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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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durch den Dunst des Alkohols möglich, nicht mehr an Katherine zu denken. Und sogar eine andere Frau kennenzulernen. Und schon ging es ihm besser. »Du hast recht!« sagte er. »Das Leben ist zu kurz.«
    »Genauso ist es«, bestärkte Myles ihn. »Und wer will schon da sein, wo er nicht erwünscht ist?«
    »Ich nicht. Der obsessive Typ bin ich nicht«, gab Joe zu.
    »Wie meinst du das?«
    »Weiß auch nicht. Ich bin einfach nicht obsessiv genug, schätze ich mal.«
    »Ja, klar, ‘n Problem, was? Also, diese Kathy –«
    »Sie heißt Katherine«, fiel Joe ihm ins Wort. »Sie mag keine Abkürzungen von ihrem Namen.«
    »Ohooo, ich bitte um Entschuldigung!« brüllte Myles, nahm der Frau am Nebentisch die Handtasche weg und gab sie Joe. »Dafür kriegst du eine Handtasche!« Er sah Joe verärgert an. »Nimm es doch nicht so ernst, Mensch.«
    »Tut mir leid«, sagte Joe und versank wieder in Melancholie. »Ich dachte nur, daß ich kleine Fortschritte bei ihr gemacht hätte.«
    »Hast du sie geküßt?«
    Joe schnaubte. »Nein.«
    »Glaub mir eins, Mann, wenn du sie nicht geküßt hast, dann hast du auch keine Fortschritte gemacht.«
    Joe seufzte. Myles war zwar grob, aber irgendwie hatte er recht.
    »Gib der Frau die Handtasche zurück«, sagte er matt.
25
    T ara stolperte ins Büro. Sie hatte den Arm voller Einkaufstüten und warf sie auf ihren Schreibtisch. »Ich habe keine Ahnung, warum es die verbotene Frucht genannt wird«, monierte sie. »Obst ist so mit das einzige, was nicht verboten ist.«
    Ravi riß eine Tüte auf, in der ein Käsebrötchen mit Pickles von Marks & Spencer war, das sechsunddreißig Gramm Fett enthielt, und sah interessiert zu, wie Tara Äpfel, Satsumas, Birnen, Nektarinen, Pflaumen und Weintrauben wie Amulette auf ihrem Tisch ausbreitete. »Möchtest du ein halbes Brötchen von mir?« fragte er sie mit seiner Internatsstimme.
    Tara bekreuzigte sich.
    »Mit extra viel Mayonnaise«, lockte er sie.
    »Ein böser Zauber. Komm mir damit nicht zu nahe.«
    »Wie du sie vertreibst…« Ravi sprang auf, legte beide Hände auf Taras Kopf und brüllte: »Fort, ihr Dämonen, laßt ab von diesem armen Menschenkind!«
    »Das fühlt sich
so gut
an«, seufzte Tara, als Ravi ihr die Kopfhaut massierte. »Ich liebe es, wenn du mich exorzierst. Oh, bitte, hör nicht auf«, bettelte sie, als Ravi von ihr abließ, um sich einen achthundert-Kalorienhaltigen Bissen von seinem Sandwich in den Mund zu schieben. »Kann nicht anders«, sagte er mit vollem Mund. »Eine gute Dämonenaustreibung sorgt für Appetit.«
    Vinnie, fahrig und nervös, hastete ins Büro. Nach einer schlaflosen Nacht mit seinem drei Monate alten Baby raufte er sich die Haare, und als er Taras Schreibtisch sah, spürte er förmlich, wie ihm die Haare büschelweise ausgingen. Was war das für ein Betrieb, den er da leitete? »Was macht ihr hier? Das sieht aus wie auf einem Wochenmarkt!«
    »Verpachtest du die Ecke?« Teddy und Evelyn, das Er-und-Sie-Paar, waren eingetroffen.
    »Macht ihr einen Gemüsestand auf?« fragte Teddy.
    »Was für eine gute Idee«, sagte Evelyn. »Kann ich eine Banane kaufen?«
    »Bananen gibt es hier nicht«, sagte Tara kurz angebunden.
    »Machen dick?«
    »Machen dick.«
    »Bananen machen nicht dick.« Vinnie wußte, daß er seine Distanz als Chef wahren sollte, aber er konnte nicht anders.
    »Das stimmt. Nichts macht dick«, bekräftigte Teddy. »Seht mich an. Ich esse, was ich will und soviel ich will, und ich bin ein Strich in der Landschaft.«
    »Was Frauen dick macht, ist ihr Gerede von den Kalorien«, behauptete Vinnie. »Frauen verderben sich selbst den Spaß am Essen.«
    »Habt ihr gestern abend den Dokumentarfilm über die Typen auf dem Everest gesehen?« schaltete Ravi sich ein. »Arschkalt da oben. Dem einen ist der Daumen abgefroren und abgefallen. Nichts zu essen außer Schnee…«
    »Vielleicht sollte ich es einmal damit versuchen«, meinte Tara nachdenklich. »Die Everest-Diät. Also los, Ravi, Evelyn, ihr anderen, kommt her, gleich fängt die Kreditkarten-Zerschneide-Zeremonie an.«
    »Schon wieder?« rief Vinnie. »Seit der letzten ist doch kaum ein halbes Jahr vergangen.«
    »Ich weiß, aber heute morgen habe ich meine VisaRechnung bekommen. Ihr müßt mich davon abhalten, Geld auszugeben«, sagte sie mit dunkler Stimme. »Ravi, die Schere!«
    Gehorsam reichte Ravi ihr die Schere.
    »Papierkorb!«
    Ravi war schon mit dem Papierkorb zur Stelle, er kannte die Prozedur bereits. Tara nahm ihre Brieftasche

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