Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
erblickte. Der kleine Holmetz schaute mit großen
dunklen Augen zu ihm auf. Sein Gesicht war leichenblaß.
    »Meine Mama«, flüsterte der Junge.
»Ihre Zeit ist da.«
    Joe war augenblicklich so hellwach,
als ob er eine ganze Kanne Kaffee getrunken hätte. »Hat sie Schwierigkeiten?«
Der Junge nickte. »Sie blutet.«
    Im stillen fluchte Joe, aber als er
sprach, war seine Stimme ruhig und beherrscht. »Du läufst jetzt sofort zu Miss
Lydia. Sag ihr, daß ich ihre Hilfe bei deiner Mama brauche.«
    Wieder nickte der Junge und rannte
los, so schnell ihn seine kurzen Beinchen trugen. Joe kehrte in die Küche
zurück, wo Frodine gerade Wasser zum Kochen aufstellte. Sie war schon für die
Schule angekleidet, die sie jeden Tag besuchte, und bisher hatte sich auch ihr
nichtsnutziger Vater nicht gemeldet.
    »Stimmt was nicht?« fragte sie, die
großen Augen dunkel vor Besorgnis. Ihr blondes Haar war zu einem langen Zopf
geflochten, und sie sah sehr fraulich aus in dem geliehenen Kleid, das ihr
mindestens zwei Nummern zu klein war.
    »Das Holmetzbaby ist unterwegs.« Joe
schnappte sich eine Schüssel und füllte sie hastig mit warmem Wasser aus dem
Herddepot. »Da ich Lydias Hilfe bei der Geburt brauche, wird heute wohl kein
Unterricht stattfinden.«
    Die Enttäuschung in Frodines Augen
war nicht zu übersehen; sie hatte das Alphabet gelernt und konnte schon bis
hundert zählen, was sie mit einem Groll gegen jede Sekunde Unterricht erfüllte,
der ihr versagt geblieben war. Sie folgte Joe, als er in die Praxis ging und
dort das Hemd auszog, um sich zu waschen.
    »Miss Lydia meint, sie sähe keinen
Grund, warum ich nicht einen anderen Namen annehmen sollte«, plauderte sie
munter. »Ich finde, Frodine paßt nicht zu mir.«
    Joe war ein wenig verärgert, daß das
Mädchen blieb, während er sich wusch. Es war eigentlich nicht schicklich, daß
sie ihn ohne Hemd sah, aber sie ohne Anstandsdame unter seinem Dach wohnen zu
lassen, war es schließlich auch nicht.
    »Ich weiß«, sagte er, als er nach
dem Handtuch griff. »Welcher Name würde Ihnen gefallen?«
    Joe schnappte sich sein Hemd, in
Gedanken war er nicht bei Frodines Problem, sondern bei Mrs. Holmetz, die
vermutlich große Schmerzen litt und vielleicht sogar im Sterben lag. »Etta«,
sagte er kurzangebunden und sprach damit den erstbesten Namen aus, der ihm in
den Sinn kam. »Etta gefällt mir.«
    Dann nahm er seinen Arztkoffer und
seinen Mantel, stieg in seine Stiefel und eilte aus dem Haus.
    Als Brigham kurz vor Morgengrauen zum
zweiten Mal erwachte, konnte er den Wind in den großen Bäumen heulen hören, die
das Haus umgaben. Es war ein Ton, an den er sich gewöhnt hatte und den er
liebte, aber irgend etwas daran krampfte ihm heute den Magen zusammen.
    Er verschränkte die Arme hinter dem
Kopf und streckte sich. Sein Körper war noch träge von der köstlichen
Befriedigung, die er in der Nacht zuvor erfahren hatte, doch in seinem Herzen
hatte sich ein beharrlicher Schmerz eingenistet. Lydia war fort, schon seit mehreren
Stunden, und er war ziemlich sicher, daß sie nicht zurückzukehren gedachte.
    Brigham fluchte verhalten. Er war
wach gewesen, als sie aus dem Zimmer geschlichen war, aber er hatte so getan,
als schliefe er. Sein Stolz hatte nichts anderes zugelassen. Es war Brigham
klar gewesen, daß Lydia selbst dann nicht geblieben wäre, wenn er sie darum
gebeten hätte, und das hätte er getan, sobald er den Mund aufgemacht hätte, um
mit ihr zu sprechen.
    Doch er hatte noch nie um etwas
gebettelt, und er dachte auch nicht daran, jetzt damit anzufangen.
    Brigham rollte sich auf die Seite
und schaute zur Zimmerdecke auf. Wie rosa- und apricotfarbene Schatten sich in
die Dunkelheit einschlichen und sie langsam in ein helles Grau verwandelten.
Die Sonne würde in wenigen Minuten aufgehen, aber das Heulen des Winds bewies,
daß heute nicht mit gutem Wetter zu rechnen war. Und bei Sturm würde die Arbeit
in den Wäldern viel zu gefährlich sein.
    »Verdammt«, sagte er, weil er einen
Termin einzuhalten hatte. Das gute Wetter hätte sich wenigstens noch ein, zwei
Tage halten können, bis das Holz geschnitten war, das mit dem nächsten
einlaufenden Frachter verschifft werden sollte.
    Normalerweise wäre Brigham jetzt
aufgestanden und hätte sich gewaschen und angezogen, doch heute blieb er liegen.
Er nahm Lydias Duft auf seinem Kissen wahr, und die Hitze ihrer Leidenschaft
und Zärtlichkeit wärmte noch seine Knochen.
    Er lächelte. Sie würde ein Baby zur
Welt bringen. Ein

Weitere Kostenlose Bücher