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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Erinnerung daran genügte, um
Devon vor Scham erröten zu lassen. Er hatte der Prostituierten den doppelten
Betrag gezahlt und sie schwören lassen, daß sie niemandem etwas von seiner
Niederlage erzählen würde. Sie hatte ihm die Wange getätschelt und behauptet,
Mittel und Wege zu kennen, die Kraft in einen Mann zurückzubringen, aber Devon
hatte abgewunken. Es war hoffnungslos, und er wußte es, Polly hatte ihn für
jede andere Frau verdorben.
    Er zog einen Zigarillo aus seiner
Hemdtasche, zusammen mit einem Streichholz und warf dann beides in das Wasser.
So wie es ihm in letzter Zeit erging, war es möglich, daß ihm sogar vom Rauchen
speiübel werden würde.
    Devon holte tief Atem und stieß ihn
dann langsam wieder aus. Seine Gedanken schweiften zu Lydia — Gott, wie überzeugt
er gewesen war, sie in seinem Herzen und in seinem Bett zu begehren! Doch
inzwischen wußte er, daß die Zuneigung, die er zu ihr gefaßt hatte, rein
brüderlicher Natur war. Lydia war von Anfang an für Brigham bestimmt gewesen,
das sah Devon nun ein.
    Er strich sein Haar zurück, und die
Sehnsucht, die ihn nach Quade's
Harbor drängte, war so stark, daß er wahrscheinlich auf bloßen Füßen übers
Wasser hätte laufen können, um so schnell wie möglich nach Hause
zurückzukehren.
    Nach Hause.
    Er war schon über einen Monat fort,
aber es gelang ihm einfach nicht, das, was hinter ihm lag, zu vergessen. Er
vermißte nicht nur Polly und sein Warenhaus, er vermißte auch seinen Bruder,
Lydia und seine zwei Nichten. Er hatte Brigham immer um dessen Kinder beneidet.
    Devon wandte sich vom Wasser und dem
sternenbeschienenen Weg nach Hause ab. In seinen Augen brannten Tränen, die er
nicht einmal dem Herrgott persönlich eingestanden hätte. Das Kind, das Polly
unter dem Herzen trug — angenommen, er, Devon, wäre wirklich der Vater dieses
Kindes, wie sie gesagt hatte? War es nicht möglich, daß er den legendären Stolz
und Starrsinn der Quades zwischen sich und alles, was er sich je gewünscht
hatte, kommen ließ?
    Andererseits hatte Polly ihn
zweifellos belogen, nicht mit Worten, aber indem sie diese betrügerische
Trauungszeremonie in San Francisco inszeniert hatte. Und deshalb kannte sie
vielleicht auch keine Skrupel, ihm das Kind eines anderen Mannes unterzuschieben.
Die Frage war nur — störte es ihn? Seine Einsamkeit war so groß, daß sie ihn
zu verzehren drohte, und ein Kind war, ein Kind. Devon wünschte sich so
verzweifelt ein Heim und eine Familie, daß es ihn manchmal erschreckte.
    Er schlenderte über den hölzernen
Bürgersteig zu dem Hotel, in dem er seit seiner Ankunft in Seattle wohnte.
Seine Beinmuskeln waren noch immer ein wenig steif und erinnerten ihn an
seinen Unfall, und das wiederum ließ seine Gedanken erneut zu Polly
abschweifen. Obwohl er sie mit unglaublicher Grobheit behandelt hatte, nachdem
er aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht war, war sie keinen Augenblick von seiner
Seite gewichen.
    Vielleicht liebte sie ihn ja doch.
    Devon bahnte sich seinen Weg
zwischen vorbeifahrenden Karren und Kutschen und überquerte die staubige
Straße. »Du bist ein Narr«, murmelte er, aber die Sehnsucht nach dem, was er
aufgegeben hatte, wurde immer stärker, und er wußte nicht, wie lange er dieser
Sehnsucht noch würde widerstehen können.
    Joe McCauley richtete sich stöhnend auf
seinem Untersuchungstisch auf, ließ die Decken auf den Boden fallen und fuhr
mit den Fingern durch sein Haar. Seit Frodine sein Bett übernommen hatte, blieb
ihm nichts anderes übrig, als in seiner Praxis zu schlafen — wenn man die
Tortur, die er gerade überstanden hatte, überhaupt >schlafen< nennen
durfte. Sein Rücken brachte ihn fast um, der Wind heulte wie ein Heer von
Wölfen, und irgend jemand hämmerte wie wild an seine Vordertür.
    Gähnend zog Joe Hemd und Hose an und
streifte die Hosenträger über seine Schultern. »Ich komme ja schon!« brüllte
er und brummelte ärgerlich vor sich hin, als er das Haus durchquerte. Trotz
der harten und gefährlichen Arbeit, die diese Holzfäller täglich leisteten,
waren sie nichts als Heulsusen. Sie gingen das Risiko ein, beim Fällen eines
Baums in Stücke gerissen oder unter seinen Ästen begraben zu werden, doch
sobald sie sich in den Finger schnitten oder von einem Insekt gestochen wurden,
führten sie sich auf, als müßten sie daran sterben.
    »Einen Moment!« schrie Joe, bevor er
die Tür aufriß, bereute jedoch seine Ungeduld, als er den verängstigten kleinen
Jungen auf der Veranda

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