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Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
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Rindereintopf. Es gab eine riesige Holzschüssel mit Salat, dazu drei verschiedene Soßen. Es gab eine Schüssel mit Wachsbohnen, eine mit Erbsen und eine mit geschnittenen Möhren. Eine Keramikschüssel voll mit Kartoffelpüree.
    Als das Essen auf dem Tisch stand und jeder vor seinem glänzenden Teller saß, legte sich Stille über den Raum. Die Jungs und Mädchen starrten diesen Festschmaus an, als wäre er nur eine Halluzination. Irgendwo grummelte ein Bauch. Es hörte sich an wie ein Laster, der über eine Plankenbrücke rollte.
    »Gut«, sagte Bluenote. Er saß am Kopfende des Tisches, die Camp-Mutter links neben ihm. Sein Sohn saß am anderen Ende. »Sprechen wir das Tischgebet.«
    Sie beugten ihre Köpfe und erwarteten die Predigt.
    »Herr«, sagte Bluenote, »segne diese Jungs und Mädchen. Und segne dieses Essen, dass es sie stärken möge. Amen.«
    Sie blinzelten und warfen sich verstohlene Blicke zu, versuchten dahinterzukommen, ob das jetzt ein Scherz war. Oder ein Trick. Amen bedeutete, man konnte essen, aber falls das jetzt der Fall war, dann hatten sie gerade das gottverdammt kürzeste Tischgebet aller Zeiten gehört.
    »Reicht mir bitte mal den Eintopf«, sagte Bluenote.
    Und dann legte die Erntehelfermannschaft dieses Sommers mit einem Feuereifer los.
     
    Am nächsten Morgen nach dem Frühstück tauchten Bluenote und sein Sohn mit zwei Ford-Zweitonnern vor dem Haupthaus auf. Die Jungs und Mädchen kletterten hinten drauf und wurden zum ersten Blaubeerfeld gefahren. Die Mädchen trugen an diesem Morgen Hosen. Ihre Gesichter waren noch ein wenig geschwollen vom Schlaf und größtenteils ungeschminkt. Sie sahen jünger aus, zarter.
    Sie fingen an, sich zu unterhalten. Zuerst noch ein wenig zaghaft, aber schon bald wurden ihre Gespräche ungezwungener. Wenn die Laster durch Schlaglöcher ruckelten, lachten alle. Es gab keine förmliche Vorstellungsrunde. Sally Ann Robichaux hatte Winstons und ließ das Päckchen rumgehen; sogar Blaze, der ganz am Ende saß, bekam noch eine ab. Einer der harten Typen aus der South Portland fing mit Toe-Jam eine Diskussion über Bücher mit nackten Mädchen an. Wie sich herausstellte, war dieser Bursche, Brian Wick, zufällig mit der Taschenbuchausgabe einer Anthologie namens Fizzy auf die Bluenote-Farm gekommen. Toe räumte ein, dass er schon viel Gutes über Fizzy gehört hätte, und die zwei Jungs arbeiteten einen Handel aus. Die Mädchen brachten es fertig, das alles zu ignorieren und gleichzeitig eine nachsichtige Miene aufzusetzen.
    Sie kamen bei dem Feld an. Die niedrigen Blaubeerbüsche standen in voller Blüte. Harry und Douglas Bluenote ließen die Heckklappen der Laster runter, und alle sprangen ab. Das Feld war mit weißen Stoffwimpeln, die an niedrigen
Pfählen flatterten, in Reihen aufgeteilt. Ein anderer Laster – älter und größer – hielt an. Die Seiten der Ladefläche dieses Lasters waren aus Segeltuch. Er wurde von einem kleinen schwarzen Mann namens Sonny gefahren. Blaze hörte Sonny niemals auch nur ein einziges Wort sagen.
    Die Bluenotes gaben ihrer Mannschaft kurze Blaubeerharken, auch »Raffeln« genannt, deren Zinken eng beieinanderstanden. Nur Blaze bekam keine. »Die Raffeln sind so gemacht, dass nur reife Beeren mitgenommen werden«, sagte Bluenote. Hinter ihm holte Sonny eine Angelrute und einen Fischkorb aus dem großen Laster. Er setzte einen Strohhut auf und machte sich quer über das Feld zu einer Baumreihe auf. Er schaute nicht zurück.
    »Aber«, sagte Bluenote und hob einen Finger, »da es eine Konstruktion von Menschenhand ist, ist es eben auch nicht perfekt. Blätter und unreife Früchte werden trotzdem leider manchmal mit abgerissen. Aber macht euch deswegen keine Gedanken, und lasst euch auch nicht dadurch bremsen. In der Scheune gehen wir alles noch mal gründlich durch. Und ihr werdet dabei sein, also macht euch auch keine Gedanken darüber, dass wir euren Lohn kappen würden. Alles klar?«
    Brian und Toe-Jam, die am Ende des Tages praktisch unzertrennliche Freunde geworden sein würden, standen mit verschränkten Armen nebeneinander. Beide nickten.
    »So, und nur, damit ihr Bescheid wisst«, fuhr Bluenote fort. Seine seltsam hellen Augen funkelten. »Ich bekomme sechsundzwanzig Cent das Kilo. Ihr bekommt sieben Cent. Das klingt jetzt so, als würde ich mit dem Schweiß auf eurer Stirn neunzehn Cent pro Kilo verdienen, aber so ist das
nicht. Nach Abzug aller Kosten mache ich zehn Cent pro Kilo. Drei mehr als ihr. Diese drei

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