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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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daß er gearbeitet hat, denn Amy hat gesagt, er hat zur Zeit keine Arbeit.« Tara hatte die letzten zwanzig Minuten wie auf Kohlen gesessen, und jetzt sprudelten alle ihre Bedenken hervor. »Und überhaupt, was ist mit Amy?«
    »Es ist aus zwischen ihnen«, murmelte Katherine. »Hat er gesagt.«
    »Und du glaubst ihm? Gott, er muß sich ja wirklich ausführlichst bei dir entschuldigt haben.«
    Katherine zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, aber das reichte schon.
    »Oh, nein«, sagte Tara ungläubig, »du meinst, er hat sich gar nicht entschuldigt? Großer Gott!«
    Katherine war kreidebleich. »Ich meine … ich dachte…« Aber wie sie es auch drehte und wendete, sie konnte es nicht leugnen. Tara hatte recht.
    Lorcan hatte sich nicht entschuldigt. Sie war im Begriff gewesen, sich von ihm küssen zu lassen, ohne zu protestieren. Wie konnte das passieren?
Sie
war angeblich diejenige, die die Situation im Griff hatte, nicht er. Aber sie war so ohnmächtig und gedemütigt wie damals, vor über zwölf Jahren, als er sie in dem Pub sitzengelassen hatte. Mit seinem guten Aussehen und seinem Charme hatte er ihr so sehr den Kopf verdreht, daß sie nicht richtig denken konnte – wie damals.
    »Es tut mir leid, daß ich so grausam zu dir bin, aber du würdest das gleiche für mich tun. Und du hast es schon getan, all die Abende, an denen du mich daran gehindert hast, zu Thomas zu fahren.«
    »Das hier ist was anderes«, versuchte Katherine zu widersprechen, ohne rechte Überzeugung. Jetzt, da Lorcan nicht mehr vor ihr saß, ordneten sich ihre Gedanken, und sie fühlte sich erniedrigt und beschmutzt, weil sie sich so bereitwillig in seine Arme hatte werfen wollen.
    »Lorcan Larkin ist ein übles Arschloch«, beharrte Tara. »Du brauchst dir bloß anzusehen, wie er seine Freundin behandelt. Und Katherine, bedenke doch, bitte, ich flehe dich an, denk daran, was er dir angetan hat. Und er würde es wieder tun. Er war der größte Fehler deines Leben.«
    »Aber er war mein Lieblingsfehler.«
    »Er ist ein Mistbolzen. Ich verstehe nicht, wie du ihn überhaupt hereinlassen konntest. Ich gebe ja zu, daß er sehr gut aussieht und du wahrscheinlich immer noch scharf auf ihn bist, aber nach allem, was er dir angetan hat!«
    »Ich dachte, wenn ich ihn noch einmal sehen würde, könnte ich die Vergangenheit in Ordnung bringen.« Katherine fand es immer schwieriger, ihr Verhalten zu rechtfertigen. »Mein Leben ist eine einzige Katastrophe, und das hat alles mit ihm zu tun. Ich dachte, wenn er freundlich zu mir wäre oder ich schrecklich zu ihm, würde ich endlich zur Ruhe kommen.«
    »Dein Leben ist aber keine Katastrophe!« sagte Tara erregt. »Die Vergangenheit
ist
geordnet, aber du kannst es nicht sehen. In deinem Kopf ist alles noch so wie damals, als Lorcan abgehauen ist, aber sieh dich doch mal aus meiner Sicht. Du hast eine gute Stelle, du hast ein schönes Auto, du hast wunderbare Freunde, aber das Wichtigste ist, daß du eine Beziehung hast, die gut ist. Joe und du, das geht gut! Ihr seid jetzt fünf Monate zusammen. Er ist verrückt nach dir, und du bist verrückt nach ihm. Es läuft gut. Es ist ein
Erfolg.«
    »Früher oder später wird er meiner überdrüssig sein«, sagte Katherine traurig. »So ist es jedesmal.«
    »Aber nicht mit Joe. Ihr seid über den Punkt hinaus. Er kennt dich.«
    »Warum ist es diesmal anders?«
    Tara suchte verzweifelt nach Gründen. »Es könnte mit Fintan zu tun haben.« Sie tappte im dunkeln. »Weil du dir so viele Sorgen um ihn gemacht hast, hattest du keine Zeit, neurotisch zu sein.«
    Tara hatte nur auf gut Glück geraten, aber zu ihrer Überraschung nickte Katherine bedächtig. »Himmel, vielleicht hast du recht.« Sie ließ sich auf dem Badewannenrand nieder. »Gott, ich glaube, du hast recht.«
    »Und wenn du dich nicht ziemlich schnell am Riemen reißt und mit diesem Lorcan-Wahnsinn aufhörst, dann verlierst du Joe.«
    »Dann verliere ich Joe«, wiederholte Katherine, und der Gedanke, ohne ihn sein zu müssen, warf sie um. Sie konnte es kaum ertragen.
    Die Erinnerungen liefen in ihr ab wie ein Film: der Abend, an dem Joe und sie versucht hatten, ein richtiges Essen zu kochen, und beinahe seine Küche in Brand gesteckt hatten; die vielen Stunden, die Joe gutmütig mit Fintan verbrachte; die Armdrück-Wettbewerbe, die er sie gewinnen ließ; die Ally-McBeal-Sendung, die er unaufgefordert für sie aufgenommen hatte; der MacLippenstift
in fast der richtigen Farbe,
den er ihr gekauft hatte;

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