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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Titel: Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
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Freundin
einen spöttisch reuevollen Blick zu und beugte sich dann über das Geländer zu
einem geflüsterten Ruf: »Du kannst die Leiter jetzt fortnehmen, George. Aber
wehe, du sagst jemandem etwas davon!«
    Annie ergriff Phaedras Arm und zog
sie ins Innere des Zimmers. »Bist du wahnsinnig?« zischte sie erbost. »Du hättest
dich umbringen können auf einer solchen Klettertour!«
    Phaedra bedachte ihre Freundin mit
einem schiefen Blick. »Du hast gut reden, Annie. Gestern nacht — um genau die
gleiche Zeit, glaube ich — hast du an einem Seil am Turm gebaumelt!«
    Darauf wußte Annie nichts zu
entgegnen, aber sie fuhr fort, ihre Freundin mit mißbilligenden Blicken zu
betrachten.
    »Entschuldige, daß ich so einfach
hier eindringe«, fuhr Phaedra heiter mit einer Handbewegung zum Balkon fort.
»Ich wollte eigentlich auf meinen eigenen Balkon klettern, aber dann habe ich
deinen erwischt.« Mit diesen Worten marschierte sie zur Tür, die ihre beiden
Zimmer verband, öffnete sie, verschwand und überließ es Annie, ihr betroffen
und verwundert nachzustarren.
    Einige Minuten später kehrte Phaedra
durch die gleiche Tür zurück, diesmal im Nachthemd, um Annie ihre sauber
gefalteten Kleider zurückzubringen. »Ich hoffe, es stört dich nicht, daß ich
sie mir ausgeborgt habe«, sagte sie. »Man kann darin besser klettern.«
    »Wo warst du heute nacht?« fragte
Annie streng.
    Phaedra zuckte die Schultern. »Ich
bin ausgeritten. Ich mußte nachdenken.«
    »Warst du allein?«
    Ein kurzes Zögern ging Phaedras
Antwort voraus. »Nein«, sagte sie dann. »Natürlich nicht. Es sind gefährliche
Zeiten, selbst innerhalb der Mauern von St. James. Ich habe mich von einer von
Rafaels Wachen begleiten lassen.«
    Annie war noch immer beunruhigt,
obwohl sie nicht hätte sagen können, aus welchem Grund. Ärgerlich nahm sie
Phaedra die Kleider ab. »Du hast mich belogen«, warf sie ihr vor. »Du sagtest,
du hättest Kopfschmerzen!«
    »Ich hatte auch
Kopfschmerzen«, erwiderte Phaedra ungerührt. »Es ist unglaublich, was ein
bißchen frische Luft bewirken kann, nicht wahr? Gute Nacht, Annie«, schloß sie
gähnend und ging wieder zur Tür.
    »Was ist mit Mr. Haslett?« rief
Annie ihr nach. »Früher oder später wirst du ihn sehen und ihm sagen müssen,
daß du ihn nicht heiraten willst.«
    Phaedra blieb reglos stehen und
drehte sich nicht zu ihrer Freundin um. »Ich hoffe, daß Rafael das für mich
erledigen wird, sobald du mit ihm gesprochen hast«, antwortete sie, und nichts
war mehr von ihrer früheren Heiterkeit zu spüren — ihre Schultern sackten
herab, sie ließ den Kopf hängen.
    Annie wurde von einem heftigen
Mitgefühl erfaßt. »Ich werde morgen zu ihm gehen«, versicherte sie ihrer
Freundin.
    Annie schlief in jener Nacht nicht
besser als in der Nacht zuvor. Immer wieder übte sie ein, was sie Rafael sagen
wollte, wie sie es ihm sagen wollte und bei welcher Gelegenheit.
    Als sie bei Morgengrauen aufstand,
war sie sofort hellwach, trotz ihrer Erschöpfung. Sie wusch sich und zog einen
schwarzen Reitrock an, dazu eine weiße Bluse mit Rüschen auf dem Mieder und
eine dunkelblaue, taillierte Jacke. Sie steckte ihr lockiges Haar zu einem
losen Knoten im Nacken fest, verließ ihr Zimmer und ging mit einer Zuversicht,
die nur vorgetäuscht war, auf die Treppe zu.
    Nach dem Gespräch mit Rafael,
beschloß Annie, würde sie sich mit einem Ausritt zum Kristallsee belohnen. Es
war noch zu kühl zum Schwimmen, aber vielleicht konnte sie ihre Stiefel
ausziehen und ein bißchen am Ufer waten ...
    Sie war so in ihre Gedanken
verloren, daß sie den Prinzen erst bemerkte, als sie am Rand des Gartens mit
ihm zusammenstieß.
    Er hatte wieder einen Fechtkampf
ausgetragen; die Vorderseite seines Hemds war noch feucht von der Anstrengung.
In der rechten Hand trug er ein Florett, und hinter ihm kam Edmund Barrett, der
sein Gegner gewesen zu sein schien.
    Nach einem kurzen Nicken ging
Barrett weiter und verschwand in der großen Halle, aber Rafael blieb und musterte
Annie so verwundert wie einen Geist, der gerade aus einer Flasche aufgestiegen
war.
    »Guten Morgen, Hoheit«, sagte sie
verlegen und errötete.
    Seine Mundwinkel verzogen sich zu
einem schwachen Lächeln. »Ich glaube, wir kennen uns lange genug, um auf solche
Förmlichkeiten zu verzichten, Annie.«
    Der Klang ihres Namens auf seinen
Lippen löste tiefe, gefährliche Emotionen in ihr aus und veränderte ihre Welt
auf die gleiche Weise wie sein Kuß am Tag zuvor.
    »Na schön,

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