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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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wußte nicht, ob sie das ernst meinte.
    »Woher kennst du ihn?«
    »Ich habe an ihn meine Unschuld verloren – und vieles mehr«, sagte sie ausdruckslos.
    Bei ihren Worten erfüllte ihn kalte Angst. Er wollte den Arm um sie legen, aber sie entwand sich. »Nein.«
    »Nein?«
    »Ich möchte, daß du gehst«, sagte sie eisig.
    »Schick mich jetzt nicht weg«, bat er sie.
    »Ich möchte, daß du gehst.«
    Joe verstand sie nicht. Er wußte, daß sich etwas unwiderruflich verändert hatte, daß er Katherine verloren hatte. Hatte es damit zu tun, daß sie wegen Angie böse war? Oder hatte es mit Lorcan zu tun? Er vermutete, daß Lorcan eher der Grund war. Als Lorcan im Zimmer war, hatte Joe das Gefühl gehabt, nicht zu existieren.
    »Geh jetzt«, befahl sie ihm.
    Verzweifelt machte er einen weiteren Versuch, aber sie war unerreichbar für ihn.
    »Ich rufe morgen an«, sagte er und ging widerstrebend.
    Tara war zutiefst betroffen, als sie eine Stunde später wiederkam.
    »Katherine, es tut mir leid, es tut mir so leid. Was für ein schrecklicher Zufall! Wenn ich nur die geringste Idee gehabt hätte, daß du diesen Lorcan kennst, dann hätte ich ihn nicht mitgebracht.«
    »Du bist früh zurück«, stellte Katherine mit unbewegter Miene fest.
    »Na ja…« Der Abend war eine Katastrophe gewesen, weil die Spannung zwischen Amy und Lorcan alles vergiftete. »Habe ich das richtig verstanden?« fragte Tara. »Lorcan ist Beaker aus der
Muppet Show
? Der, mit dem gegangen bist, als du in Limerick warst?«
    Katherine nickte langsam.
    »Und er hat dich sitzengelassen?«
    »Ja. Er hat mich sitzengelassen.«
    »Fintan und ich hatten immer gedacht, daß es Liebeskummer war.«
    »Aber ich wollte nicht darüber sprechen.«
    »Das haben wir gemerkt«, entgegnete Tara trocken.
    »Tut mir leid.«
    »Er sieht sehr gut aus«, sagte Tara. »Kein Wunder, daß du so am Boden zerstört warst, als du nach Knockavoy zurückgekommen bist. Aber er ist ein Arsch. Er denkt, er ist ein Geschenk Gottes. Und wie er mit dir vor seiner Freundin geflirtet hat.«
    »Ja, so ist Lorcan.«
    Ihre erstickte Stimme beunruhigte Tara. Besorgt betrachtete sie Katherine, die aussah, als stünde sie unter Drogen.
    »Habt ihr was geraucht?«
    »Nein.«
    »Bist du betrunken?«
    »Nein.«
    »Ist alles in Ordnung.«
    »Bestens.«
    »Du wirkst … als wärst du nicht ganz da. Bist du unglücklich? War es ein großer Schock, Lorcan wiederzusehen?«
    »Warum sollte es?«
    »Das müßtest du mir erklären.« Tara sah sie genau an. »Wo ist übrigens Joe?«
    »Scheiß auf Joe.«
    Tara blieb der Mund offenstehen. »Was soll das heißen?«
    »Joe hat mit einer Frau im Büro geschlafen.«
    »Oh, nein. Oh, nein. Sag, daß das ein Witz ist.«
    »Es ist kein Witz.«
    »Das hätte ich nie für möglich gehalten, nicht bei Joe. Und er schien doch verrückt nach dir zu sein. Männer, sie sind doch alle gleich, alles Schweine, jeder einzelne, bis zum allerletzten. Und das geht schon die ganze Zeit, seit ihr zusammen seid?«
    Katherine machte den Mund auf, sagte aber nichts. Oh, Mist, es ließ sich nicht vermeiden, sie mußte mit der Wahrheit herausrücken. »Es ist passiert, bevor wir zusammenkamen. Aber trotzdem. Er hat es mir nie erzählt, und ich arbeite im selben Büro mit ihr –«
    »Moment mal. Können wir mal eben die Fakten überprüfen? Katherine, bist du übergeschnappt? Du bist wütend, weil er mit einer Frau geschlafen hat, bevor es zwischen euch gefunkt hat? Hattest du erwartet, daß er Jungfrau ist? Daß er sich für dich aufspart?«
    »Nein, aber –«
    »Du hast auch mit anderen geschlafen, mit Beaker von der
Muppet Show,
um nur einen zu nennen. Du hast kein Recht, dich zu beklagen, wenn Joe das gleiche getan hat. Mensch, komm wieder auf den Teppich! Zeig mir jemanden, der keine Vergangenheit hat, und ich zeige dir einen unerträglichen Langweiler.«
    Katherine hob die Schultern und ließ sie wieder fallen.
    »Hat es vielleicht doch etwas mit dieser Wiederbegegnung mit Lorcan zu tun?« Tara war richtig besorgt. »Du hast nicht etwa Hoffnungen, mit ihm wieder etwas anzufangen? Denn das wäre völlig hirnverbrannt, Katherine.«
    »Ich weiß.«
    »Es ist zwölfeinhalb Jahre her. Ein Menschenleben. Er hat eine Freundin, und du hast Joe.«
    »Wenn Joe anruft«, sagte Katherine mit kalter Endgültigkeit, »ich bin nicht für ihn zu sprechen. Verstanden?«
    »Bis wann?«
    »Bis ich mir’s anders überlege.«
    »Aber –«
    »Es ist meine Wohnung.«
    Und damit war das Gespräch

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