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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Gegenteil, ihr Job bestand darin, die schlimmsten Exzesse in Schach zu halten, die Spesen der Mitarbeiter zu drosseln und auf Quittungen für Taxifahrten zu bestehen; sie mußte nachhaken, wenn jemand ein Wochenende für zwei in einem Hotel auf dem Lande und eine Bestellung für neun Flaschen Champagner absetzen wollte, und sie mußte darauf hinweisen, daß es eine doppelte Spesenabrechnung war, wenn man sowohl die Rechnung für ein Essen in einem Restaurant als auch den Kreditkartenbeleg für dasselbe Essen einreichte, und daß das einen, wenn auch winzigen, Betrug darstellte. Obwohl sie als Prokuristin sich eigentlich nicht mit diesem Kleinkram befassen sollte, traute sie es ihren Buchhaltungsgehilfen nicht zu, derlei Betrügereien herauszufischen.
    »Morgen, Katherine«, rief Desmond, der Portier, ihr zu, als sie zu den Aufzügen ging. »Müssen Sie für diese Penner am Wochenende arbeiten?«
    Doch statt in bitteren Worten ihr ungerechtes Los zu beklagen wie die anderen Angestellten, die samstags ins Büro kamen, lächelte Katherine einfach freundlich und erwiderte: »Na ja, einer muß es ja machen.«
    Desmond war verblüfft. »Eigenartiges Mädel«, sagte er zu sich. »Und kein junger Mann, der auf sie wartet, das sieht man ja. Warum sollte sie sonst so fröhlich sein, wenn sie am Samstag zur Arbeit kommen muß? Das ist doch kein Leben für eine junge Frau«, seufzte er.
    Breen Helmsford, im Vergleich zu anderen Werbeagenturen ein kleines Unternehmen, hatte ungefähr siebzig Mitarbeiter, die auf zwei Etagen eng gedrängt ihre Großraumbüros hatten. Ein paar Glaskästen für die Büros der höheren Angestellten waren dazwischengestreut.
    Als Katherine das Büro betrat, waren viele der Mitarbeiter schon da. Außer Katherines Assistenten, Breda, Charmaine und Henry, war auch eine Gruppe »Kreativer« da, die fanden, daß sie die eigentliche Arbeit leisteten, im Gegensatz zu diesen umständlichen Bürokraten, die ihnen aus nicht einsehbaren Gründen ihre Spesen vorenthielten. Die Kreativen – eine Bande junger Männer mit einem unglaublich ausgeprägten Trendbewußtsein, daß man denken könnte, sie hätten das gesamte Lager von Duffer of St. George aufgekauft – stellten eine Präsentation für eine Tampon-Firma zusammen, die sie am Montag vorlegen sollten. Es gab viele Bilder von strahlenden jungen Mädchen, die auf dem Mond landeten und in einer gelben, den Planet Venus darstellenden Landschaft, unterlegt von Bruchstücken aus George Michaels »Freedom«. Als werbewirksame Sätze wurden vorgeschlagen: »Ich wette, sie trinkt Carling Black Label« und: »Das beste Produkt für weibliche Hygiene im Universum.«
    Es gab zwei unumstößliche Regeln für die Tamponwerbung: Das Produkt wird, wenn überhaupt, nur in euphemistischen Worten erwähnt, und die Farbe Rot darf nirgends auftauchen.
    Alle sahen automatisch hoch, als Katherine hereinkam, und als sie sahen, wer es war, senkten sie die Blicke wieder.
    Katherine war bei ihren Kollegen nicht besonders beliebt. Sie war auch nicht unbeliebt. Aber weil sie nicht an mehreren Abenden in der Woche mit in den Pub ging und auch nicht mit allen männlichen Kollegen schlief, existierte sie nicht richtig.
    Sex stand bei Breen Helmsford ziemlich weit oben auf der Liste. Da die Mitarbeiter häufig feststellen mußten, daß sie mit jeder Frau in der Firma geschlafen hatten, sorgte die Ankunft einer neuen Aushilfskraft für mehr Aufregung als ein neuer Auftrag. Zum Glück wurden die Kreativen mit atemberaubender Geschwindigkeit eingestellt und wieder gefeuert, so daß es immer wieder frisches Blut gab und unbekannte Menschen, mit denen man schlafen konnte.
    Katherine wurde die Eiskönigin genannt. Das wußte sie, und ihr einziger Einwand war, daß sie von einer Werbeagentur mehr Einfallsreichtum erwartet hatte.
    Joe Roth, der Leiter der Tampon-Gruppe, stand mit fünf anderen zusammen, die leidenschaftlich über das Thema diskutierten: »Das weiß doch jeder, daß du mit einem Tampon Bungee-Springen kannst«, und: »Klar, Bungee-Springen ist doch ein alter Hut«, und: »Raumfahrt ist doch auch kein heißes Thema!« Er sah Katherine hinterher, die zu ihrem Schreibtisch ging und den PC anstellte. »Gar nicht so übel, Jungs«, lobte er sein Team. »Ich persönlich würde diese Tampons sofort kaufen. Eigentlich schade, daß ich keine Menstruation habe. Jetzt entschuldigt mich bitte«, sagte er dann, den Blick immer noch auf Katherine geheftet, »Zeit für meine tägliche

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