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Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
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li-li-li-liiiiieben ihn.‹ Mann, ich hab ja schon ’ne Menge Schwachsinn gehört, aber das hier übertrifft echt alles.«
    »Hör zu …«, setzte Blaze an.
    »Nein, ich werde nicht zuhören! Sag mir nicht, ich soll zuhören! Er ist alles, was sie haben, stimmt’s? Das und ungefähr vierzig Millionen kleine Schmatzerchen! Solltest dir das Geld besorgen und ihnen anschließend den Kleinen in Einzelteilen zurückschicken. Zuerst einen Finger, dann einen Zeh, dann seinen kleinen …«
    »George, halt’s Maul! «
    Erschrocken schlug er sich eine Hand vor den Mund. Er hatte gerade George gesagt, er solle das Maul halten. Was dachte er sich dabei? Was war bloß los mit ihm?
    »George?«
    Keine Antwort.
    »George, es tut mir leid. Es ist eben nur, dass du solche Sachen, weißt du, dass du solche Sachen nicht sagen sollst.« Er versuchte zu lächeln. »Wir müssen den Jungen lebend und in guter Verfassung zurückgeben, stimmt’s? Das ist doch der Plan. Stimmt doch, oder?«
    Keine Antwort, und jetzt begann Blaze, sich wirklich richtig elend zu fühlen.
    »George? George, was ist los?«
    Lange Zeit keine Antwort. Und dann, so leise, dass er es vielleicht gar nicht gehört hatte, so leise, dass es vielleicht nur ein Gedanke in seinem eigenen Kopf war:
    »Du wirst ihn bei mir lassen müssen, Blaze. Früher oder später.«
    Blaze wischte sich mit der Handfläche über den Mund. »Du tust ihm besser nichts, George. Es wäre besser für dich. Ich warne dich.«
    Keine Antwort.
     
    Um neun Uhr war Joe wach, umgezogen, gefüttert und spielte auf dem Boden in der Küche. Blaze saß am Tisch und hörte Radio. Er hatte die Zettel und Schnipsel weggeräumt und den hart gewordenen Mehlkleber fortgeworfen, und auf dem Tisch lag jetzt nur noch sein Brief an die Gerards. Er versuchte auszutüfteln, wie er ihn am besten verschicken sollte.
    Er hatte dreimal die Nachrichten gehört. Die Polizei hatte einen Mann namens Charles Victor Pritchett verhaftet, einen Herumtreiber aus dem Aroostook County, der einen Monat zuvor seinen Job in einem Sägewerk verloren hatte. Dann hatten sie ihn wieder laufen lassen. Wahrscheinlich hatte dieser mickrige kleine Türöffner Walsh ihn nicht eindeutig identifizieren können, folgerte Blaze. Zu blöd. Ein guter Verdächtiger hätte der Sache zumindest für eine Weile ein bisschen Dampf rausgenommen.
    Er rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. Er musste sich einen Plan überlegen, wie er den Brief abschicken konnte. Sie hatten eine Zeichnung von ihm, und sie wussten von dem Auto. Sie kannten ja sogar die Farbe – wieder dieser Drecksack Walsh.
    Die Rädchen in seinem Kopf arbeiteten langsam und träge. Er stand auf, kochte sich frischen Kaffee, holte dann die Zeitung
noch mal heraus. Stirnrunzelnd betrachtete er die Polizeizeichnung von sich. Ein großes, kantiges Gesicht. Breite, flache Nase. Dichter Haarschopf, war schon seit einer ganzen Weile nicht mehr geschnitten worden (George hatte es das letzte Mal gemacht, hatte mit einer Haushaltsschere ein bisschen daran herumgeschnippelt). Tief liegende Augen. Sein breiter Nacken nur angedeutet, und wahrscheinlich hatten sie keine Ahnung, wie groß und kräftig er wirklich war. Das konnten die Leute nie sehen, solange er saß, denn seine Beine waren mit Abstand das Längste an ihm.
    Joe begann zu weinen, und Blaze wärmte ein Fläschchen an. Der Kleine schob es fort, also schaukelte Blaze ihn gedankenverloren auf seinem Schoß. Schlagartig wurde Joe still und fing an, aus seiner neuen Höhe alles Mögliche anzustarren: die drei Pin-up-Girls auf der anderen Seite des Raums, die fettige Asbestplatte, die hinter dem Ofen an die Wand geschraubt war, die Fenster, schmutzig auf der Innenseite und bereift auf der Außenseite.
    »Ziemlich anders als da, wo du herkommst, was?«, meinte Blaze.
    Joe lächelte und versuchte dann ein merkwürdiges, noch ungeübtes Lachen, das Blaze ein Grinsen aufs Gesicht zauberte. Der kleine Lümmel hatte zwei Zähne, deren Spitzen gerade erst durch das Zahnfleisch gebrochen waren. Blaze fragte sich, ob ihm die anderen, die sich gerade hervorkämpften, wohl Schmerzen bereiteten. Joe kaute viel auf seinen Fingern herum, und manchmal jammerte er im Schlaf. Jetzt fing er an zu sabbern, und Blaze wischte seinen Mund mit einem alten Kleenex ab, das zusammengeknüllt in seiner Tasche gesteckt hatte.
    Er konnte das Baby nicht noch einmal bei George lassen. Es war so, als wäre George eifersüchtig oder so was. Fast, als wollte George

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