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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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verheiratet«, fuhr er sie an, und seine Schuldgefühle machten ihn noch gereizter. »Ich kann dich nicht heiraten, weil ich schon verheiratet bin.«
    »Das kann nicht sein«, sagte sie und versuchte, den Alptraum abzuschütteln. »Du hast das nie gesagt.«
    »Ach, nun komm schon. Du mußt es doch gewußt haben.«
    »Ich habe es nicht gewußt. Sonst hätte ich nicht … wäre ich niemals…«
    »Ach so, du wolltest mich dazu kriegen, dich zu heiraten, und deshalb bist du schwanger geworden«, beschuldigte Lorcan sie und drehte den Spieß um.
    »Das stimmt nicht«, verteidigte sie sich. Ihr Atem ging stoßweise und flach. »Aber ich dachte, wenn wir zusammen … wir zusammen…«, sie zwang sich zum Weitersprechen, »wenn wir zusammen schlafen, dann würdest du mich heiraten.«
    »Ja, aber das hatte ich nicht vor, und das tue ich auch nicht. Es geht nicht«, fügte er freundlicher hinzu.
    »Das glaube ich nicht, das glaube ich nicht«, murmelte Katherine immer wieder, das Gesicht in die Hände vergraben.
    Katherine Casey ließ sich nicht von einem Mann schwängern, der sie dann nicht heiraten wollte. Das kam in ihren Plänen einfach nicht vor.
    Sie sah ihn an. »Dann müssen wir eben zusammenleben. Und zwar gleich.« Das war längst nicht ideal und weit davon entfernt, achtbar zu sein, aber anders ging es nicht. »Ich meine«, sagte sie unbeholfen, »ich nehme an, du bist von deiner Frau getrennt.
    Er atmete heftig aus. »Die Annahme ist falsch.«
    Und wieder dachte sie, sie würde die Besinnung verlieren.
    »Ich meine ja nicht unbedingt eine legale Trennung.« Sie klammerte sich an Strohhalme. »Aber ihr lebt doch nicht zusammen, oder?«
    »Wir leben zusammen, doch.« Lorcan sah zur Tür und überlegte, wie er wohl entkommen könnte.
    »Was meinst du damit?« kreischte sie. »Ich war doch in deiner Wohnung. Da war keine Frau.«
    »Sie war verreist.«
    »Verreist?« fragte Katherine benommen. Sie sah die Pflanzen, das Gewürzregal, die Schalen mit Potpourri überall. Sie hatte gedacht, Lorcan hätte das so eingerichtet.
    »Ja, jedesmal, wenn du da warst, war sie verreist«, bestätigte Lorcan. Er war am Ende.
    Katherine konnte nicht sprechen. Sie konnte kaum atmen, so überwältigend war die Bedeutung dessen, was er sagte:
Du bist seine Geliebte. Eine Geliebte! Wie konnte das nur geschehen?
    In Momenten wie diesen wünschte Lorcan sich, er hätte seinen Pimmel für sich behalten. Das Zusammensein mit Katherine hatte ihm gefallen. Sie war süß. Und er war beeindruckt von seiner meisterhaften Verführung, die er genau im richtigen Tempo vorgenommen hatte, aber jetzt war er sich nicht so sicher, daß die Nachwirkungen es wert waren. Und nun war sie auch noch schwanger – Himmel, was für ein Schlamassel! Damit wollte er nichts zu tun haben.
    Katherine war in Angstschweiß gebadet, aber sie sah einen Ausweg. »Du mußt deine Frau verlassen, auf der Stelle. Komm schon«, sagte sie und wurde mutiger. »Wir gehen zusammen zu ihr und sagen es ihr. Sofort.«
    Sie kramte ihre Sachen zusammen, doch Lorcan war von Panik erfüllt. Katherine war manchmal so heftig, so unnachgiebig, wenn sie die Welt nach ihren Vorstellungen neu gestalten wollte. Lorcan wollte seine Frau nicht verlassen. Jetzt jedenfalls noch nicht. Trotz seiner gelegentlichen Untreue hing er sehr an Fiona. Sie paßten zusammen. Abgesehen davon lebte er von ihrem Geld.
    Die Vorstellung, mit Katherine zu leben und – Gott bewahre –
einem Kind,
erschreckte ihn zutiefst. Katherine würde ihn zu einem Vorortleben zwingen, und er mußte den Rasen mähen, zur Messe gehen, Windeln wechseln, Garagen umbauen, Schlafzimmer renovieren und endlos mehr, während sie zum Kaffeeklatsch ging, Kataloge für Wintergärten wälzte und sich mit den Nachbarn über deren Anbauvorhaben anlegte. Was ihm anfangs reizvoll an Katherine erschienen war, schnürte ihm jetzt die Luft ab.
    Außerdem hatte er von ihr bekommen, was er wollte. Die aufregende Jagd war vorüber, und jetzt hatte er Angst.
    »Nein«, sagte er fest. »Laß Fiona aus dem Spiel.«
    Daß er beschützend von einer anderen Frau sprach, versetzte ihr den schlimmsten Schmerz, den sie je gespürt hatte. Sie wußte nicht, daß es solche Schmerzen gab. »Aber du willst mir doch nicht sagen, daß du sie liebst?«
    Das hatte er nicht vorgehabt, aber plötzlich kam es ihm wie eine sehr gute Idee vor. »Natürlich liebe ich sie. Sie ist meine Frau.«
    »Aber das geht nicht, du liebst mich.«
    Als er nichts erwiderte, sagte sie:

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