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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Stall. Sie hätten Alfons’ ältere Brüder sein können.
    In jedem für Fortbewegungsmittel bestimmten Depot des Multiversums existieren solche Gestalten. Es handelt sich nicht um Stallknechte oder Mechaniker, und sie lassen sich nur schwer den Kategorien ›Kunden‹ oder ›Angestellte‹ zuordnen. Ihre Tätigkeit bleibt meistens rätselhaft. Sie kauen auf Strohhahnen oder rauchen viel zu verstohlen Zigaretten. Wenn es irgendwelche Zeitungen in der Nähe gibt, lesen sie darin – oder sehen sich wenigstens die Bilder an.
    Sie kamen langsam näher. Einer von ihnen griff nach zwei Ziegelsteinen, warf sie spielerisch hoch und fing sie wieder auf.
    »Du bist noch jung, das kann ich deutlich sehen«, sagte Krona freundlich. »Du hast dein Leben gerade erst begonnen, Emir. Bestimmt möchtest du Schwierigkeiten vermeiden.« Er stand auf und trat vor.
    Du Mistvieh drehte den großen zotteligen Kopf und sah Krona an. Irgendwo in den dunklen Tiefen seines Bewußtseins bildeten sich lange Zahlenkolonnen.
    »Hör mal, ich bedauere es sehr, aber ich brauche mein Kamel«, sagte Teppic. »Es geht um Leben und Tod!«
    »Da hast du wahrscheinlich wirklich recht«, gab Krona zurück und winkte erneut. Die beiden muskulösen Männer wirkten plötzlich sehr energisch und entschlossen.
    Du Mistvieh trat den Mietstalleigner. Du Mistvieh hatte sehr klare Vorstellungen von Leuten, die ihm einfach so das Maul aufrissen, um die Zähne zu betrachten. Außerdem wußte er um die beiden Ziegelsteine und ihre Bedeutung. Es war ein guter Tritt: täuschend langsam, die Zehen gespreizt. Der platte Fuß traf Krona an der Brust und schleuderte ihn schnurstracks in eine mit sehr duftintensivem Mist gefüllte Ecke.
    Teppic stürmte los, stieß sich von der Wand ab, griff nach Du Mistviehs staubigem Fell und schwang sich auf den Rücken des Kamels.
    »Es tut mir leid«, betonte er noch einmal und vernahm Kronas dumpfes Ächzen. »Ich schicke dir das Geld, Ehrenwort.«
    Unterdessen drehte sich Du Mistvieh immer wieder im Kreis. Kronas Mitarbeiter wahrten einen sicheren Abstand, als tellergroße Füße umherwirbelten.
    Teppic beugte sich vor und flüsterte etwas in ein nervös zitterndes Ohr.
    »Wir kehren heim«, sagte er.
     
    Sie blieben an der ersten Pyramide stehen, und Teppicymon XXVII. blickte auf die Hieroglyphentafel.
    »›Gepriesen sei Königin Far-re-ptah‹«, las Dil pflichtbewußt. »›Herrscherin des Himmels, Gebieterin des Djel, Blume des …‹«
    »Oma Pooney«, sagte der Pharao. »In Ordnung. Fangen wir mit ihr an.« Er sah in überraschte Gesichter. »Als kleiner Junge habe ich sie immer Pooney genannt. Ich konnte Far-re-ptah nicht richtig aussprechen, wißt ihr. Nun, ans Werk. Warum starrt ihr mich so an? Brecht die Tür auf.«
    Gern hob unsicher den Hammer.
    »Es ist eine Pyramide, Meister«, wandte er sich an Dil. »Eigentlich sollte sie verschlossen bleiben.«
    »Was schlägst du vor, Junge?« erwiderte der Pharao ungehalten. »Möchtest du lieber ein Küchenmesser in den Schlitz schieben und es so lange hin und her drehen, bis die Steinplatte beiseite weicht?«
    »Also los, Gern«, sagte Dil. »Es hat bestimmt seine Richtigkeit.«
    Gern zuckte mit den Schultern, spuckte in die Hände (obgleich der Schweiß des Entsetzens genug Feuchtigkeit zur Verfügung stellte) und holte aus.
    »Noch einmal«, brummte Teppicymon.
    Mit einem lauten Donnern prallte der Hammer an die dicke Platte, doch sie bestand aus Granit und gab nicht nach. Einige kleine Mörtelbrocken fielen zu Boden, und kurz darauf erklangen die Echos, dröhnten ziemlich laut durch die leeren, toten Straßen der Nekropolis.
    »Das genügt nicht.«
    Gerns Bizeps bewegten sich wie Schildkröten in Öl.
    Diesmal reagierte etwas im Innern der Pyramide. Der Pharao vernahm ein Pochen, so als fiele irgendwo in der Ferne ein schwerer Sarkophagdeckel zu Boden.
    Sie schwiegen und lauschten einem leisen Schlurfen.
    »Soll ich noch mal zuschlagen, Herr?« erkundigte sich Gern.
    »Pscht!« machten Dil und Teppicymon gleichzeitig.
    Die Steinplatte bewegte sich. Ein- oder zweimal blieb sie stecken, rutschte dann zur Seite und schwang einen halben Meter weit auf. Dil glaubte, in der Dunkelheit einen besonders dunklen Schatten zu erkennen.
    »Sie wünschen?« fragte eine hohle Stimme.
    »Ich bin’s, Oma«, sagte der Pharao.
    Der Schatten rührte sich nicht von der Stelle.
    »Was, der junge Pootle?« erwiderte die finstere Gestalt mißtrauisch.
    Teppicymon mied Dils Blick.
    »Ja, Oma.

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