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Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
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schaute zurück und sah, dass Joes Mutter die Verfolgerschar anführte. Ihr Gesicht veränderte sich. Es wurde blasser, mit Ausnahme der Lippen. Die wurden immer roter. Ihre Zähne wuchsen über die Unterlippe herunter. Ihre Finger krümmten sich zu Klauen mit roten Spitzen. Sie verwandelte sich in Yorgas Braut.
    »Haltet ihn! Ergreift ihn! Tötet ihn! Den Babynapper! «
    Dann zischte George ihm aus den Schatten zu. »Hierher, Blaze! Schnell! Mach schon, gottverdammt!«
    Er scherte in Richtung der Stimme aus und fand sich im Spiegellabyrinth wieder. Der Hauptweg des Jahrmarkts war plötzlich unterteilt in tausend verzerrte Stücke. Er bahnte sich seinen Weg den schmalen Korridor hinunter, stieß überall an, hechelte wie ein Hund. Dann war George vor ihm (und hinter ihm, und auf seinen beiden Seiten), und George sagte: »Du musst dafür sorgen, dass sie es aus einem Flugzeug abwerfen, Blaze. Aus einem Flugzeug. Sie sollen es aus einem Flugzeug abwerfen.«
    »Ich komm nicht raus«, stöhnte Blaze. »George, hilf mir rauszukommen!«
    »Das versuche ich doch gerade, du Arschloch! Sie sollen es aus einem Flugzeug abwerfen! «
    Jetzt waren alle draußen und starrten herein, doch wegen der Spiegel sah es aus, als stünden sie alle um ihn herum. »Packt den Babynapper!«, kreischte Gerards Frau. Ihre Zähne waren inzwischen riesig.
    »Hilf mir, George.«
    Dann lächelte George, und Blaze sah, dass auch seine Zähne lang geworden waren. Zu lang. »Ich helfe dir«, sagte er. »Gib mir das Baby.«
    Doch das tat Blaze nicht. Blaze wich zurück. Eine Million Georges rückten bedrohlich näher, streckten ihre Hände nach ihm aus, um das Baby zu nehmen. Blaze drehte sich um und stürzte sich in einen weiteren glitzernden Gang, prallte von den Seiten ab wie eine Flipperkugel, versuchte dabei die ganze Zeit, Joe mit seinen Armen zu schützen. Das hier war kein Ort für ein Kind.

15
    IM FAHLEN LICHT DER Morgendämmerung wachte Blaze auf, zuerst nicht sicher, wo er war. Dann kehrte alles zurück, und er ließ sich schwer atmend auf die Seite sacken. Sein Bett war schweißgetränkt. Mein Gott, was für ein schrecklicher Traum.
    Er stand auf und trottete in die Küche, um nach dem Baby zu sehen. Joe schlief tief und fest, hatte die Lippen geschürzt, als würde er über großen, ernsten Gedanken brüten. Blaze sah ihn an, bis seine Augen das langsame, gleichmäßige Auf und Ab der Brust des Kleinen wahrnahmen. Seine Lippen bewegten sich ein bisschen wie ein Fischmaul, und Blaze fragte sich, ob Joe wohl von dem Fläschchen träumte oder vom Tittchen seiner Mutter.
    Dann setzte er Kaffeewasser auf und pflanzte sich in seiner langen Unterwäsche an den Tisch. Die Zeitung, die er gestern gekauft hatte, lag noch immer da, mitten in den Schnipseln seines Entführerbriefs. Er las den Artikel über die Entführung noch einmal, und wieder fiel sein Blick auf den Hinweis auf Seite zwei: Appell des Vaters an die Entführer, Seite 6. Blaze blätterte zu Seite sechs um, wo er eine halbseitige Anzeige mit schwarzem Rahmen fand. Er las:
    AN DIE PERSONEN, DIE UNSER KIND HABEN!
     
    WIR WERDEN ALLE FORDERUNGEN UNTER DER VORAUSSETZUNG ERFÜLLEN, DASS SIE UNS BEWEISE DAFÜR LIEFERN, DASS JOE NOCH LEBT. WIR HABEN DIE ZUSICHERUNG DES FEDERAL BUREAU OF INVESTIGATION (FBI), DASS ES KEINERLEI EINMISCHUNG SEITENS DER POLIZEI BEI DER ÜBERGABE DES LÖSEGELDS GEBEN WIRD, ABER ZUVOR MÜSSEN WIR EINEN BEWEIS BEKOMMEN, DASS JOE NOCH LEBT!
    ER ISST DREIMAL TÄGLICH EIN GLAS BABYNAHRUNG UND GEMÜSE, GEFOLGT VON ½ FLÄSCHCHEN. GEWÖHNT IST ER AN EINE MISCHUNG AUS DOSENMILCH UND ERHITZTEM, STERILISIERTEM WASSER IN EINEM VERHÄLTNIS VON 1 : 1.
    BITTE TUN SIE IHM NICHTS, DENN WIR LIEBEN IHN SO SEHR.
    JOSEPH GERARD III.
    Blaze faltete die Zeitung zusammen. Das zu lesen machte ihn genauso unglücklich, wie Loretta Lynn singen zu hören »Your Good Girl’s Gonna Go Bad«.
    »O Mann, flenn und heul«, sagte George so unerwartet aus dem Schlafzimmer, dass Blaze zusammenzuckte.
    »Pssst, du weckst ihn noch auf!«
    »Ach, scheiß doch drauf«, sagte George. »Er kann mich doch gar nicht hören.«
    »Oh«, machte Blaze. Er vermutete, dass das wohl so war. »Was ist ein Ver-hält-nis, George? Da steht, man soll ihm seine Fläschchen im Ver-hält-nis von eins-irgendwas-eins machen.«
    »Vergiss es einfach«, sagte George. »Machen sich aber echt Sorgen um ihn, was? ›Er isst dreimal täglich, gefolgt von einem halben Fläschchen … Tun Sie ihm nichts, denn wir

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