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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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aus der Bahn warf. In den letzten drei Jahren war im Sommer jeden Samstagabend eine Disco im Gemeindesaal veranstaltet worden, und im August, wenn das Rinnsal der Touristen zu einem größeren Strom anschwoll, gab es am Mittwochabend eine zusätzliche. Das Pfarramt der Stadt hatte sich widerstrebend mit der Disco einverstanden erklärt, in der Hoffnung, die Touristen so von den Fleischtöpfen in Kilkee und Lahinch, Orte, die ein Stück weiter die Küste entlang lagen, fernzuhalten. Dazu kam es aber erst, nachdem der Versuch, Geld für eine Autoscooter-Anlage aufzutreiben, fehlgeschlagen war.
    Die Disco war ein Sündenpfuhl. Obwohl Father Neylon während der langsamen Stücke den Tanzboden mit einem großen Stock abschritt, war der Beichtstuhl anderntags mit Menschen überfüllt, die sich unreinen Gedanken hingegeben hatten. Es war nicht gut, die Verwerflichkeit zu fördern. Es sei denn, man konnte damit Geld verdienen.
    »In die Disco!« Tara und Katherine schluckten. »Aber wir sind zu jung.«
    »Wer sagt das?«
    »Alle«, sagte Katherine. »Es steht zum Beispiel auf unseren Geburtsurkunden.«
    »Regeln sind dazu da, daß man sie bricht«, sagte Fintan lächelnd.
    »Bist du da schon mal gewesen?« fragte Tara.
    »Ehm, ja, natürlich«, sagte Fintan großspurig. »Letztes Jahr und im Jahr davor.«
    »Würden wir denn reinkommen?« fragte Tara, die einen Rausch köstlich-schauriger Aufregung verspürte. Der Gedanke, in die Disco zu gehen, war ihr noch nie gekommen. Sie hatte immer angenommen, daß sie mindestens sechzehn sein müßte. Aber plötzlich schien es möglich zu sein.
    »Ich denke schon«, sagte Fintan überzeugt. »Wenn ihr die richtigen Klamotten anhabt und das passende Makeup dazu.«
    »Mein Vater hat recht«, sagte Tara voller Bewunderung. »Du bist tatsächlich ein schlechter Einfluß. Zum Glück«, fügte sie mit einem Blick auf Katherine hinzu, »denn wenn ich warten würde, daß du mich zu etwas anstiftest, dann könnte ich bis zum SanktNimmerleins-Tag warten.«
    Die Vorbereitungen für den Disco-Besuch waren ziemlich hektisch. Katherine hob Geld von ihrem Postsparbuch ab und lieh es Tara. Die fuhr zusammen mit Fintan per Anhalter nach Ennis und kaufte dort ein Paar knallrosa Stretch-Hosen, das schönste Teil, was sie je besessen hatte. In der Drogerie in Knockavoy gaben sie eine Bestellung für eine Tube Haargel auf, und der Inhaber versprach, alles zu versuchen, damit die Ware am Samstag da war. Ein Day-Glo-Lippenstift, eine Beilage in der Sommerausgabe von
Just 17,
wurde herausgekramt, und Fintan sagte, man könnte ihn gleichzeitig auch als Rouge und Lidschatten benutzen.
    »Ich kann mich nicht bei uns zu Hause schminken«, sagte Tara ängstlich. »Wenn mein Vater mich mit Makeup sieht, bringt er mich um.«
    »Du kannst zu mir nach Hause kommen«, sagte Katherine.
    »Aber was sagt Delia dazu? Was, wenn sie es meinen Eltern sagt?«
    »O Mann.« Katherine seufzte. »Sie liegt mir schon den ganzen Sommer in den Ohren, ich soll in die Disco gehen.
    Ich habe nur Angst, daß sie mitkommen will.«
    »Meine Fresse!« rief Tara. »Hast du es gut.«
    »Finde ich nicht.«
    »Was sagt denn deine Mutter dazu?« fragte Tara Fintan. »Meinst du, sie wäre böse, wenn sie es herausfinden würde?«
    »Wenn meine Mutter herausfindet, daß ich mit zwei Mädchen tanzen gegangen bin, wird sie sich freuen«, sagte Fintan.
    Am Tag des großen Ereignisses preßte Tara vier Zitronen aus und goß sich den Saft, wie in
Just 17
erklärt, über die Haare. Sie war bereit, sechs Stunden in der Sonne zu sitzen und zu warten, daß ihr aschblondes Haar hellblond wurde. Leider bewölkte es sich und fing an zu regnen, und damit war die Idee gestorben. Gerade als Fintan kam, wollte Tara sich die Haare mit Bier waschen, um ihnen einen besonderen Glanz zu verleihen. Auch dies ein Tip aus
Just 17.
    »Was machst du da?« Es klang, als bekäme Fintan einen Anfall. »Ist das etwa Bier, womit du gerade deine Haare waschen willst?«
    »Meinst du, es schadet ihnen?« fragte Tara ängstlich. Fintan war vielleicht schwul, aber so schwul nun auch nicht. »Ob es deinen Haaren schadet oder nicht, ist doch egal. Es schadet dir!« rief er. »Du verschwendest ein völlig trinkbares Smithwicks Bier!«
    »Aber ich will doch, daß meine Haare für die Disco gut aussehen«, sagte Tara.
    »Du kannst mir glauben, daß deine Haare viel besser aussehen, wenn du das Bier
trinkst«,
gab Fintan zurück. Mit einer Plastiktüte mit ihren Kleidern, dem Make-up und

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