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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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einzurichten begann, trat der Horror von Alasdairs Zurückweisung in den Hintergrund, und sie fing wieder an zu essen. Sie nahm viel schneller zu, als sie je abgenommen hatte, und Thomas war bitter enttäuscht. Warum hielten Frauen nie das, was sie versprachen? In dem Versuch, die Vollkommenheit des Anfangs wiederherzustellen, gab er sich viel Mühe, Tara zum Abnehmen zu bewegen. Er drängte sie, joggen zu gehen oder in ein Fitneß-Studio, und er machte ihr ein schlechtes Gewissen, wann immer sie etwas aß. Dabei war er selbst keineswegs gertenschlank. »Seht euch ihn an«, sagten die Frauen in der Schulkantine. »Besonders donnerstags.« (Da gab es süßen Reisauflauf.) »Am liebsten würde er den Kindern ihren Teil wegessen.«
    Doch obwohl er selbst eher vollschlank war, hatte seine anfängliche grenzenlose Hingabe an Tara in dem Maße abgenommen, wie sie zugenommen hatte. »Ach, Tara«, brummte er und betrachtete sie in dem roten Kleid von allen Seiten.
    »Du siehst aus, als wärst du im sechsten Monat. Als wir uns kennenlernten, warst du furchtbar sexy.«
    »Das würde ich so nicht sagen.« Sie lachte.
    »Doch, du warst sexy. Aber wenn wir uns jetzt kennenlernen würden, hätte ich kein Interesse.«
    »Das kann ich dir nicht verübeln«, entgegnete sie gutmütig. »Ich würde auch nichts mit mir zu tun haben, wenn ich die Wahl hätte.«
    »Im sechsten Monat«, sagte er und deutete auf ihren Bauch. »Danach sieht es aus.«
    »Eher sieben«, gab sie mit einem bedauernden Grinsen zurück.
    Aber als er nicht lachte, riskierte sie es und sagte: »Wäre das nicht zum Schreien, wenn sich herausstellte, daß ich tatsächlich schwanger bin? Was würden wir dann tun?«
    Sie hoffte, ihn so aus seiner düsteren Stimmung zu holen. Ganz sicherlich rechnete sie nicht damit, daß er »Wir?« sagen würde, als hätte er das Wort im Leben noch nicht gehört.
    »Wir?« sagte er wieder, mit noch größerer Überraschung. »Was wir würden tun?«
    »Natürlich, wir.« Lachend verdrehte sie die Augen, weil er so begriffsstutzig war. »Du weißt schon, wir – die beiden Menschen, die dafür verantwortlich sind.«
    Thomas schnaubte abfällig. »Ich hätte nichts damit zu tun.«
    »Schlaflose Nächte, schmutzige Windeln.« Sie schüttelte sich. »Wer kann dir das verübeln? Wahrscheinlich würde das arme Kind elendiglich zugrunde gehen.«
    Und damit hoffte sie, das Gespräch beendet zu haben. Aber es gab nicht einfach auf und stellte sich tot, denn Thomas wiederholte in demselben provozierenden Ton: »Ich hätte nichts damit zu tun.«
    Sie wußte, daß
es
ein Fehler war, aber sie mußte mit ganz leiser Stimme fragen: »Wie meinst du das?«
    »So wie ich es gesagt habe. Ich hätte nichts damit zu tun.«
    Tara spürte, wie furchtbare Angst in ihr hochkroch. Das Ganze sollte doch nur ein Witz sein, aber Thomas lachte nicht.
    Laß es gut sein, sagte ihr Verstand. Hör auf damit! Beschwör nichts herauf, was nicht wieder weggeht. Er meint es nicht ernst. Und wenn doch, dann willst du es nicht wissen.
    »Du meinst, du würdest…« Sie machte eine Pause und sagte dann nicht: »… mich nicht heiraten?« Sie hatte Alasdair mit dieser Idee vertrieben und sich geschworen, bei Thomas den Fehler nicht noch einmal zu machen. Also sagte sie: »Du meinst, du würdest nicht zu mir stehen?« Und brachte ein kümmerliches, wenig überzeugendes Lächeln zustande.
    Thomas setzte sich aufs Sofa und starrte sie an. Tara bereute es zutiefst, daß sie den Mund aufgemacht hatte. Sie hatte ein schreckliches Gefühl von déjà vu, eine entsetzliche Vorahnung von dem, was kommen würde.
    »Ich weiß nicht«, sagte er tonlos.
    Tara kam es vor, als stürzte sie in ein tiefes Loch und würde von einem kalten Wasserfall der Angst fortgerissen. »Du würdest doch bei mir bleiben und dich um mich kümmern, oder?« fragte sie verzweifelt. Sie hörte ihre eigene Stimme wie gedämpft, als wären ihre Ohren verstopft.
    Und wieder starrte er sie an. »Ich glaube nicht, daß ich das würde«, sagte er, als wäre ihm soeben eine Erleuchtung gekommen.
    Es ist doch kein Wunder, dachte sie atemlos. Wie kann er auch Vertrauen in die Familie haben, nach dem, was mit seinen Eltern geschehen ist?
    Das tröstete sie aber nicht.
    »Aber du liebst mich doch«, beharrte sie.
    »Ja schon, aber…«
    »Würdest du mir Geld geben für das Kind?« krächzte Tara, panikerfüllt, als ginge es um ein echtes Baby.
    »Tara, du verdienst doppelt soviel wie ich«, sagte er bitter.
    »Das stimmt«,

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