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Qual

Qual

Titel: Qual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Fünf-Minuten-Story für ein Magazin-Programm in SeeNet ergaben. Aber mittlerweile hatte ich festgestellt, daß Rourkes ausführliche Demonstration am Notepad sämtliche Gehirnscans geliefert hatte, die ich für Gepanschtes DNS gebrauchen konnte.
    Beim wichtigsten Experiment, das ich gefilmt hatte, ging es um eine freiwillige Studentin, die stumm Gedichte las, während der Scanner das Bild ihrer Gehirnwellen mit den Zeilen untertitelte, die sie gerade las. Es gab drei unabhängig voneinander berechnete Untertitel, die einmal die primären visuellen Daten anzeigten, dann die erkannten Wortmuster und schließlich die semantischen Repräsentationen des Gehirns. Die letzteren wiesen häufig nur eine vage Übereinstimmung mit den anderen auf, da die exakten Bedeutungen der Worte sich schnell in eine Wolke von Assoziationen auflösten. Obwohl es auf unheimliche Weise faszinierend war, hatte es nichts mit dem Lamont-Zentrum zu tun.
    Gegen Ende des Tages hatte eine Wissenschaftlerin - Margaret Williams, die Leiterin des Software-Entwicklungsteams – vorgeschlagen, daß ich persönlich in den Mutterleib des Scanners stieg. Vielleicht wollten sie nur einmal den Spieß umdrehen – und mich mit ihren Geräten durchleuchten und aufzeichnen, nachdem ich dasselbe in den vergangenen vier Stunden mit ihnen getan hatte. Williams war jedenfalls sehr beharrlich gewesen, als wäre sie zutiefst von der Gerechtigkeit dieses Vorschlags überzeugt gewesen.
    »Sie könnten aus der subjektiven Perspektive weiterfilmen«, hatte sie gesagt. »Und wir könnten dann einen Blick auf all Ihre verborgenen Sonderausstattungen werfen.«
    Ich hatte abgelehnt. »Ich weiß nicht, welche Auswirkungen die magnetischen Felder auf die Hardware haben würden.«
    »Gar keine, das kann ich Ihnen versprechen. Das meiste dürfte optisch sein – und alles andere müßte abgeschirmt sein. Sie besteigen doch auch ständig Flugzeuge, oder nicht? Sie spazieren durch normale Sicherheitsschleusen.«
    »Ja, aber…«
    »Unsere Felder sind nicht stärker als die genannten. Wir könnten sogar versuchen, die Aktivitäten Ihres Sehnervs zu lesen – um sie anschließend mit den Daten aus Ihrer direkten Aufzeichnung zu vergleichen.«
    »Ich habe das Lesemodul nicht dabei. Es liegt im Hotelzimmer.«
    Sie schürzte enttäuscht die Lippen. Anscheinend hätte sie mir am liebsten gesagt, die Klappe zu halten, zu tun, was sie mir sagte, und in den Scanner zu steigen. »Zu schade«, sagte sie. »Außerdem kann ich mir vorstellen, daß Sie Probleme mit der Garantie bekommen würden, wenn wir irgend etwas improvisieren – mit unseren eigenen Kabelanschlüssen und Interfaces.«
    »Ich fürchte, ja. Die Software würde die Anwendung von nicht-standardgemäßer Ausrüstung registrieren, und dann hätte ich bei der nächsten Jahresinspektion große Schwierigkeiten.«
    Aber sie war immer noch nicht bereit aufzugeben. »Sie haben mir vorhin von den Freiwilligen Autisten erzählt. Wenn Sie eine wirklich spektakuläre Illustration dieses Themas haben möchten… könnten wir ein Imaging von Ihrem Lamont-Zentrum machen, während Sie sich eine Reihe von unterschiedlichen Personen vorstellen. Wir könnten alles aufzeichnen und es Ihnen anschließend vorspielen. Dann könnten Sie Ihren Zuschauern eine Echtzeitaufnahme dessen zeigen, worum es eigentlich geht. Keine Hochglanzanimation, sondern in Fleisch und Blut. Wie die Neuronen Kalzium pumpen und die Synapsen feuern. Wir könnten die Neuronenarchitektur sogar in ein Funktionsdiagramm umsetzen und es kalibrieren, um Eigenschaftssymbole zu identifizieren. Wir habe alle nötige Software da…«
    »Das ist ein sehr freundliches Angebot«, sagte ich. »Aber… ich wäre nur noch ein drittklassiger Journalist, wenn ich anfangen würde, meine eigene Person zum Thema meiner Berichte zu machen.«

 

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7

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    Zwei Wochen vor Beginn der Einstein-Jahrhundertkonferenz unterschrieb ich einen Vertrag mit SeeNet über Violet Mosala – die Heldin der Symmetrie. Als ich meinen Namen mit dem Stift des Notepads auf das elektronische Dokument kritzelte, versuchte ich mir einzureden, daß ich den Auftrag deshalb erhalten hatte, weil ich ihn gut ausführen würde – und nicht nur, weil ich meinen Einfluß geltend gemacht und um einen Gefallen gebettelt hatte. Es bestand kein Zweifel, daß Sarah Knight unerfahren war. Sie war fünf Jahre jünger als ich und hatte ihre Karriere hauptsächlich im politischen Journalismus verfolgt. Daß sie ein

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