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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Abfuhr.«
    Joe Roth war von Katherine fasziniert. Er war erst seit drei Wochen bei Breen Helmsford, und in jedem anderen Beruf bedeutete das, daß er gerade erst angefangen hatte. Aber in der Werbebranche zählten die Jahre wie Hundejahre. Da reichten drei Wochen gewöhnlich aus, um einen größeren Auftrag an Land zu ziehen, zweimal befördert zu werden, eine Erwähnung in
Campaign
zu bekommen, mit der Frau des Chefs im Bett erwischt zu werden, einen wichtigen Auftrag zu verlieren und gefeuert zu werden. Auf jeden Fall schienen Joe drei Wochen genug, um bei Katherine ans Ziel zu kommen, aber er war sich nicht sicher, daß er überhaupt Fortschritte machte.
    An seinem ersten Tag hatte ihn Fred Franklin, sein neuer Vorgesetzter, der um die Vierzig, übergewichtig und ein starker Biertrinker war und aus Nordengland stammte, zur Seite genommen. Zunächst fand er heraus, welchen Fußballverein Joe unterstützte – Arsenal –, dann gab er ihm ein paar weise Ratschläge für seinen neuen Job. Wo die Kaffeemaschine stand, wie man die Spesen manipulierte und, besonders wichtig, an welche Frauen er sich heranmachen sollte. »Martini da drüben«, erklärte Fred und zeigte auf eine lange Rothaarige mit großen Zähnen, »ist leicht zu haben.«
    »Ich dachte, sie heißt Samantha«, sagte Joe.
    »Ja, technisch gesehen stimmt das«, gab Fred zu,
    »aber wir nennen sie Martini, weil sie immer, jederzeit und überall Lust drauf hat. Sie ist phantastisch«, sagte Fred begeistert. »Sie macht alles. Einfach alles. Und sie legt keinen Wert auf den Kram, den die Frauen sonst wollen.«
    »Du meinst Blumen und Pralinen?« fragte Joe. »Ich meine, daß man sie anruft, daß man ihren Namen noch weiß. Sie will einfach nur Sex. Sie läßt einen sogar das Fußballspiel sehen, während man sie vögelt. Sie ist phantastisch«, sagte Fred noch einmal, und dann sprach er das größte Lob aus, das er einer Frau machen konnte: »Sie ist wie ein Typ mit Titten.«
    Dann zeigte er auf eine kleine Frau mit blondem Lockenkopf.
    »Und Flora da drüben hat eine großartige Nummer drauf mit Babyöl und einem kalten Waschlappen, aber sie ist ziemlich schwierig. Sie hat meine Frau angerufen und es ihr erzählt –«
    »Ich dachte, sie heißt Connie«, unterbrach Joe ihn.
    »Das stimmt«, bestätigte Fred, »aber wir nennen sie Flora, denn bei ihr –«
    »– geht es wie geschmiert«, vollendete Joe.
    Fred grinste Joe breit an. »Du hast es erfaßt! Ich glaube, es wird dir bei uns gefallen.«
    Joe war sich da nicht so sicher. »Und was ist mit … ehm … Katherine da drüben, der Prokuristin?« fragte er beiläufig.
    »Mit wem?«
    »Du weißt schon, die hübsche Schlanke, die immer im Kostüm kommt.«
    »Hübsch?« Fred war verdattert. »Schlank? Meinst du Mama?«
    Er deutete auf eine dunkelhaarige junge Frau, die so mager war, daß ihre Beine nicht viel dicker als ihre Arme waren. »Auf die bin ich nicht so scharf. Du kannst sie aber dazu bringen, daß sie das mit der Zahnpasta macht, wenn sie dir einen bläst. Aber schlucken tut sie nicht, das muß ich dir fairerweise gleich sagen. Sie hat Angst, daß sie zu dick wird.«
    »Heißt sie nicht Deirdre?« fragte Joe.
    »Doch, doch.« Fred nickte zustimmend. »Wir nennen sie Mama, weil sie immer so schlecht gelaunt ist und an allem rummäkelt. Wenigstens kann sie nicht viel sagen, wenn sie deinen Schwanz im Mund hat.«
    »Verstehe«, sagte Joe. »Aber die meine ich gar nicht. Ich meine die kleine Irin.«
    Fred war so verdattert, daß es ihm schier die Sprache verschlug. »Die!« rief er schließlich. »Diese vertrocknete alte Schachtel!«
    »Sie ist bezaubernd«, sagte Joe überrascht.
    »Von wegen bezaubernd«, gab Fred zurück. »Sie macht’s nicht! Mit der würde ich meine Zeit nicht verschwenden, mein Guter. Nicht, wenn du all diese scharfen Weiber haben kannst. Ich könnte mir denken, daß Katherine eine Lesbe ist.«
    »Sie wollte also nicht mit dir?« fragte Joe mitleidig.
    »Nicht nur mit mir nicht«, sagte Fred aufgebracht, »sie macht es mit keinem. Sie ist die reinste Platzverschwendung. Und guck dir doch mal ihre Klamotten an. Wie eine Nonne!«
    Katherine kam immer in einem schmal geschnittenen Kostüm und einer gebügelten weißen Bluse zur Arbeit. Auch einige der anderen Frauen bei Breen Helmsford trugen Kostüme, aber bei ihnen war es ein ironisches Statement. Ihre Kostüme waren sexy, modisch, bunt, mit kurzen Röcken. Katherine hingegen riskierte nichts und trug Röcke, die zwei Fingerbreit

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