Qual (German Edition)
kommt runter zum Haupthaus! Kuchen und Eiscreme. «
Sie balgten sich, um über die Heckklappe auf den Laster zu kommen, brüllten dabei wie ein Haufen Kleinkinder, und
John musste ihnen sagen, sie sollten auf die Beeren achtgeben. Blaze grinste breit. Es fühlte sich an wie ein Grinsen von der Sorte, das den ganzen Tag über anhalten könnte.
Bluenote stieg auf der Beifahrerseite ein. Trotz der Sonnenbräune auf seinem Gesicht sah er blass aus, und auf seiner Stirn standen Schweißperlen.
»Mr. Bluenote? Alles in Ordnung mit Ihnen?«
»Klar«, antwortete Harry Bluenote. Er lächelte sein letztes Lächeln. »Hab heute Mittag nur zu viel gegessen, schätze ich. Dann mal los, Bla…«
Er griff heftig an seine Brust. Auf beiden Seiten seines Halses traten mit einem Mal dicke Adern hervor. Er starrte Blaze an, aber es schien, als würde er ihn gar nicht sehen.
»Was ist los?«, fragte Blaze.
»Die Pumpe«, bemerkte Bluenote noch, dann sackte er nach vorn. Seine Stirn knallte gegen das metallene Armaturenbrett. Einen Moment lang klammerte er sich mit beiden Händen an den alten, zerrissenen Sitzbezug, als hätte sich die Welt auf den Kopf gestellt. Dann neigte er sich zur Seite und fiel aus der offenen Tür auf den Boden.
Dougie Bluenote war um die Schnauze des Lasters geschlendert. Jetzt rannte er los. »Poppa!«, schrie er.
Bluenote starb in den Armen seines Sohnes während der wilden, holprigen Rückfahrt zum Haupthaus. Blaze bekam kaum etwas mit. Er kauerte über dem großen, rissigen Steuer des Lasters und starrte auf den vor ihm liegenden Feldweg wie ein Irrer.
Bluenote zitterte einmal, zweimal, wie ein Hund, der im Freien vom Regen überrascht wird, und das war’s.
Mrs. Bricker, die Camp-Mutter, stieß einen Schrei aus und ließ einen Krug Limonade auf den Boden fallen, als sie ihn hereintrugen. Eiswürfel flogen in alle Richtungen über die Kiefernbretter. Sie brachten Bluenote in den Salon und legten ihn dort auf die Couch. Ein Arm baumelte auf den Boden herab. Blaze hob ihn auf und legte ihn auf Bluenotes Brust. Er rutschte wieder herunter. Anschließend hielt Blaze ihn einfach fest.
Dougie Bluenote war im Esszimmer, stand neben dem langen Tisch, der bereits für die Ende-der-Pflücksaison-Eiscreme-Party gedeckt war (ein kleines Abschiedsgeschenk war neben den Teller jedes Jugendlichen gestellt worden), und sprach völlig verzweifelt ins Telefon. Die anderen Erntehelfer versammelten sich draußen auf der Veranda und schauten herein. Alle sahen entsetzt aus, mit Ausnahme von Johnny Cheltzman, der erleichtert wirkte.
Blaze hatte ihm am Abend zuvor alles erzählt.
Der Arzt kam und führte eine kurze Untersuchung durch. Als er fertig war, zog er eine Decke über Bluenotes Gesicht.
Mrs. Bricker, die inzwischen aufgehört hatte zu weinen, fing erneut an. »Die Eiscreme«, sagte sie. »Was machen wir jetzt mit der vielen Eiscreme? O mein Gott!« Sie zog sich die Schürze übers Gesicht, dann ganz hoch über den Kopf, wie eine Kapuze.
»Lass sie reinkommen und essen«, sagte Doug Bluenote. »Du auch, Blaze. Hau rein.«
Blaze schüttelte den Kopf. Er hatte das Gefühl, vielleicht nie wieder hungrig zu sein.
»Na, ist auch gut«, sagte Doug. Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Ich werde im Hetton anrufen müssen …
und South Portland … Pittsfield … Herr im Himmel, Herr im Himmel.« Er lehnte sein Gesicht an die Wand und begann ebenfalls zu weinen. Blaze saß einfach nur da und betrachtete die zugedeckte Gestalt auf der Couch.
Der Kombi vom HH kam als Erster. Blaze setzte sich nach hinten, starrte aus der staubigen Heckscheibe. Das Haupthaus wurde kleiner und kleiner, bis es schließlich völlig verschwand.
Die anderen wechselten hier und da ein paar Worte, aber Blaze schwieg. So langsam sickerte es ein. Er versuchte, darüber nachzudenken und daraus schlau zu werden, aber es funktionierte nicht. Es ergab überhaupt keinen Sinn, aber einsickern tat es trotzdem.
In seinem Gesicht begann es zu arbeiten. Zuerst zuckte sein Mund, dann seine Augen. Seine Wangen fingen an zu beben. All das konnte er nicht kontrollieren. Es lag außerhalb seiner Macht. Schließlich fing er an zu weinen. Er legte seine Stirn gegen die Heckscheibe des Kombis und stieß laute, monotone Schluchzer aus, die wie das Wiehern eines Pferdes klangen.
Der Mann am Steuer war Martin Coslaws Schwager und im HH das Mädchen für alles. Er sagte: »Kann vielleicht mal irgendwer dem Elch das Maul stopfen, wie wär’s
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