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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
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weh für beide. Mistress Chilcote war in ihrem Zimmer
geblieben, weil sie eine Erkältung nahen fühlte, und Millie plapperte unaufhörlich.
Charlotte schien über irgend etwas nachzugrübeln, aber das beeinträchtigte zum
Glück nicht ihren Appetit. Und Brigham war so ruhig und ausgeglichen, wie Lydia
ihn noch nie erlebt hatte.
    Obwohl er jetzt ein Hemd trug, sah
Lydia ihn in Gedanken noch immer halbnackt im Hof stehen und fragte sich, wie
der Anblick einer nackten Männerbrust, von denen sie im Laufe des Krieges weiß
Gott genug gesehen hatte, eine derartige Auswirkung auf sie haben konnte. Denn
als sie Brigham dort hatte stehen sehen, hätte sie am liebsten ihre Hände auf
seine ausgeprägten Muskeln gelegt und das Haar auf seiner Brust gestreichelt.
    Eine Welle der Verlegenheit erfaßte
Lydia, und sie schloß beschämt die Augen, während ihr heiße Röte in die Wangen
stieg. Als sie wieder aufschaute, merkte sie, daß Brighams Blicke auf ihr
ruhten. Seine Miene war ernst, aber seine Augen funkelten vor Belustigung.
    Es war fast, als hätte er ihre
Gedanken erraten ... Aber das ist ausgeschlossen, beruhigte Lydia sich; niemand
konnte Gedanken lesen.
    Sie griff nach der Platte mit den
roten Beten und bediente sich ein zweites Mal. Die Serviergabel klapperte gegen
das Porzellan, als sie die Platte zurückstellte, und Brighams Blick glitt zu
dem Puls an ihrer Kehle.
    Da es zu Lydias Gewohnheiten gehörte,
anzugreifen, wenn Rückzug die einzige sichere Möglichkeit zu sein schien, sagte
sie laut und vernehmlich: »Ich würde nach dem Essen gern unter vier Augen mit
Ihnen sprechen, Mister Quade.«
    Er lächelte, noch immer sehr
belustigt, und Lydia fragte sich, was er wohl derart amüsant an ihr finden
mochte. »Wie Sie wünschen, Miss McQuire«, antwortete er.
    Lydia spürte Pollys fragenden Blick
auf sich; das hübsche Gesicht der jungen Frau war bleich vor Furcht.
Offensichtlich glaubte sie, Lydia sei im Begriff, ihr Vertrauen zu mißbrauchen.
Lydias fast unmerkliches Kopfschütteln schien sie jedoch zu beruhigen.
    Als die Mahlzeit beendet war, stand
Lydia auf und folgte Brigham in sein Arbeitszimmer. Vor dem Kamin, in dem ein
behagliches Feuer prasselte, blieb er stehen und starrte in die Flammen, als
hätten diese eine faszinierende Geschichte zu erzählen.
    Lydia verschränkte die Arme und
baute sich vor Brigham auf, denn an diesem Mann war etwas, was sie immer dann
mit Schwäche erfüllte, wenn sie Kraft am meisten brauchte.
    »Ich verlange sechs Dollar Gehalt im
Monat statt der vier, die Sie mir durch Mister Harrington anboten«, erklärte
sie. »Und Sie müssen eine Schule bauen. Natürlich besteht kein Grund, warum
dieses Gebäude nicht auch als Kirche und Gemeindesaal dienen sollte.«
    Brigham wandte langsam den Kopf, um
sie anzusehen, aber da sein Gesicht im Schatten lag, konnte sie seinen Ausdruck
nicht erkennen. »Sie wollen ein ganzes Schulhaus für zwei Kinder?«
    Lydia straffte die Schultern und
bemühte sich, ein wenig größer zu erscheinen. »Ja, Mister Quade«, erwiderte
sie geduldig, obwohl ihr nur zu gut bewußt war, daß ihre Stimme zitterte. »Es
ist ungefähr das gleiche Prinzip, als wenn man ein Vogelhaus im Garten baut.
Anfangs mag es noch sinnlos erscheinen, doch mit der Zeit wird ein Vogel
erscheinen und dann ein weiterer, und bald schwirrt der ganze Garten von
Finken oder Rotkehlchen.« Sie machte eine Pause und spreizte vielsagend die
Hände. »Wenn Sie einen Platz für Kinder schaffen, Mister Quade, schaffen Sie
auch Platz für Familien.«  
    Er drehte sich ganz zu ihr um. »Ich
habe sechs anständige Häuser gebaut«, entgegnete er, »und sie stehen alle leer.
Haben Sie auch dafür eine Erklärung?«
    Lydia seufzte. »Sie werden diese Häuser
brauchen und bald noch mehr, sobald die Stadt ein Herz besitzt und einen Kern.
Ein Versammlungssaal würde diesen Zweck erfüllen.«
    Brigham rieb sich nachdenklich das
Kinn. »Sechs Dollar im Monat sind zuviel«, sagte er nach langem Schweigen.
»Woher soll ich wissen, daß sie ein solches Gehalt wert sind?«
    Lydia gab nicht nach. »Ich bin
sicher, daß Sie den Männern, die sich um die Ochsen und Maulesel in Ihrem
Holzfällerlager kümmern, genausoviel bezahlen oder sogar mehr. Ist Ihnen die
Ausbildung Ihrer Töchter weniger wert?«
    Er starrte sie an, als verblüffte
ihn ihr Mut, dann lachte er. »Fünf Dollar und fünfzig Cent«, konterte er.
»Meine Töchter sind mir zweifellos mehr wert als mein Vieh, aber sie sind auch
einfacher zu

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