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Qual

Qual

Titel: Qual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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aber ich bin doch offensichtlich nicht in Gefahr, oder?« Sie deutete auf den leeren Hörsaal, als wollte sie damit beweisen, daß nirgendwo Attentäter lauerten. »Also können sie sich beruhigen, und Sie können sie vergessen, und wir beide können unsere Arbeit fortsetzten. Richtig?«
    Ich nickte stupide. Sie ging fort, doch ich lief ihr nach. »Hören Sie«, sagte ich, »ich habe mich diesen Leuten nicht angebiedert. Ich hatte kaum das Flugzeug verlassen, als diese geheimnisvolle Person an mich herantrat und mysteriöse Andeutungen über Ihre Sicherheit machte. Ich dachte, Sie hätten ein Recht darauf, es zu erfahren. Mehr nicht. Ich wußte nicht, daß hie ein Mitglied Ihres meistgehaßten Kults ist. Und wenn das Thema von nun an tabu ist… okay. Ich werde diesen Namen in Ihrer Gegenwart nie wieder aussprechen.«
    Mosala blieb stehen und wurde nun etwas zugänglicher. »Ich muß mich entschuldigen«, sagte sie. »Ich wollte Ihnen nicht den Kopf abreißen. Aber wenn Sie wüßten, welchen widerwärtigen Unsinn…« Sie brach ab. »Schon gut. Sie sagen, das Thema ist abgeschlossen? Sie haben kein Interesse an diesen Leuten?« Sie lächelte. »Dann müssen wir uns ja gar nicht streiten, nicht wahr?« Sie ging zum Ausgang, drehte sich dort noch einmal um und rief mir zu: »Dann sehen wir uns morgen nachmittag. Endlich können wir uns über einige Dinge unterhalten, die wirklich wichtig sind. Darauf freue ich mich schon.«
    Ich sah ihr nach und kehrte dann in den leeren Raum zurück, wo ich mich in einen Sitz der ersten Reihe setzte und mich fragte, wie ich jemals auf die Idee gekommen war, ich könnte Violet Mosala dem Rest der Welt ›erklären‹. Ich hatte nicht einmal gewußt, was meine eigene Lebensgefährtin dachte, nachdem ich Woche um Woche mit ihr verbracht hatte. Welche haarsträubenden Fehlurteile würde ich also über diese hochintelligente, launische Fremde abgeben… deren Leben sich um eine Mathematik drehte, die mein Begreifen überstieg?
    Mein Notepad piepte eindringlich. Ich nahm es aus der Tasche. Hermes hatte geschlußfolgert, daß der Vortrag vorbei war und akustische Signale jetzt nicht mehr stören würden. Indrani Lee hatte eine Nachricht für mich hinterlassen.
    »Andrew, Ihnen mag vielleicht nicht bewußt sein, worum es eigentlich geht, aber ein Repräsentant der Leute, über die wir gestern abend sprachen, hat sich einverstanden erklärt, sich mit Ihnen zu treffen. Natürlich nur inoffiziell. Chomsky Avenue Nummer 27. Heute um einundzwanzig Uhr.«
    Ich hielt mir den Bauch und versuchte, nicht zu lachen.
    »Ich gehe nicht hin«, sagte ich. »Das will ich nicht riskieren. Was ist, wenn Mosala davon erfährt? Natürlich bin ich neugierig, aber es lohnt sich nicht, ein solches Risiko einzugehen.«
    Nach einigen Sekunden fragte Hermes: »Ist das eine Antwort an den Absender dieser Nachricht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Und es ist auch gar nicht die Wahrheit.«
     
    Die Adresse, die Lee mir gegeben hatte, war von der nordöstlichen Straßenbahnlinie nur ein kurzes Stück Fußweg entfernt, der durch eine Gegend führte, die beinahe wie ein kleines Mittelklasseviertel wirkte, wie ich es von zu Hause kannte. Nur daß es hier keine Vegetation gab, weder protzig noch bescheiden, sondern nur verhältnismäßig große, gepflasterte Höfe und vereinzelte kitschige Statuen. Und wie es aussah, gab es auch keine elektrischen Zäune. Die Luft war kühl – auch hier machte sich allmählich der Herbst bemerkbar. Die blendenden Korallen von Stateless vermittelten einen völlig irreführenden Eindruck, denn die natürlichen Verwandten der hiesigen gentechnischen Polypen wären hier, so weit von den Tropen entfernt, niemals überlebensfähig.
    Ich dachte: Sarah Knight hatte Kontakt mit den Anthrokosmologisten aufgenommen, und Mosala hatte nichts davon erfahren. Sie hätte wohl kaum in so strahlenden Worten von Sarah gesprochen, wenn sie gewußt hätte, daß sie einen Handel mit Kuwale geschlossen hatte. Das war natürlich reine Spekulation, aber sie ergab Sinn. Die Recherchen für Was die Welt zusammenhält mußten Sarah direkt zu den AKs geführt haben, die zumindest einer der Gründe gewesen waren, weshalb sie sich so intensiv um den Vertrag für Violet Mosala bemüht hatte. Und vielleicht hatten sich die Anthrokosmologisten jetzt entschieden, mir das gleiche Angebot zu machen. Helfen Sie uns, auf Violet Mosala aufzupassen, dann bekommen Sie eine Exklusivstory: die erste Mediendokumentation über den

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