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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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zwei Flaschen Porter, die sie aus den Vorräten ihres Vaters geklaut hatte, machte Tara sich auf den Weg zu Katherines Haus. Delia war nicht zu Hause – sie arbeitete im Pub –, und Agnes, die gebeugt, grau und einsam über Delias
Spare-Rib
Frauenzeitschrift saß, hob mißtrauisch den Kopf, als Tara klimpernd an ihr vorbeiging.
    Fintan schob Tara in Katherines Zimmer. »Ich muß mit meiner Kundin allein sein«, sagte er hochtrabend und schlug Katherine die Tür vor der Nase zu. »Das Genie bei der Arbeit.«
    Als Tara nach einiger Zeit wieder herauskam, riß Katherine vor Bewunderung die Augen weit auf. »Du siehst so…«, sagte sie, aber ihr fehlten die Worte, »… so alt aus.« Sprachlos starrte sie Tara an. »Du siehst aus wie
siebzehn.
Wie ein Mädchen aus Bananarama oder so.
    « Tara trug die schreiend rosa Stretch-Hosen, ein weißes Rüschenhemd mit einem blauen T-Shirt darunter, das über ihren großen Brüsten spannte. Die Augen waren mit blauem Kajal umrandet, der Rest des Gesichts lag unter einer Schicht Day-Glo-Lippenstift, und ihre Haare waren toupiert und mit Gel behandelt, so daß sie rundum
    hochstanden.
    »Gut«, sagte Fintan zu Katherine. »Jetzt bist du dran.« Katherine trug eine weite schwarze Jeans ohne Stretch, ein loses weißes T-Shirt und kein Fitzelchen Make-up.
    Sie wollte Make-up nur dann tragen, wenn es jemanden gäbe, der sie auffordern würde, es wieder zu entfernen.
    Sie sehnte sich danach, einen Vater zu haben, der sie anschreien würde: »Wasch dir diese Tünche vom Gesicht! Ich erlaube es nicht, daß meine Tochter wie eine Hure angemalt durch Knockavoy spaziert.« So wie es Frank mit Tara machen würde.
    »Aber wir müssen doch älter aussehen, sonst lassen sie uns nicht rein«, sagte Fintan bekümmert. »Willst du dir nicht wenigstens den BH ausstopfen?«
    »Das habe ich schon«, sagte Katherine kleinlaut. Als Tara in die Küche trat, war Agnes entsetzt.
    »Heilige Mutter unseres süßen Jesuskindleins, ans Kreuz genagelt und am dritten Tage auferstanden!« rief sie.
    »Kämm dir mal die Haare, Mädchen! Wie konnten die nur so verfilzen?«
    »Es soll so sein. Es ist Mode so.«
    »Es sieht aus wie ein Stechginsterbusch.«
    »Danke.« Fintan und Tara lächelten sich schüchtern zu.
    »Jetzt verstehe ich«, sagte Agnes. »Das ist der letzte Schrei, ja?«
    »Genau.«
    »Meint ihr, mir würde das auch stehen?«
    Einen Moment herrschte verdutztes Schweigen, dann gewann Fintan seine Fassung wieder.
    »Agnes, es sähe phantastisch aus!« sagte er. Und der Gott der Berufsberatung sah hinab und dachte: Dieser junge Mann wird es in der Modewelt weit bringen.
    »Vielleicht muß ich es schneiden«, sagte Fintan vorsorglich.
    »Schneid, soviel du willst.«
    Als Agnes ihren grauen Knoten gelöst hatte, griff sie nach der Whiskeyflasche und sagte: »Ihr könnt meinetwegen Frank Butlers Porter-Bier trinken, aber ich brauche was Richtiges.«
    Als Delia ein paar Stunden später nach Hause kam, fand sie ihre Mutter in ihrem Sessel, sturzbetrunken, mit grellrosa Lippenstift beschmiert und die grauen Haare wild in die Höhe toupiert.
    »Guck mal, Delia«, sagte Agnes. »Das ist jetzt der letzte Schrei.«
    Die Eckensteher betrachteten Taras Verwandlung mit einiger Skepsis. »Die Kriegsbemalung finde ich doof«, sagte Bobby Lyons, als Tara vorbeiging.
    »Und die Haare sehen aus wie ein Heuhaufen«, monierte Martin O’Driscoll.
    »Wie ein Misthaufen«, sagte Paul Early.
    »Aber die rosa Hosen sind gut«, mußte Michael Kenny zugeben.
    »Das stimmt.« Es herrschte allgemeines Einverständnis. »Doch, die sind scharf.«
    Obwohl Tara, Katherine und Fintan das Bier getrunken hatten, waren sie reine Nervenbündel, als sie beim Gemeindesaal ankamen. »Denkt dran«, murmelte Fintan,
    »ihr seid beide neunzehnhundertdreiundsechzig geboren.«
    Aber sie hätten sich keine Sorgen zu machen brauchen. Das einzige, was Father Evans interessierte, war das Eintrittsgeld.
    Sie waren Hunderte von Malen im Gemeindesaal gewesen, aber an dem Abend sahen der staubige Holzboden, die winzige Bühne, die orangefarbenen Plastikstühle, die Tabellen für die Erste-Hilfe-Kurse, die Plakate für Delias Yoga-Kurse mit Abbildungen der Lotusposition und der Smirnoff-Stellung wie verzaubert aus.
    Obwohl es erst halb acht war und draußen noch taghell, lag eine besondere Spannung in der Luft.
    Eine seltsame Maschine warf bewegte Bilder von farbigen Blasen an die Wand. Die Blasen dehnten sich aus, spalteten sich, wechselten die Farbe von

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