Quaelend suesse Glut
tauchte die Wahrheit vor seinem inneren Auge auf.
Die Frau, die er von jeher geliebt hatte … Sera!
Er liebte sie, und er würde sie heiraten! Sie kannte und liebte Qusay und würde ihm eine unverzichtbare Stütze in seinem neuen Amt sein. Mit ihr zusammen konnte er alles schaffen!
„Ich verstehe …“, sagte er langsam, ohne den Blick von Sera zu nehmen. „Wie lange werden wir die Krönungszeremonie maximal hinausschieben können?“
Akmals Augen weiteten sich eine Spur, sonst ließ er sich nichts anmerken. „Nicht länger als ein, zwei Tage, und das auch nur, weil die meisten Gäste ohnehin geplant haben, nach der langen Anreise etwas länger im Land zu bleiben. Alles andere wäre eine Zumutung … für alle.“
„Gut.“ Rafiqs Stimme klang fest und klar. „Und vergessen Sie nicht, ihnen mitzuteilen, dass sie diesmal an einer doppelten Feier teilhaben werden – meiner Krönung und meiner Vermählung mit Sera …“
Ein Sekundenbruchteil herrschte absolute Stille, die von einem Laut unterbrochen wurde, der sich wie der Todesschrei einer gequälten Kreatur anhörte. Noch ehe sich alle vom Schock erholt hatten, war Sera aufgesprungen und aus dem Zimmer geflohen.
„Sera!“, rief Rafiq und wollte ihr schon folgen, wurde aber von seiner Mutter zurückgehalten.
„Ich werde sie finden“, versprach die Sheikha. „Du hast jetzt wichtige Dinge mit Akmal zu besprechen.“
Eine Stunde später betrat Rafiq die Suite seiner Mutter und erfuhr von ihr, dass Sera am Privatstrand, der zum Palast gehörte, auf ihn warte.
„Sie wird dir alles erklären.“
Er verstand nicht, was es noch zu erklären geben sollte. Sie hatte seinen Antrag vor weniger als vierundzwanzig Stunden angenommen und schien es gar nicht abwarten zu können, für immer in seiner Nähe zu sein. Warum dann dieser dramatische Ausbruch?
Als Rafiq durch den Hintereingang des Palastes und später die alten Steinstufen zum Strand hinunterging, erinnerte er sich daran, was dieses Fleckchen Erde schon alles gesehen hatte …
Hier fand Königin Inas am Todestag ihres einzigen Kindes Zafir, den kleinen Prinzen aus Calista, der von Schmugglern entführt und gefoltert worden war und kurz vor seiner Rettung mit dem Floß abtrieb. Besinnungslos wurde er an diesem Küstenstreifen angeschwemmt, von Königin Inas gesundgepflegt und später als ihr Sohn Xavian ausgegeben, womit sie Rafiqs Vater den Thron stahl.
Und nachdem Zafir den Thron geräumt hatte und sein eigener Vater tot war, sollte Rafiq, anstelle seines Bruders, nun König von Qusay werden …
Was für Kapriolen das Schicksal doch manchmal schlug!
Rafiq schaute den Strand entlang und dann sah er sie … seine Sera. Während die Sonne langsam am Horizont verschwand, stand sie da wie eine Göttin und schaute aufs Meer hinaus. Ihr blaues Gewand wehte im Wind und schien das Glitzern und Funkeln der sich brechenden Wellen noch übertrumpfen zu wollen.
Sie war schön … wunderschön, und sie gehörte ihm.
Als er näherkam, wandte sie den Kopf und sah ihm entgegen. Immer noch lag der bedrückte Ausdruck auf ihrem Gesicht, und in den braunen Augen sah er Verzweiflung.
„Was ist mit dir, Sera? Sag es mir, und ich mache es wieder gut.“
„Das kannst du nicht“, flüsterte sie gepresst. „Niemand kann es!“
„Ich verstehe dich nicht.“
Ihr Auflachen war mehr ein Schluchzen. „Das kann ich dir nicht verdenken. Ich fasse es selbst kaum, was für ein grausames Spiel das Schicksal mit uns spielt!“
„Wovon redest du? Wir sind endlich wieder zusammen, das ist doch wundervoll. Du wirst meine Frau und Königin.“
Heftig schüttelte sie den Kopf. „Ich kann dich nicht heiraten, Rafiq. Niemals!“
„Kannst nicht oder willst nicht?“
„Ich kann nicht!“, schluchzte sie verzweifelt auf.
Rafiq holte tief Luft. Langsam wusste er nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. „Dann will ich den Grund dafür wissen“, forderte er energisch. „Jetzt und hier.“
Sera schluckte heftig und zwang sich, ihm in die Augen zu schauen. „Ich kann dich nicht heiraten, weil du König wirst …“
„Aber das ist doch Unsinn! Warum, glaubst du, ziehe ich es überhaupt in Betracht, den Thron von Qusay zu besteigen? Doch nur, weil ich dich an meiner Seite habe. Als ehemalige Frau eines Botschafters weißt du viel besser, wie meine Pflichten aussehen werden und kannst mir dabei helfen, ein guter König für mein Volk zu sein.“
Sera starrte ihn sekundenlang wie paralysiert an, dann schlug sie die Hände
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