Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen
Buchhalter, und nur das war Brigham
wichtig.
Als er jetzt auf sein Büro zuging,
schmerzten seine Knochen vor Erschöpfung, und zum ersten Mal seit Isabels Tod
freute er sich darauf, in das schöne große Haus zurückzukehren, das er mit
solcher Zuversicht errichtet hatte. Er betrat den kleinen Raum in dem hohlen
Baumstumpf, nahm einige Akten an sich und machte sich endgültig auf den
Heimweg.
Millie hockte auf dem Gatter am Ende
der langen Einfahrt, und ihr freudiges Entzücken, als sie ihn sah, beschämte
ihn. Aber auch der Ausdruck von Sorge, der die Freude aus ihren Augen vertrieb.
»Bist du krank, Papa? Ist jemand
verletzt worden?«
Die Fragen schmerzten, und er hätte
das kleine Mädchen auf den Arm genommen, wenn er nicht so schmutzig und verschwitzt
gewesen wäre. »Nein, Kind«, sagte er und strich ihr liebevoll übers Haar.
Millie begleitete ihn zum Haus, und
er ging langsamer, damit sie Schritt mit ihm halten konnte. »Wir könnten angeln
gehen«, erklärte sie mit solch gespannter Hoffnung in der Stimme, daß Brigham
stehenblieb und sich niederhockte, um sie anzusehen. »Die Sonne geht
noch lange nicht unter, und ich wette, daß die Forellen heute ganz besonders
gut anbeißen«, fügte sie hinzu.
Brigham lächelte. Er wünschte sich
nichts als ein Bad, einen Drink und Zeit, seine Gedanken zu sammeln, aber er
brachte es nicht über sich, den Funken freudiger Erwartung in den Augen seiner
Tochter auszulöschen. »Haben wir Angelzeug im Haus?«
Millie hüpfte vor Aufregung auf und
nieder, und Brigham dachte an all jene Gelegenheiten, bei denen er sich
eingeredet hatte, es sei genug, wenn er gut für seine Töchter sorgte. Wie dumm
von mir, dachte er jetzt, von Charlotte und Millie zu erwarten, daß sie sich
von mir geliebt fühlen, nur weil ich für Nahrung und ein Dach über ihrem Kopf
sorge!
»Ja!« rief Millie entzückt. »Es ist
draußen im Schuppen, und ich weiß auch, wo man nach Würmern graben kann!«
Brigham küßte die Kleine auf die
Stirn und richtete sich auf. »Gut, dann geh und hole, was wir brauchen, während
ich rasch ein Bad nehme. Danach werden wir einen ganzen Korb Forellen für das
Abendessen fangen.«
Millie nickte eifrig und rannte mit
fliegenden Röcken über die Wiese auf das Haus zu. Brigham folgte ihr
nachdenklich. Er hätte nie geglaubt, daß eine so kleine Geste der Aufmerksamkeit
von ihm dem Kind eine solche Freude bereiten könnte.
Über die hintere Veranda betrat er
die leere Küche, füllte eine große Schüssel mit Wasser aus dem Heißwasserbassin
des Ofens und trug sie hinaus. Er hatte sein Hemd ausgezogen und seifte gerade
seinen Oberkörper ein, als er ihre Blicke spürte und sich langsam nach ihr
umdrehte.
Lydia stand hinter ihm, reglos wie
ein Reh, das Gefahr gewittert hatte: ihre Arme waren mit Feuerholz beladen,
ihr schönes Haar umrahmte ihr Gesicht wie eine duftige, honigfarbene Wolke.
Ihre Brüste hoben und senkten sich unter ihren schnellen Atemzügen, und ihre
Wangen röteten sich, als hätte Brigham sie in einer skandalösen Situation
ertappt.
Sein Herz schlug so heftig gegen
seine Rippen, als wollte es sich von ihm losreißen, um sich mit ihrem zu
verbinden. Er schüttelte den Kopf, um diese verrückte Vorstellung zu vertreiben,
goß das Wasser aus der Schüssel in die Brombeerbüsche und griff nach dem
Handtuch, das auf dem Verandageländer lag.
Lydia kam auf die Veranda zu und
machte einen weiten Bogen um Brigham, was ihr jedoch nichts nützte, da er sich
nicht rührte und die Küchentür sich auch nicht von der Stelle fortbewegte.
Lydia zögerte, schaute von Brigham zur Tür und wieder zu ihm, um schließlich
entschlossen auf die Stufen zuzugehen.
Er wartete, bis sie so nahe war, daß
er sie hätte berühren können, und trat erst dann beiseite, um sie
vorbeizulassen. Ihre Röcke streiften seinen Schenkel, er spürte es selbst durch
den dicken Stoff seiner Arbeitshosen hindurch, und der flüchtige Kontakt löste
ein fast schmerzhaftes Ziehen in seinen Lenden aus. Ein schwacher Duft nach
Seife und Piniennadeln blieb hinter ihr zurück, und Brigham erfaßte ein so
heftiges Verlangen, daß ihm der Schweiß ausbrach.
Nach einem kurzen inneren Kampf
folgte er ihr ins Haus, doch zu seiner Enttäuschung — und Erleichterung — war
Lydia nirgendwo zu sehen. Kopfschüttelnd stieg er die Treppe hinauf zu seinem
Zimmer und zog ein sauberes Hemd an. Als er wieder herunterkam, wartete Millie
schon auf der Veranda, eine Angelrute in jeder Hand, während
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