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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie
erhalten
    hatte. Nachdenklich lauschte sie der
rauhen, aber fröhlichen Musik. Obwohl sie gar nicht wußte, ob sie überhaupt
tanzen konnte — sie hatte nie Gelegenheit gehabt, es herauszufinden wurde ihr
plötzlich klar, wie gern sie zu dem Tanzabend gegangen wäre.
    »Wir sind im Imperial«, sagte
sie und spürte, wie eine seltsame Energie in ihre Füße drang. »Am besten
kommst du morgen früh vorbei und sprichst mit Brigham, bevor du das Postboot
nimmst.«
    Polly nickte. »Ja. Soll ich dich zum
Hotel begleiten?«
    »Dann müßtest du allein
zurückkehren«, entgegnete Lydia kopfschüttelnd. »Nein, ich komme schon zurecht,
Polly. Wir sehen uns morgen früh.«
    Ein heller Mond beschien die Straße,
als Lydia langsam zum Hotel zurückging, und das Licht aus den offenen Türen des State Rights Saloon erhellte den hölzernen Bürgersteig.
    Lydia war bemüht, die Musik zu
ignorieren, die aus dem Gemeindesaal herausdrang, aber sie schien an ihrer
Seele zu zerren wie eine unsichtbare Hand. Und plötzlich fühlte Lydia sich in
längst vergangene, bessere Zeiten zurückversetzt, in denen sie noch keinen
Krieg gekannt und noch Hoffnungen und Illusionen besessen hatte.
    Im Hotel eilte sie die Treppe hinauf
und klopfte an Tante Persephones Tür.
    Die alte Dame hatte sich das Essen
heraufbringen lassen und speiste an einem kleinen Tisch am Fenster. »Um Himmels
wil-
    len, Lydia«, rief sie vorwurfsvoll,
»ich befürchtete schon, Sie wären von Sklavenhändlern entführt worden! Wo haben
Sie bloß gesteckt?«
    Lydia zog sich einen Stuhl heran.
»Ich habe Polly geholfen, ihre Holzfäller zu bedienen, und sie hat mich zum
Essen eingeladen.«
    »Ihre Holzfäller?« wiederholte
Persephone entgeistert. »Ja, sie arbeitet als Köchin in einem Sägewerk.«
    Die alte Dame schob ihren Teller
beiseite und seufzte zufrieden. Anscheinend war das Thema Polly damit für sie
erledigt. »Was haben Sie heute abend vor, Lydia?«
    Voller Sehnsucht dachte sie an die
Musik, den Tanz, die Frivolität einer solchen Veranstaltung und beschloß, ihre
zügellose
    Natur fester in die Hand zu nehmen.
»Ich werde mich bald auf mein Zimmer zurückziehen. Charlotte und Millie werden
morgen schon frühzeitig zurückkehren, und nachmittags läuft Ihr Schiff aus
...«
    Persephone stand auf, strich ihren
Satinrock glatt und berührte in einer kindlich wirkenden Geste ihren grauen
Haarknoten. »Ich gebe zu, daß Sie mich manchmal sehr enttäuschen, Lydia. Aus
Ihren Augen leuchtet Musik, und Sie wippen mit den Füßen, seit Sie
hereingekommen sind ... Sie werden an dieser Tanzveranstaltung teilnehmen, und
wenn ich Sie an den Ohren hinschleifen muß.«
    Lydia war zutiefst verblüfft. »Aber
...«
    Persephone unterbrach sie, indem sie
resolut in die Hände klatschte. »Keinen Widerspruch! Das Tanzen wird Ihnen guttun,
und auf Brigham dürfte es einen dämpfenden Effekt haben.«
    Lydia war so sprachlos vor
Erstaunen, daß sie sich widerstandslos von Persephone zur Tür schieben ließ.
Auf dem Korridor maß die alte Dame sie mit einem kritischen Blick.
    »Ein rosa Partykleid wäre genau das
richtige für Sie, aber zum Glück sind Sie auch in schlichtem Kattun hübsch
genug. Die Männer werden sich um Sie reißen!«
    Lydia war verletzt, denn eigentlich
hatte sie bisher unter dem Eindruck gestanden, daß Tante Persephone sie Brigham
näherbringen wollte. Doch nun sah es ganz so aus, als hätte sie es eilig, Lydia
mit dem nächstbesten Bewerber zu verheiraten.
    Die alte Dame nahm Lydias Arm und
zog sie zur Treppe. »Ich glaube, bei dem Frauenmangel hier in Seattle finde
sogar ich vielleicht noch einen Verehrer«, erklärte sie mit einem trillernden,
sehr jugendlichen Lachen. »Was für eine phantastische Geschichte ich Cordelia
dann zu erzählen hätte!«
    Musik und Gelächter drangen durch
die offenen Türen, als die beiden Frauen den Gemeindesaal erreichten, und Lydia
lächelte in freudiger Erwartung.
    An einem Ende des Saals befand sich
eine Bühne, auf der ein dicker Mann mit einer Augenklappe und einem einzelnen
Hosenträger stand und hingebungsvoll auf der Fiedel spielte. Neben ihm, auf
einer umgestülpten Holzkiste, hockte ein blonder Riese mit einem ganz
gewöhnlichen Sägeblatt zwischen den Händen, dem er die seltsam klagenden Töne
entlockte, die Lydia gehört hatte, als sie zum Hotel zurückkehrte.
    Auf dem Tanzboden, der aus hartem,
gepreßtem Lehm bestand und mit Sägemehl bestreut war, wirbelten Männer
stürmisch einige nicht sehr hübsche

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