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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

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worden, erschien eine weitere Kutsche in der Burg. Auch
diese, das sah Annie von einem Fenster aus, wurde von einer berittenen Eskorte
begleitet.
    Noch bevor die elegante, anmutige
Frau aus der Kutsche stieg, wußte Annie schon, daß Miss Felicia Covington
eingetroffen war, und ihr Herz verkrampfte sich, als sie Rafael mit einem
strahlendem Lächeln über den Burghof eilen sah. Aus irgendeinem perversen Grund
vermochte sie auch dann nicht den Kopf abzuwenden, als er die schöne Unbekannte
auf den Mund küßte.
    Unwillkürlich hob Annie ihre Hand
und berührte ihre Lippen, als spürte sie noch Rafaels Kuß, den er ihr am Morgen
gegeben hatte.
    Er und diese Frau, Miss Covington,
lachten über irgend etwas, als Annie sich endlich abwandte.
    Das Abendessen war eine qualvolle
Angelegenheit für sie. Phaedra, die Kopfschmerzen vorgeschützt hatte, erschien
überhaupt nicht, und Mr. Haslett akzeptierte die Nachricht mit bewundernswerter
Haltung und meinte nur, er hoffe, daß es nichts Ernstes sei. Lucian war
schlecht gelaunt, und seine Verärgerung schien sich auf Annie zu richten statt
auf Rafael. Während der gesamten Mahlzeit warf er immer wieder mürrische
Blicke in ihre Richtung.
    Das Schlimmste von allem war jedoch,
Miss Covington aus der Nähe zu erleben. Sie saß zu Rafaels Rechten, beanspruchte
seine gesamte Aufmerksamkeit und erwies sich, abgesehen davon, daß sie schön
wie ein Engel war, als kultivierte, unterhaltsame Gesellschafterin. Ihr Lachen
war wie das leise Klirren feinen Kristalls; ihre hellbraunen Augen leuchteten
wie altes Gold im Schimmer der Kerzen, die den Tisch erhellten.
    Annie zwang sich, etwas von ihrem
Essen herunterzuwürgen, weil sie wußte, daß sie sonst später in der dunklen
Küche danach suchen würde, doch sobald ihr Teller leer war, entschuldigte sie
sich und verließ fluchtartig den Speisesaal.
    Im ersten Stock eilte sie zu ihrem
Zimmer, blieb jedoch zuerst vor Phaedras Tür stehen, klopfte leise und rief den
Namen der Prinzessin.
    Als keine Antwort kam, wurde Annie
so besorgt, daß sie eintrat. »Phaedra?« rief sie noch einmal und spähte in die
Dunkelheit. Nur leichter Feuerschein aus dem Kamin erhellte den großen Raum.
    Annie stieg die Stufen zum
Himmelbett hinauf, aber die Bettdecken waren unberührt. Stirnrunzelnd ging sie
wieder hinaus und zu ihrem eigenen Zimmer weiter.
    Hier traf sie eine Magd, die die
Lampen anzündete. Ein Feuer prasselte im Kamin, und die Bettdecken waren bereits
zurückgeschlagen.
    Die Frau nickte schüchtern, als sie
Annies Anwesenheit bemerkte.
    »Haben Sie die Prinzessin gesehen?«
fragte Annie, während sie die Brosche am hohen Kragen des braunen Seidenkleid
abnahm, das sie zum Abendessen getragen hatte. »Ich dachte, sie hätte
Kopfschmerzen, aber ich habe gerade gesehen, daß sie nicht in ihrem Zimmer
ist.«
    Die Magd schüttelte den Kopf. »Nein,
Miss. Aber es ist Sally Jeeves, die abends das Zimmer der Prinzessin vorbereitet,
nicht ich. Sie sollten Sally fragen.«
    »Nein«, erwiderte Annie rasch, »das
wird nicht nötig sein.« Phaedras Abwesenheit beunruhigte sie, aber sie wollte
keine unnötige Aufregung unter den Dienstboten verursachen. War es möglich,
daß das Mädchen beschlossen hatte, nicht abzuwarten, bis Annie mit Rafael
gesprochen hatte, und statt dessen ausgerissen war?
    Der Gedanke ließ Annie schaudern,
trotz ihrer eigenen abenteuerlustigen Natur. Bavia war ein Land im Aufruhr, am
Rande einer blutigen Revolution, und mit Sicherheit kein Ort, an dem eine junge
Frau nachts draußen allein sein sollte ... Vor allem, wenn diese junge Frau die
Schwester des Prinzen war.
    Als das Dienstmädchen gegangen war,
zog Annie rasch ihr Kleid aus und suchte in ihrem Schrank nach den Reithosen
und dem Hemd, die sie in der Nacht zuvor getragen hatte, als sie auf den
Wehrgang hinausgeklettert war. Beides war nicht aufzufinden und vielleicht zum
Waschen fortgegeben worden, aber Annie runzelte die Stirn über die Entdeckung.
Es hatte sie viel Mühe gekostet, die Sachen aufzutreiben, zum Reiten und für
andere Gelegenheiten, wenn sie nicht durch umfangreiche Röcke und Unterröcke
behindert werden wollte, und sie würde sehr verärgert sein, wenn sie nicht
wieder auftauchten.
    Sie fragte sich gerade, was sie an
ihrer Stelle anziehen sollte, als sie ein merkwürdig scharrendes Geräusch auf
dem Balkon vernahm. Als sie hinaustrat, sah sie Phaedra in ihren Reithosen und
ihrem Hemd über das steinerne Geländer klettern.
    Die Prinzessin warf ihrer

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