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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Augen
verrieten keinen Ärger, nur aufrichtiges Interesse. Lydia schluckte und
räusperte sich. »Ja«, antwortete sie dann ehrlich.
    Der Holzbaron lehnte sich auf seinem
Stuhl zurück und musterte Lydia sinnend. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu
machen. Sie sind eine gutaussehende Frau, und viele meiner Männer werden bereit
sein, Sie aufzunehmen und Ihnen einen Namen zu geben.«
    Lydia richtete sich jäh auf, eine
heiße Röte stieg in ihre Wangen. »Ich suche keinen Mann, der mich aufnimmt, Mister Quade«, stieß sie empört hervor. »Ich kann sehr gut für mich selbst
sorgen, und einen Namen habe ich auch schon, vielen Dank!«
    Er lächelte. »Nein, Sie wären
bestimmt nicht gut für Devon gewesen«, stellte er gelassen fest. »Polly mit
ihrem weichen, anschmiegsamen Wesen und ihren Seufzern paßt viel besser zu
ihm.«
    Lydia schob den Stuhl zurück, obwohl
ihr Kuchen noch unberührt auf ihrem Teller lag und es sie große Überwindung
kostete, darauf zu verzichten. »Es ist Ihnen wohl noch nie in den Sinn gekommen,
Mister Quade, daß Devon vielleicht nicht gut für mich wäre, daß er
derjenige sein könnte, der nicht zu mir paßt ...«
    Als sie sich erheben wollte, schlug
Brigham mit der flachen Hand auf den Tisch, und Lydia ließ sich, mehr
überrascht als erschrocken, auf ihren Stuhl zurücksinken.
    »Setzen Sie sich«, sagte Brigham
unnötigerweise.
    Lydia warf ihm einen ärgerlichen
Blick zu. Leider regnete es noch immer, und da sie bezweifelte, daß sie in
dieser Holzfällerstadt eine geeignete Unterkunft finden würde, sah sie sich
gezwungen, an seinem Tisch zu verharren.
    »Unsere Beziehung stand von Anfang
an unter einem schlechten Stern, Miss McQuire«, stellte er gelassen fest. »Ich
brauche Sie nur anzusprechen, und schon sind Sie beleidigt. Was ich eben
sagte, war nichts als eine Feststellung; mein Bruder wüßte mit einer Frau wie
Ihnen gar nichts anzufangen.«
    Lydias Zorn verblaßte. Durch ihre
Arbeit in den Lazaretten war sie an grobe Männerscherze gewöhnt und hatte
gelernt, sie zu ertragen ... und Brigham hatte sie schließlich gar nicht richtig
beleidigt — oder doch?
    »Sie waren unter den gegebenen
Umständen sehr zuvorkommend«, gab sie zu, während sie den Kuchen auf ihrem
Teller mit sehnsüchtigen Blicken maß. »Ich werde mich in Zukunft bemühen, nicht
so empfindlich zu sein.«
    Ein Lächeln schwang in Brighams
Stimme mit. »Tun Sie das.« Lydia begann sich mit ihrem Kuchen zu beschäftigen.
    »Devon sagte, Sie wären während des
Krieges Krankenschwester gewesen«, fuhr der Hausherr fort, scheinbar
entschlossen, ihr zu beweisen, daß er eine zivilisierte Unterhaltung mit ihr
führen konnte. Lydia hätte es jedoch viel lieber gesehen, wenn er schlicht und
einfach den Raum verlassen hätte.
    Sie kaute, schluckte und tupfte
ihren Mund ab. »Ja.« Sie haßte es, an jene schrecklichen Zeiten erinnert zu
werden, und wollte auf keinen Fall darüber sprechen. Denn sonst bestand Gefahr,
daß die Alpträume zurückkehrten, die sie so lange Zeit gequält hatten. »Es war
nicht sehr angenehm.«
    »Das bezweifle ich nicht«, stimmte
Mister Quade zu.
    Lydia aß ein weiteres Stückchen von
ihrem Kuchen, aber es schmeckte längst nicht mehr so gut wie das erste. »Sie
waren auch im Krieg?« fragte sie, aber eigentlich nur, um das Gespräch von
ihrer Person abzulenken.
    Brigham antwortete erst, nachdem er
sich Kaffee nachgeschenkt hatte. »Meine Beteiligung«, sagte er dann,
»beschränkte sich darauf, beiden Seiten Holz zu verkaufen und mich aus den
Streitigkeiten herauszuhalten.«
    Lydia schob ihren Teller fort. Seine
Antwort hatte ihr gründlich den Appetit verdorben. »Aus den Streitigkeiten?« wiederholte sie fassungslos.
    Quade beugte sich vor und musterte
sie erstaunt. Es war ihm klar, daß er schon wieder etwas falsch gemacht hatte,
aber was es diesmal war, begriff er beim besten Willen nicht.
    Lydia zögerte nicht, ihn aufzuklären.
    »Ich habe Männer in Bäumen
festgeklemmt gesehen wie eine Axt im Klafterholz, Mister Quade«, sagte sie kalt
und richtete sich sehr gerade auf. »Manchmal zuckte noch einer ihrer Arme oder
Beine. Wir wußten nicht, ob diese Männer noch lebten und hatten auch keine
Zeit, es herauszufinden, weil es andere gab — so viele andere — die verwundet
hereingebracht wurden. In Gettysburg lagen die Leichen so dicht, daß man keinen
Fuß zwischen sie setzen konnte, und man sagt, das Wasser des Antietam Creeks
wäre rot vor Blut gewesen. Ich würde den Krieg zwischen

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