Quaelend suesse Glut
unter die seidige Haarpracht und machte den Verschluss im Nacken zu. Nur mit Mühe konnte er sich davon abhalten, einen verlangenden Kuss seitlich auf ihren schlanken Hals zu pressen.
Als hätte Sera seine Gedanken gelesen, sog sie scharf den Atem ein.
Rafiq hätte es dabei belassen und zur Seite treten können, doch aus einem unerfindlichen Grund brachte er es nicht fertig. Stattdessen neigte er sich noch weiter zu ihr und nahm den verlockenden Duft ihres nachtschwarzen Haares in sich auf … eine berauschende Mischung aus Orangen und exotischen Blüten. Wie unter Zwang hob er eine Hand, strich zärtlich und verlangend über die seidig glänzende Haarflut und ließ sie durch seine Finger gleiten.
Die alte Frau reichte ihm einen Spiegel, den er sichtlich widerstrebend annahm. „Na, willst du mal einen Blick riskieren?“, fragte er lächelnd, legte eine Hand auf Seras Schulter und drehte sie sanft herum.
Um der Kette Raum zu schaffen, hatte sie den Ausschnitt ihrer Robe ein Stück heruntergezogen. Auf ihrem sanft gebräunten Dekolleté schien das ausgefallene Schmuckstück zum Leben zu erwachen. Die grünen Juwelen funkelten mit den filigranen goldenen Blättern um die Wette. Eine perfekte Ergänzung zu ihren dunklen Augen.
Farbe!, schoss es Rafiq durch den Kopf. Das war es, was ihr gefehlt hatte. Farbe, die Seras ungewöhnliche Schönheit unterstrich und nicht verbarg, wie die unförmige schwarze Tracht.
Als Sera sich im Spiegel sah, stockte ihr vor Überraschung der Atem. „Es … es ist wunderschön und viel zu kostbar. Lassen Sie mich dafür bezahlen, bitte.“
Die alte Frau nickte lächelnd. „Schenken Sie mir ein Lächeln, das ist alles, was ich verlange. Eine so schöne junge Frau sollte nicht so traurig sein. Hören Sie auf Abizah, mein Kind. Bald werden auch Sie Ihr Glück finden …“
Und in der nächsten Sekunde wedelte sie ihre Gäste auch schon mit einer fast ungeduldigen Geste aus ihrem Verkaufsraum, als müsse sie sich um andere Kunden kümmern, die allerdings nirgendwo zu sehen waren.
„Und Sie, Prinz Rafiq, der selbst eines Tages König werden könnte, sollten sich jetzt endlich um Ihre Geschäfte kümmern“, murmelte sie und verbeugte sich vor ihm, als habe er ihr einen Riesengefallen getan. „Danke, dass sie meinen bescheidenen Laden beehrt haben.“
Rafiq stand bereits mit den anderen draußen, doch die seltsamen Worte der alten Frau ließen ihm keine Ruhe. Mit einer gemurmelten Entschuldigung kehrte er noch einmal ins Ladeninnere zurück, um Abizah zu fragen, was sie damit gemeint hatte, dass er eines Tages möglicherweise selbst König werden könne.
„Ah, Prinz Rafiq, darüber machen Sie sich keine Sorgen“, riet sie ihm mit listigem Lächeln. „Es gibt nur eines, woran Sie immer denken müssen … sollten Sie jemals vor einer Entscheidung zwischen Liebe und Pflicht stehen, dann lassen Sie allein Ihr Herz entscheiden, sonst verspielen Sie das Glück Ihres Lebens …“ Damit entließ sie ihren hohen Gast endgültig und wandte sich einfach ab.
„Sie ist eine sehr kluge und großzügige Frau“, sagte Rafiq kurz darauf beeindruckt zu Suleman und lächelte versonnen, während sie ihren Weg fortsetzten.
„Abizah ist Marrashs weise alte Frau, eine Seherin. Wie sie selbst bereits sagte, ihre Augen sind nicht mehr gut, aber sie sieht Dinge, die anderen verborgen bleiben.“
„Was für Dinge?“, fragte Sera.
„Einige sagen, sie schaut in die Zukunft.“ Er zuckte die Schultern. „Andere halten das für Unsinn. Manchmal kann es das eine oder andere sein“, endete er philosophisch. „Kommen Sie, man wartet auf uns in der Fabrik.“
Eine Wahrsagerin? Rafiq verzog skeptisch den Mund. Oder eine alte Frau, die Gespenster sah?
Warum hatte sie gesagt, er könne eines Tages König sein? War sie vielleicht doch verwirrter, als es den Anschein hatte, und meinte eigentlich Kareef? Was für eine seltsame Aussage. Aber nicht seltsamer als ihre Annahme, Sera sei seine Frau. Sogar nachdem er sie über ihren Irrtum aufgeklärt hatte, beharrte Abizah darauf!
Sera betastete die kühlen Edelsteinblüten und filigranen Blätter ihres neuen Geschmeides. Sie zitterte immer noch am ganzen Körper. Aber ob es an den seltsamen Aussagen der alten Frau lag oder an Rafiqs beunruhigender Nähe, als er ihr den Halsschmuck umlegte, vermochte sie nicht zu entscheiden.
Wie konnte die kleinste Berührung von ihm sie derart elektrisieren und aufwühlen, wenn sie so lange absolut nichts empfunden
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