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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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    »Hast du recht?« fragte Teppic automatisch.
    »Nein«, sagte Ibid kühl. »Mindestens ein Dutzend zerkratzte Schildkrötenpanzer beweisen, daß er sich irrt. Xenos Problem besteht darin, daß er den Unterschied zwischen Postulaten und den Metaphern der menschlichen Existenz nicht kennt. Es fällt ihm sogar schwer, Axiome von einem Loch im Boden zu unterscheiden.«
    »Gestern habe ich nicht getroffen«, entgegnete Xeno eingeschnappt.
    »Ja, ich weiß«, sagte Ibid. »Du hast kaum an der Sehne gezogen. Ich hab dich genau beobachtet.«
    Woran sich eine neuerliche verbale Auseinandersetzung anschloß.
    Teppic starrte in sein Weinglas. Diese Männer sind Philosophen, überlegte er. Sie hatten es ihm selbst gesagt. Ihre Gehirne sind also so groß, daß dort Ideen Platz finden, über die andere Leute überhaupt nicht nachdenken. Um nur ein Beispiel zu nennen: Auf dem Weg zur Taverne erklärte Xeno, warum es unmöglich sei, aus einem Baum zu fallen.
    Teppic hatte das Verschwinden des Königreichs beschrieben, ohne auf seine Identität als Pharao einzugehen. Zwar fehlten ihm in dieser Hinsicht Erfahrungen, aber er ahnte zumindest, daß Herrscher ohne Herrschaftsgebiete in fremden Ländern nicht sehr populär waren. Auch in Ankh-Morpork gab es den einen oder anderen Souverän – abgesetzte Könige, die aus ihrer Heimat fliehen mußten und nur das mitnehmen konnten, was sie am Leib trugen. Abgesehen natürlich von einigen Wagenladungen Kronjuwelen. Die Metropole am Ankh hieß jeden willkommen – Abstammung, Hautfarbe, Kastenzugehörigkeit oder Glauben spielten dabei nicht die geringste Rolle –, der eine Menge Geld mitbrachte, aber die Inhumierung überschüssiger Monarchen war eine wichtige Einkommensquelle für die Assassinen-Gilde. In den Renegaten-Staaten gab es immer jemanden, der dafür sorgen wollte, daß vertriebene Könige nicht zurückkehrten. Vermutlich ging es dabei um das wohlbekannte Prinzip: gestern Prinz, heute Erbe und morgen der Thron.
    »Ich glaube, das Djel-Tal fiel der Geometrie zum Opfer«, sagte Teppic hoffnungsvoll. »Wie ich hörte, wissen Epheber gut über solche Dinge Bescheid«, fügte er hinzu. »Vielleicht könnt ihr mir dabei helfen, Djelibeby zurückzuholen.«
    »Geometrie ist nicht gerade meine Stärke«, entgegnete Ibid. »Das dürfte dir klar sein.«
    »Dürfte es das?«
    »Hast du nicht mein Buch Prinzipien Einer Idealen Regierung gelesen?«
    »Auf dieses Vergnügen mußte ich bisher verzichten.«
    »Kennst du wenigstens mein Werk Diskurs Über Historische Unvermeidlichkeit? «
    »Nein.«
    Ibid wirkte niedergeschlagen. »Oh«, sagte er.
    »Ibid is’ eine weithin bekannte Kapazität auf allen Fachgebieten«, warf Xeno ein. »Abgesehen von Geometrie. Und Innenausstattung. Und elementarer Logik.« Ibid warf ihm einen finsteren Blick zu.
    »Und du?« fragte Teppic.
    Xeno leerte den zweiten Krug. »Ich habe mich darauf schpezialisiert, Axiome zu testen«, erklärte er. »Du solltest dich an Pthagonal wenden. Ein intelligenter Bursche, der viel von Winkeln hält.«
    Das Pochen von Hufen unterbrach ihn. Mehrere Reiter galoppierten halsbrecherisch schnell an der Taverne vorbei und über die kurvenreichen kopfsteingepflasterten Straßen der Stadt. Sie schienen sehr aufgeregt zu sein.
    Ibid schob eine zweite betrunkene Möwe von seinem Glas fort und runzelte nachdenklich die Stirn.
    »Wenn das Alte Königreich wirklich verschwunden ist …«, begann er.
    »Derartige Vorgänge lassen kaum Platz für Zweifel«, sagte Teppic.
    »Das bedeutet, Ephebe grenzt jetzt direkt an Tsort«, murmelte Ibid dumpf.
    »Bitte?« fragte Teppic.
    »Ich meine, es gibt keine Pufferzone mehr«, erläuterte der Philosoph. »Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als Krieg zu führen.«
    »Warum?«
    Ibid öffnete den Mund, zögerte und wandte sich an Xeno.
    »Warum müssen wir unbedingt Krieg führen?« fragte er.
    »Historische Notwendigkeit«, antwortete Xeno.
    »Ah, ja. Ich wußte, daß es etwas in der Richtung war. Tja es läßt sich leider nicht vermeiden. Wirklich schade.«
    Erneut klapperten Hufe. Reiter donnerten heran, und diesmal kamen sie aus der anderen Richtung. Sie trugen die federgeschmückten Helme ephebischer Soldaten und stießen begeisterte Schlachtrufe aus.
    Ibid lehnte sich auf der Sitzbank zurück und faltete die Hände.
    »Die Gardisten des Tyrannen«, sagte er, als die Soldaten durchs Stadttor ritten und den Weg über heißen Wüstensand fortsetzten. »Bestimmt sind sie angewiesen, die

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