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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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unerwünschtes Gefühl des Verlusts. Möglicherweise war er gar nicht so übel. Aber nein, für diese Gedanken hatte sie keinen Platz. Denn sie waren alle übel. Früher oder später.
    Meistens, wenn sie mit ihr geschlafen hatten. Joe überstand den Morgen, nicht gerade als gebrochener Mann, aber doch ziemlich zermürbt. Immer wieder überprüfte er sein Verhalten der letzten drei Wochen und mußte zugeben, daß er sehr hartnäckig gewesen war. Er war immer schon der tatkräftige, praktisch veranlagte Typ gewesen. Wenn man etwas – oder jemanden – will, dann muß man alles dransetzen, es oder ihn zu bekommen. Aber er wollte sie nicht bedrängen.
    Schon gar nicht
sexuell belästigen.
    Dazu kam, daß er sich ziemlich sicher war, sie nicht sexuell belästigt zu haben. Dadurch wurde es fast noch schlimmer. Sie hatte ihn böse beschuldigt, weil sie ihn abscheulich fand und irgendwie loswerden mußte. Der Schmerz der Zurückweisung war schlimm. Besonders, da er ja einen Ansatz der Erwärmung zu sehen geglaubt hatte.
    Um die Mittagszeit gab Myles sich große Mühe, Worte des Trostes für Joe zu finden. Etwas Tiefsinniges und Heilendes. Plötzlich hatte er eine brillante Idee.
    Er ging zu Joe und sagte: »Lust auf ein Bier?«
    Ein kleines Licht flackerte in Joes trüben, toten Augen auf. »Klar.«
    Sie blieben lange weg, selbst gemessen an dem, was in der Werbebranche üblich ist. Das heißt, sie kamen erst um drei Uhr wieder. Drei Uhr am Tag danach.
    Beim fünften Bier hatten sie alle Gesprächsthemen erschöpft – die Ergebnisse von Arsenal, Autos, Brüste, was für Idioten ihre Kunden waren, Arsenal, welche Chancen England hatte, 2006 die Weltmeisterschaft auszurichten – und hatten eine kräftige Schutzschicht um ihre Gefühle gelegt. Mitten in einer Diskussion über den öffentlichen Nahverkehr in Manchester platzte Joe mit der Anschuldigung der sexuellen Belästigung heraus.
    »Ich hätte sie gestern nicht zwingen sollen, mit mir zum Lunch zu gehen«, gestand er voller Scham und Bedauern.
    »Man muß es versuchen«, tröstete Myles ihn, immer ein hilfreiches Wort auf den Lippen.
    »Ich habe sie zu sehr unter Druck gesetzt; sie ist offenbar sehr zart.«
    Myles murmelte etwas, was so klang, daß Katherine so zart wie ein Betonbunker sei.
    »Du siehst sie nicht, wie ich sie sehe. Sie ist so…«, Joes Blick wanderte in die Ferne, »… manchmal ist sie so süß.«
    »Sie hat dich der sexuellen Belästigung beschuldigt, und du sagst, sie ist süß. Du hast einen in der Krone, Mann.«
    »Stimmt, jetzt, wo du es sagst.«
    »Wenn du wieder nüchtern bist, hast du sie abgeschrieben.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Es wird dir nichts anderes übrigbleiben. Denn sie will dich nicht, Mann.«
    Joe wand sich. »Ich werde mich bei ihr entschuldigen.«
    Myles war entsetzt. »Du bist wohl verrückt. Hör zu, Mann, du kannst dich doch nicht bei ihr entschuldigen. Damit gibst du es doch praktisch zu. Willst du gefeuert werden? Du arbeitest viel, du bist ehrgeizig. Vergiß es, Mann!«
    »Aber ich glaube nicht, daß sie es wirklich gemeint hat. Ich glaube, sie wollte mich nur loswerden…«
    »Dann laß sie in Ruhe!« sagte Myles schlicht. »Jetzt paß mal auf, was Onkel Myles zu sagen hat. Was du brauchst, ist eine kleine Geschichte mit einer anschmiegsamen Braut. Damit du wieder zu dir kommst.«
    »Nein, jetzt doch nicht.«
    »Aber am Wochenende vielleicht.«
    »Nein.«
    »‘tschuldigung, hatte vergessen, daß du zum Spiel gehst.«
    »Das meine ich nicht. Ich meine, es wäre zu früh.«
    »Du mußt dir einfach einbilden, die Neue sei Katherine.«
    »Das geht nicht. Sie wäre nicht Katherine.«
    »Wer guckt schon auf die Kaminumrandung, wenn er das Feuer schürt?« Myles lächelte triumphierend. Er hatte auf alles eine Antwort.
    »Myles, du machst mich depressiv«, sagte Joe erschöpft.
    »Kopf hoch, Mann! Das passiert dir nicht zum ersten Mal, oder?«
    »Na ja, ich war drei Jahre mit einer Frau zusammen, Lindsay, und die ist dann nach New York gegangen –«
    »Und du interessierst dich noch für andere Frauen, stimmt’s?«
    »Ich glaub schon. Ich meine, es hat eine Weile gedauert. Bei uns war die Luft sowieso raus, aber es war trotzdem nicht leicht, wir haben uns zwar freundschaftlich getrennt, und doch –«
    »Faszinierend«, unterbrach Myles ihn. »Sehr lehrreich. Wirklich. Aber was ich meine, ist: Mal klappt’s, und mal klappt’s nicht. Du wirst es überleben.«
    In seinem Rausch spürte Joe Hoffnung. Plötzlich schien es

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