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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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gehe«, sagte er.
    »Wird auch höchste Zeit.«
    »Schlange«, murmelte er.
    Er ging an Tara vorbei, die wie ein Wachhund im Flur saß. »Schlange«, murmelte er wieder.
    »Arsch«, sagte sie fröhlich.
    Roger in der Wohnung unter Katherines hätte beinahe einen Herzinfarkt bekommen, als Lorcan die Tür mit aller Wucht zuschlug.
    Tara und Katherine sahen sich an. Lachen oder weinen
    - Katherine konnte sich nicht entscheiden, bis Tara in Lachen ausbrach und Katherine mit einfiel.
    »Ich bin so froh«, sagte Katherine und rang nach Atem, »daß mir der Medusenblick gelungen ist, wo ich ihn doch all die Jahre nur für Lorcan geübt hatte.«
    »Sehr gut. Und, rufst du jetzt Joe an, oder fährst du zu ihm?«
    »Du meinst, ich soll die Sache mit Angie vergessen?«
    »Katherine!«
    »Schon gut, schon gut, ist schon vergessen.«
79
    M it großen Schritten eilte Lorcan die Straße entlang, von wütender Selbstgerechtigkeit erfüllt. Was für eine Unverschämtheit! Wie konnte sie sich erdreisten! Er hatte den Annäherungsversuch nur gemacht, um dem hübschen Joe Roth eins auszuwischen und weil ihm langweilig war. Sonst hätte er sich niemals an sie herangemacht.
    Er hatte sie doch nicht ernsthaft als Nachfolgerin für Amy in Erwägung gezogen?
Natürlich nicht.
Gut, er mußte zugeben, daß sie süß aussah, er hätte nichts dagegen gehabt, sie mal umzulegen, außerdem hatte er wissen wollen, was mit dem Kind geschehen war. Aber so wichtig war es nun auch nicht. Und was war das für eine Frau, die bereit war, ihr Kind abzutreiben? Schlimmer noch, die bereit war,
sein
Kind abzutreiben? Krank, das war’s, sie war krank.
    Lorcan war für den Moment entfallen, daß er in Fragen der Verhütung zu der Gruppe Männer gehörte, die die Stalltür verschlossen,
nachdem
das Pferd ausgebüchst war. Voller selbstgefälliger Empörung marschierte er weiter durch die Nacht.
    Ein staubblauer Karmann Ghia brauste an ihm vorbei und lenkte ihn einen Augenblick ab. Wie die meisten Männer fand Lorcan Gefallen an schönen Autos. Dann erkannte er Katherine am Steuer und sah, daß sie ihm lachend einen Finger entgegenreckte.
    Was passierte hier?
    War die Welt aus den Fugen geraten?
    Er ging weiter. Der Schock, daß Katherine ihn hatte abblitzen lassen, machte sich schmerzhaft bemerkbar. Das war ihm noch nie geschehen. Buchstäblich noch nie. Er war neununddreißig Jahre alt, und soweit er sich zurückerinnern konnte, hatte ihn noch nie eine Frau abgewiesen. Verwirrt und verunsichert fuhr er sich mit den Händen durch das Haar und versuchte, sich zu beruhigen. Doch als er unter einer Laterne sah, daß sich einige rote Haare in seinen Fingern verfangen hatten, blieb er wie angewurzelt stehen. Herr im Himmel! Wie weit war es mit ihm gekommen?
    Eine Frau hatte ihm soeben gesagt, er solle sich vom Acker machen. Seine Haare gingen ihm aus. Er hatte keine Arbeit. Plötzlich verpuffte all sein Ärger, und er fühlte sich schrecklich alt. Alt, verbraucht, überholt. Abgehalftert, erschöpft, niedergeschlagen.
    Dann fiel ihm Amy ein. Die liebe Amy. Die geduldige, gutmütige, treue Amy. Sie würde ihn nicht wegschicken. Sie würde ihn mit offenen Armen wieder aufnehmen, die Schmerzen wegpusten, sein Selbstbewußtsein wiederaufrichten. Was hatte er sich bloß dabei gedacht, als er den Zeitpunkt für gekommen hielt, ihr den Laufpaß zu geben? Er war verrückt gewesen!
    Er wollte zu ihr. Eine bescheuerte Idee, mit Katherine anzubändeln. Und das Mädchen am Nachmittag, Deedee. Amy war viel schöner. Ja, wenn er ehrlich darüber nachdachte, vielleicht … vielleicht …
liebte
er Amy sogar.
    Er schritt mächtig aus und wünschte sich, er hätte das Geld für ein Taxi. Es schien ihm von äußerster Dringlichkeit, so schnell wie möglich zu Amy zu kommen und ihr seine Gefühle zu gestehen. Er hatte immer gedacht, er würde nie wieder heiraten wollen. Aber mit Amy konnte er sich traute Zweisamkeit vorstellen. Einen Ort, an dem er sein müdes (kahl werdendes) Haupt betten konnte. Vielleicht würde er sogar ein paar Kinder haben. Die Schauspielerei würde er aufgeben. Das war ohnehin nur was für eingebildete, oberflächliche Ich-Besessene. Er würde sich eine ordentliche Arbeit suchen. Ehrliche Arbeit für ehrlichen Lohn.
    Auf der leeren Straße rollte ein Taxi auf ihn zu, das Schild war erleuchtet. Erfreut hielt Lorcan es an. Amy würde den Fahrpreis bezahlen, wenn er bei ihr ankam.
    Als das Taxi vor Amys Haus hielt, sagte Lorcan zu dem Fahrer: »Warten Sie bitte

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