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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

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andermal vielleicht, Lucian«,
sagte Rafael, und Annie glaubte, einen leisen Schmerz aus seiner Stimme herauszuhören.
    Lucian zögerte und schien etwas
sagen zu wollen, doch dann wandte er sich nur abrupt ab und verließ den Hof.
    Annie schaute Rafael an, froh, daß
die Begegnung vorüber war, und erstaunt, daß beide Männer unversehrt daraus hervorgegangen
waren.
    »Ich würde jetzt gern gehen«,
erklärte sie.
    Rafael schien zunächst überrascht,
daß sie noch immer auf der Bank saß, doch dann schüttelte er den Kopf. »Nein«,
erwiderte er so entschieden, daß Annie keinen weiteren Widerspruch mehr wagte.
»Sie bleiben hier.«
    Mit zitternden Knien stand sie auf.
»Eure Hände, Hoheit«, sagte sie. »Ihr habt sie wieder verletzt.« Rasch ging sie
auf ihn zu und nahm seine linke Hand in ihre. In der rechten hielt er noch
immer das Florett.
    »Ihr blutet«, wisperte sie, während
sie die verletzte Hand betrachtete.
    Als sie den Blick zu ihm erhob, nahm
sie eine zornige Verwundbarkeit in seinen Augen wahr und vermutete, daß er ihr
gern seine Hand entzogen hätte, aber wußte, daß er dazu nicht imstande war. Es
war für beide eine Überraschung, als er einen Finger unter ihr Kinn legte, den
Kopf senkte und sie küßte.
    Zu Anfang war es nichts als ein
zaghafter Versuch, und Rafaels Lippen streiften Annies nur. Doch dann, ganz
plötzlich, wurde die Liebkosung intensiver. Ein süßes Feuer durchzuckte Annie
und löschte jegliches Bewußtsein in ihr aus — für alles andere außer Rafaels
warmem Mund auf ihrem.
    Der kurze, stürmische Kuß hatte
Annie für immer verändert; das wußte sie selbst jetzt schon in diesem
Augenblick.
    Endlich zog Rafael sich von ihr
zurück und stieß einen unterdrückten Fluch aus. »Es tut mir leid, Annie«, sagte
er, wandte sich brüsk ab und ließ sie stehen.
    Ihre Gefangenschaft war beendet, und
doch hatte sie gerade erst begonnen. Ihr ganzer Körper zitterte noch unter der
Wirkung von Rafaels Kuß; seine Worte hallten in ihren Ohren wider: Es tut
mir leid, Annie ...
    Als sie wieder imstande war, sich zu
bewegen, schlug sie eine Hand vor den Mund, um ihr Schluchzen zu ersticken, und
floh in den Garten. Überall blühten Rosen und verströmten ihren Duft, aber
Annie bezog weder daraus Freude noch aus der Schönheit der Blüten. Rafael hatte
alles verschlimmert mit seinem Kuß, hatte Gefühle in ihr erweckt, die sie sich
niemals hätte träumen lassen, und ihr einen Vorgeschmack davon gegeben, was es
bedeuten würde, ein Leben ohne ihn zu verbringen.
    Es war eine Aussicht, die sie, so
unerschrocken sie auch war, nicht ertragen konnte.
    Niedergeschlagen ließ sie sich in
das weiche, duftende Gras sinken und weinte. Als ihre Tränen verbraucht waren
und ein heftiger Schluckauf sie schüttelte, spürte sie plötzlich Hände auf
ihren Schultern und schaute auf in Lucians Gesicht.
    Er zog sie auf die Beine und nahm
sie in die Arme, und sie wehrte sich nicht, denn sie brauchte jetzt den Trost.
    »Sie weinen wegen Rafael?« schalt er
mit leiser, zärtlicher Stimme. »Verschwenden Sie Ihre Tränen nicht, Annie. Er
ist sie nicht wert.«
    Sie lehnte ihren Kopf an Lucians
Schulter, wie sie es auch getan hätte, wenn er eine Mauer oder ein Baum gewesen
wäre. Er hatte sein Hemd nach dem Fechtkampf gewechselt, roch jedoch noch immer
leicht nach Schweiß, und Annie empfand seine Nähe trotz ihrer Bedenken als beruhigend.
    »Wie kommen Sie darauf, daß ich
seinetwegen weine?«
    Lucian lachte leise und legte die
Hände wieder auf ihre Schultern. Aber sein Lächeln hatte jetzt einen harten Zug
und war nicht länger tröstlich. »Weil Frauen ständig Tränen vergießen um meinen
Bruder. Georgiana, Felicia und zahllose andere.«
    Annie schluckte und trat einen
Schritt zurück. Georgianas Name bohrte sich in ihr Herz wie ein Angelhaken,
aber nicht etwa, weil sie eifersüchtig war. »Er hat Georgiana geliebt«, flüsterte
sie. »Das ist allgemein bekannt.«
    »O ja«, erwiderte Lucian angewidert.
»Er liebte sie. Ich glaube aber nicht, daß er das je vor seinen Mätressen
zugegeben hat.«
    Annie entzog sich Lucians Armen.
Rafaels Liebe zu Georgiana war legendär gewesen, und Annie ließ nicht zu, daß Lucian
sie beschmutzte. »Sie lügen!«
    »Fragen Sie Felicia«, entgegnete
Lucian gelassen. »Miss Covington wird bald hier eintreffen — sie würde es nicht
wagen, sich Rafaels Befehl zu widersetzen, auch heute noch nicht.«
    Ein neuer Schmerz erfaßte Annie; ihr
war, als durchbohrte sie eine der

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