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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

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Haslett und seine Gefolgschaft
passierten etwas später an diesem Nachmittag das Tor, begleitet von einem Trupp
Soldaten in schneidigen blauen Uniformen. Mr. Haslett selbst fuhr in einer
eleganten Kutsche mit Bronzelaternen und einem kunstvoll gezeichneten Monogramm
an beiden Seiten vor. Seinem prachtvollen Gefährt folgten zwei kleinere,
weniger auffällige Wagen.
    Annie stand neben Phaedra, und
hinter ihnen drängten sich neugierige Dienstboten, Pferdeknechte und andere
Bewohner der riesigen Burganlage. Rafael verfolgte die Vorgänge vom Balkon
seines Arbeitszimmers, und Edmund Barrett stand an seiner Seite. Lucian war
nirgendwo zu sehen.
    Annie hielt den Atem an. Sie wußte,
daß Phaedra das gleiche tat, als der livrierte Kutscher seinen Platz auf dem
Bock verließ. Aber er öffnete nicht sofort die Tür, sondern ging statt dessen
zum hinteren Teil der Kutsche, holte eine kleine Stufenleiter aus dem
Gepäckraum und befestigte sie sorgfältig an der Tür. Und jetzt, endlich, stieg
der Ehrengast aus.
    Erleichterung durchzuckte Annie, als
sie Mn Haslett sah. Er war mittelgroß, von kräftiger Statur, ohne jedoch muskulös
zu sein, und hatte dichtes, glänzendes braunes Haar. Er trug Reithosen, Reitstiefel,
Rock und Zylinder, aber es war nicht die schlichte Eleganz seiner Kleidung, die
Annies Unruhe linderte, sondern der Glanz in seinen Augen und die Art, wie er
den Blick über die versammelte Menschenmenge gleiten ließ und ihn dann
unfehlbar auf Phaedra richtete. Er lächelte sie mit einer Wärme an, die
unmöglich vorgetäuscht sein konnte.
    Beinahe im selben Augenblick schaute
Annie zu Rafael auf und sah, wie Mr. Barrett sich abrupt abwandte und den
Balkon verließ. Der Prinz blieb, und obwohl Annie sich sagte, daß sie es sich
nur einbildete, hatte sie das Gefühl, daß er sie ansah statt seines
zukünftigen Schwagers.
    Rasch richtete sie ihren Blick
wieder auf Mr. Haslett und stellte verwundert fest, daß er die Entfernung
zwischen ihnen bereits überwunden hatte und nun auf Phaedras blasses, zu ihm
aufschauendes Gesicht herabsah. Für einen Moment lang erschien ein derart
hingerissener, ehrerbietiger Ausdruck auf seinen Zügen, als ob er einen Engel
vor sich hätte statt der mutwilligsten Prinzessin ganz Europas.
    Er nahm Phaedras Hand, zog sie an
seine Lippen und hauchte einen Kuß darauf. Annie, die dicht neben ihr stand,
empfand einen Schauer mitempfundenen Entzückens. Phaedra neigte den Kopf,
machte einen angedeuteten, etwas ungeschickten Knicks und murmelte: »Willkommen
in St.
    James, Sir.«
    »Vielen Dank«, erwiderte Mr.
Haslett. Seine Stimme war tief und klangvoll, seine braunen Augen funkelten vor
Glück. »Ich fühle mich geehrt, Euch wiederzusehen, Hoheit.«
    Phaedras merkwürdige Blässe wich
einem heftigen Erröten. »Sie müssen müde von der langen Reise sein«, sagte sie
nach einem tiefen Atemzug. »Ich bin sicher, daß Sie jetzt gern eine Erfrischung
zu sich nähmen. Bitte kommen Sie herein.«
    Annie runzelte die Stirn. Sie hatte
erwartet, daß Phaedra beruhigt sein würde, nachdem sie sich überzeugt hatte,
daß Mr. Haslett ein Kavalier war und ein attraktiver noch dazu, doch statt
dessen gab die Prinzessin sich steif und förmlich. Es erforderte Annies ganze
Beherrschung, ihre Freundin nicht in die Rippen zu stoßen und ihr zu sagen, sie
solle aufhören, sich wie eine tragische Königin auf dem Weg zum Schafott
aufzuführen.
    »Danke«, erwiderte Mr. Haslett, und
falls er enttäuscht über Phaedras Begrüßung war, ließ er sich nichts anmerken.
»Sie werden mich entschuldigen, hoffe ich ... Ich muß mich um meine Männer und
Pferde kümmern.« Nach diesen Worten verbeugte er sich leicht, wandte sich ab
und ging.
    Phaedra floh ins Innere der Burg,
und Annie eilte ihr nach.
    »Phaedra ...« protestierte Annie
keuchend, als die Prinzessin durch eine Flut von Korridoren hastete, die nur
durch die wenigen Sonnenstrahlen beleuchtet wurden, die durch vereinzelte
Mauerritzen fielen.
    Doch die Prinzessin eilte weiter,
bis sie endlich eine schlichte, oben abgerundete Tür erreichte, die ein großes
Holzkreuz schmückte. Annie vermutete, daß dies der Seiteneingang der Kapelle
war, was sich bestätigte, als Phaedra den Riegel zurückschob und die Tür
öffnete.
    Es war ein stiller, großer Raum, der
nicht nur Platz für die königliche Familie bot, sondern auch für alle anderen
Bewohner der Burg, Dienstboten und Gesinde eingeschlossen. Der Altar war
schlicht, aber aus feinstem Eichenholz geschnitzt,

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