zog sich den Mantel an. »Alles ist wirklich. Wirklich schrecklich, meine ich.«
    Wie vor den Kopf geschlagen beobachtete er sie, wie sie die Kartons und Taschen zum Auto trug. Als sie wieder hereinkam, um die zweite Ladung zu holen, weiteten sich seine Augen vor Schreck. »He. Laß meinen Couchtisch stehen!«
    »Wessen Couchtisch?«
    »Meinen.«
    »Und wer hat ihn bezahlt?«
    Er antwortete nicht.
    »Ich. Er ist also meiner, Thomas«, sagte sie triumphierend.
64
    Y ippie!« Fintan zog sich die Marilyn-Monroe-Perücke herunter und ließ sie auf der Faust über seinem Kopf kreisen. »Ich kann es nicht glauben. Glaubst du es, Katherine?« Bei dem Gedanken an Tara, die seit zwei Tagen ununterbrochen weinte, sagte Katherine: »Ich schon.«
    »Erzähl mir, was sie dir erzählt hat. War er am Boden zerstört?«
    »Ziemlich, soweit ich gehört habe.«
    »Hoho.« Fintan ballte die Hände zu Fäusten. »Ich wäre gern eine Fliege an der Wand gewesen. Schade, daß sie kein Video davon gemacht hat.

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