Pusteblume
»Du liebst mich doch, oder? Das hast du doch immer gesagt.«
»Ich weiß, aber … es tut mir leid. Hör zu, ich mag dich sehr gern, und du bist sehr attraktiv…« Er druckste herum. Sie litt fürchterlich. »Es tut mir leid«, wiederholte er, »Ich war wieder ein böser Junge und –«
»Wieder?
Du meinst, das ist schon öfter vorgekommen? Ich bin nicht die erste?«
Er schüttelte langsam den Kopf. Sie war nicht die erste.
»Aber ich bedeute dir viel, oder?« Sie gab ihm die Möglichkeit, es wiedergutzumachen.
Bevor sie diese schlimme Nachricht zu Ende denken konnte, flatterten ihre Gedanken zu einer anderen Schreckensmeldung. Soviel Furchtbares stürzte auf sie ein, daß sie nicht wußte, was sie sich zuerst vornehmen sollte. »Aber ich bekomme ein Kind«, sagte sie mit hysterischer Stimme.
Himmel, was für eine Katastrophe, dachte Lorcan unbehaglich. Er konnte ihr nicht einmal empfehlen, eine Abtreibung vornehmen zu lassen, weil er kein Geld hatte, das er ihr geben konnte. »Was sollen wir denn tun?« fragte sie und sah ihn flehentlich an.
»Ich bin doch nicht derjenige, der schwanger ist.« Lorcan wand sich innerlich, weil sie ihm Schuldgefühle machte.
»Was willst du damit sagen?«
»Du
bist schwanger.
Ich
habe das nicht gewollt. Ich wollte, daß du Vorkehrungen triffst, aber du hast dich geweigert. Jetzt kannst du damit machen, was du willst. Du kannst es bekommen oder auch nicht. Es ist deine Entscheidung.«
»Was willst du damit sagen?« Sie hatte schon eine Vermutung, aber sie hoffte verzweifelt, daß sie sich irrte.
»Ich glaube, es ist das beste, wenn ich mich da nicht einmische«, sagte er und war stolz auf sich, weil er das so freundlich gesagt hatte.
»Aber du mußt dich da einmischen«, rief sie außer sich. »Es geht nicht anders. Du mußt deine Frau verlassen und –«
»Wirklich, Katherine, ich glaube –«
»So heiße ich nicht«, schrie sie wild. Als er sie verwirrt ansah, sagte sie: »Ich heiße Katherine mit K. Das ist dein spezieller Name für mich. Sag ihn!«
»Katherine«, sagte er laut und deutlich, »ich glaube, es ist das beste, wenn wir uns nicht mehr sehen.«
»NEIN! Du darfst mich nicht verlassen!«
»Es ist das beste.«
»Für dich vielleicht, aber was soll ich machen?«
»Du schaffst das schon«, sagte er und wandte sich von ihr ab. »Du schaffst das schon, du kriegst das schon hin.«
»Bitte«, preßte sie hervor, »bitte.« Dann hörte sie sich sagen: »Ich flehe dich an.«
Aber es war wie ein Alptraum in Zeitlupe: Er stand auf und wollte gehen. Sie wußte, daß alles vorbei sein würde und sie ihn nie Wiedersehen würde, wenn sie ihn jetzt gehen ließ.
Er ging, aber sie klammerte sich an seinen Arm und wurde mitgezogen. Ein Hocker fiel um, und er versuchte, sie abzuschütteln. Sie stieß sich an der Theke und spürte keinen Schmerz. Die Gäste sahen auf, er sprach mit ihr. Er sagte harte, grausame Worte.
Geh weg. Laß mich in Ruhe.
Ein Klirren, als ein Glas zu Boden fiel und der Inhalt sich schäumend über den Holzboden ergoß. Der Barmann kam auf sie zu.
»Liebst du mich denn nicht?« hörte sie sich schreien, und ihre Stimme überschlug sich.
»Nein«, sagte er.
Nein.
76
T ara bestand darauf, Fintan abzutasten, als wäre sie von der Drogenfahndung. Sie fuhr mit den Händen über seinen Körper und war erstaunt, wie weit die Schwellungen zurückgegangen waren. »Weißt du, was ich fühle?« sagte sie, als sie seine Seite untersuchte. »Was?«
»NICHTS!« rief sie aus. »Ich fühle nichts!« Sie trat zurück und betrachtete ihn – er war kahl, elend dürr und auf einen Stock gestützt. Aber die Schwellung an seinem Hals hatte nur noch die Größe einer Weintraube. »Du siehst phantastisch aus«, erklärte sie. »Zum Reinbeißen. Wie fühlst du dich?«
»Hervorragend. Ich platze vor Energie und esse mit Bombenappetit. Die Zukunft sieht rosig aus. Aber wo sind Katherine und mein lieber Joe?«
»Halt dich gut fest! Ich muß euch beiden was erzählen.« Und sie unterhielt Fintan und Sandro mit einem Bericht der dramatischen Ereignisse des vergangenen Tages.
»Beaker aus der
Muppet Show«,
sagte Fintan immer wieder und schüttelte ungläubig den Kopf. »Nach all den Jahren, wer taucht da auf? Nur der Beaker aus der
Muppet Show!«
Aber als sie ihnen erzählte, was mit Joe war, waren sie entgeistert. »Das kann sie Joe nicht antun«, jammerten sie. »Was hat das Mädel nur?«
»Ich mache mir schreckliche Sorgen um sie«, gab Tara zu. »Eigentlich
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